dergleichen unter den Ptolemäern als sicher an, S. 524. (1821). Nach Andern secirte selbst Galen Affen und schloß daraus auf Men- schen. Geschichte des os maxillare in Göthe's Morphologie. Vgl. Blumenbachs Vorlesung de veterum artificum anatomicae pe- ritiae laude limitanda, celebranda vero eorum in cha- ractere gentilitio exprimendo accuratione, GGA. 1823. S. 1241. Dagegen sucht Hirt, Schriften der Berl. Akad. 1820. Hist. Cl. S. 296., ein synchronistisches Verhältniß der Ausbildung der Zergliederungskunst (seit Alkmäon Ol. 70. ?) und der plasti- schen darzuthun.
2. Von den Agrigentinischen Jungfrauen (Krotoniatischen setzen Andre, weil das Bild sich bei Kroton befand) als Modellen der Helena des Zeuxis erzählen Viele. (Das Vereinigen getrennter Schönheiten schien den alten Kunstrichtern etwas keineswegs Unmög- liches, s. Xenoph. Mem. Socr. iii, 10. Arist. Pol. iii, 6). Von der Theodote, e to kallos eautes epedeixen, Xen. Mem. Socr. iii, 11. Der Busen der Lais wurde von den Mahlern copirt, Athen. xiii, 588 d. Auch die Stelle Plut. Perikl. 13. deutet auf weibliche Modelle, die Phidias brauchte. Männ- liche kommen wohl nie vor; die Gymnastik gewährte natürlich viel schönere Entwickelungen männlicher Kraft und Schönheit, als die steifen Akte einer Akademie.
3. Ueber die Lebhaftigkeit und Begeisterung, mit der die Grie- chen körperliche Wohlgestalt auffaßten, und diesem Genusse nach- trachteten, hat Winckelmann iv S. 7 ff. die Hauptzüge aus den Alten gesammelt; doch sind noch einige Berichtigungen nöthig.
4. Das dem Archäologen Wesentlichste aus der Osteologie und Myologie bequem mitzutheilen, ist kein Buch geeigneter, als Jean- Galbert Salvage's Anatomie du Gladiateur combattant. Par. 1812. f. Am meisten kommen bei der Charakterisirung und detaillirten Beschreibung von Statuen in Betracht, am Rumpfe die Formen des musculus magnus pectoralis, rectus ventris, der m. serrati (denteles), magni obliqui, magni dorsales, rhomboidei, magni u. medii glutei; am Halse und den Schul- tern der sterno-cleido-mastoides und trapezii, an den Armen des deltoides, biceps, triceps, longus supinator; an den Beinen des rectus anterior, internus et externus femo- ralis, biceps, der gemelli und des tendo Achillis.
Syſtematiſcher Theil.
dergleichen unter den Ptolemäern als ſicher an, S. 524. (1821). Nach Andern ſecirte ſelbſt Galen Affen und ſchloß daraus auf Men- ſchen. Geſchichte des os maxillare in Göthe’s Morphologie. Vgl. Blumenbachs Vorleſung de veterum artificum anatomicae pe- ritiae laude limitanda, celebranda vero eorum in cha- ractere gentilitio exprimendo accuratione, GGA. 1823. S. 1241. Dagegen ſucht Hirt, Schriften der Berl. Akad. 1820. Hiſt. Cl. S. 296., ein ſynchroniſtiſches Verhältniß der Ausbildung der Zergliederungskunſt (ſeit Alkmäon Ol. 70. ?) und der plaſti- ſchen darzuthun.
2. Von den Agrigentiniſchen Jungfrauen (Krotoniatiſchen ſetzen Andre, weil das Bild ſich bei Kroton befand) als Modellen der Helena des Zeuxis erzählen Viele. (Das Vereinigen getrennter Schönheiten ſchien den alten Kunſtrichtern etwas keineswegs Unmög- liches, ſ. Xenoph. Mem. Socr. iii, 10. Ariſt. Pol. iii, 6). Von der Theodote, ἣ τὸ κάλλος ἑαυτῆς ἐπέδειξεν, Xen. Mem. Socr. iii, 11. Der Buſen der Lais wurde von den Mahlern copirt, Athen. xiii, 588 d. Auch die Stelle Plut. Perikl. 13. deutet auf weibliche Modelle, die Phidias brauchte. Männ- liche kommen wohl nie vor; die Gymnaſtik gewährte natürlich viel ſchönere Entwickelungen männlicher Kraft und Schönheit, als die ſteifen Akte einer Akademie.
3. Ueber die Lebhaftigkeit und Begeiſterung, mit der die Grie- chen körperliche Wohlgeſtalt auffaßten, und dieſem Genuſſe nach- trachteten, hat Winckelmann iv S. 7 ff. die Hauptzüge aus den Alten geſammelt; doch ſind noch einige Berichtigungen nöthig.
4. Das dem Archäologen Weſentlichſte aus der Oſteologie und Myologie bequem mitzutheilen, iſt kein Buch geeigneter, als Jean- Galbert Salvage’s Anatomie du Gladiateur combattant. Par. 1812. f. Am meiſten kommen bei der Charakteriſirung und detaillirten Beſchreibung von Statuen in Betracht, am Rumpfe die Formen des musculus magnus pectoralis, rectus ventris, der m. serrati (dentelés), magni obliqui, magni dorsales, rhomboidei, magni u. medii glutei; am Halſe und den Schul- tern der sterno-cleido-mastoides und trapezii, an den Armen des deltoides, biceps, triceps, longus supinator; an den Beinen des rectus anterior, internus et externus femo- ralis, biceps, der gemelli und des tendo Achillis.
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Syſtematiſcher Theil.
dergleichen unter den Ptolemäern als ſicher an, S. 524. (1821).
Nach Andern ſecirte ſelbſt Galen Affen und ſchloß daraus auf Men-
ſchen. Geſchichte des os maxillare in Göthe’s Morphologie. Vgl.
Blumenbachs Vorleſung de veterum artificum anatomicae pe-
ritiae laude limitanda, celebranda vero eorum in cha-
ractere gentilitio exprimendo accuratione, GGA. 1823. S.
1241. Dagegen ſucht Hirt, Schriften der Berl. Akad. 1820.
Hiſt. Cl. S. 296., ein ſynchroniſtiſches Verhältniß der Ausbildung
der Zergliederungskunſt (ſeit Alkmäon Ol. 70. ?) und der plaſti-
ſchen darzuthun.
2. Von den Agrigentiniſchen Jungfrauen (Krotoniatiſchen ſetzen
Andre, weil das Bild ſich bei Kroton befand) als Modellen der
Helena des Zeuxis erzählen Viele. (Das Vereinigen getrennter
Schönheiten ſchien den alten Kunſtrichtern etwas keineswegs Unmög-
liches, ſ. Xenoph. Mem. Socr. iii, 10. Ariſt. Pol. iii, 6).
Von der Theodote, ἣ τὸ κάλλος ἑαυτῆς ἐπέδειξεν, Xen. Mem.
Socr. iii, 11. Der Buſen der Lais wurde von den Mahlern
copirt, Athen. xiii, 588 d. Auch die Stelle Plut. Perikl. 13.
deutet auf weibliche Modelle, die Phidias brauchte. Männ-
liche kommen wohl nie vor; die Gymnaſtik gewährte natürlich viel
ſchönere Entwickelungen männlicher Kraft und Schönheit, als die
ſteifen Akte einer Akademie.
3. Ueber die Lebhaftigkeit und Begeiſterung, mit der die Grie-
chen körperliche Wohlgeſtalt auffaßten, und dieſem Genuſſe nach-
trachteten, hat Winckelmann iv S. 7 ff. die Hauptzüge aus
den Alten geſammelt; doch ſind noch einige Berichtigungen nöthig.
4. Das dem Archäologen Weſentlichſte aus der Oſteologie und
Myologie bequem mitzutheilen, iſt kein Buch geeigneter, als Jean-
Galbert Salvage’s Anatomie du Gladiateur combattant.
Par. 1812. f. Am meiſten kommen bei der Charakteriſirung
und detaillirten Beſchreibung von Statuen in Betracht, am Rumpfe
die Formen des musculus magnus pectoralis, rectus ventris,
der m. serrati (dentelés), magni obliqui, magni dorsales,
rhomboidei, magni u. medii glutei; am Halſe und den Schul-
tern der sterno-cleido-mastoides und trapezii, an den Armen
des deltoides, biceps, triceps, longus supinator; an den
Beinen des rectus anterior, internus et externus femo-
ralis, biceps, der gemelli und des tendo Achillis.
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/426>, abgerufen am 22.11.2024.
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