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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
ren, wobei es nicht darauf ankömmt, die dem Künstler
vorschwebende Vorstellung von dem Gotte äußerlich dar-
zustellen, sondern nur eine herkömmliche Figur von neuem
herbeizuschaffen. So bleibt fortwährend die bildende
Kunst einem auf Erfüllung äußrer Zwecke gerichteten,
handwerksmäßigen Thun und Treiben, untergeordnet,
und der eigentliche Geist der bildenden Kunst ist nur im
Keime vorhanden. Der Sinn für das Bedeutungsvolle und
Schöne der menschlichen Gestalt, von dem schon die epi-
sche Poesie so häufig Zeugniß ablegt, findet seine Be-
friedigung in der Nahrung, welche ihm die orchestischen
Künste (§. 20. Anm.) gewähren. Die Zeichnung bleibt
daher lange roh und unförmlich.


2. Architektonik.

145. Als älteste Werke Griechischer Hände müssen die
Riesenmauern der Akropolen angesehen werden, wel-
che von der Nachwelt, mit einem Ausdrucke der Ver-
wunderung, in Argolis Kyklopen-Werke genannt,
2aber ohne Zweifel zum größten Theile von den ureinwoh-
nenden, hernach unterworfenen Pelasgern errichtet sind,
daher sie sich auch in Arkadien und Epeiros, Hauptlän-
dern der Pelasger, sehr zahlreich finden.

1. Tiruns teikhioessa Il. ii, 559. epikremnon teikhos
Pherekydes Schol. Od. xxi, 23. Ga Kuklopeia Argolis bei
Eurip. Orest 953. Kuklopeia ourania teikhe Elektra 1167.
Kuklopon thumelai Iph. Aul. 152. Kuklopia prothura
Eurustheos Pindar Fr. inc. 151. Kuklopeion trokhon So-
phokles bei Hesych kuklous. Tirunthion plintheuma Hesych.
Turres Cyclopes inv. Aristot. bei Plin. vi, 56. Ueber die
angebliche Herkunft (aus Kuretis, Thrake, Lykien): ad Apollod.
ii,
2, 1.

2. Pelasgikon oder Pelargikon teikhos in Athen. In
Argolis (Argos Pelasgon) zehn Kyklopische Ruinen. Ueber
Lykosura's Alter und Befestigung Pausan. viii, 38. Dodwell ii,

Hiſtoriſcher Theil.
ren, wobei es nicht darauf ankoͤmmt, die dem Kuͤnſtler
vorſchwebende Vorſtellung von dem Gotte aͤußerlich dar-
zuſtellen, ſondern nur eine herkoͤmmliche Figur von neuem
herbeizuſchaffen. So bleibt fortwaͤhrend die bildende
Kunſt einem auf Erfuͤllung aͤußrer Zwecke gerichteten,
handwerksmaͤßigen Thun und Treiben, untergeordnet,
und der eigentliche Geiſt der bildenden Kunſt iſt nur im
Keime vorhanden. Der Sinn fuͤr das Bedeutungsvolle und
Schoͤne der menſchlichen Geſtalt, von dem ſchon die epi-
ſche Poeſie ſo haͤufig Zeugniß ablegt, findet ſeine Be-
friedigung in der Nahrung, welche ihm die orcheſtiſchen
Kuͤnſte (§. 20. Anm.) gewaͤhren. Die Zeichnung bleibt
daher lange roh und unfoͤrmlich.


2. Architektonik.

145. Als aͤlteſte Werke Griechiſcher Haͤnde muͤſſen die
Rieſenmauern der Akropolen angeſehen werden, wel-
che von der Nachwelt, mit einem Ausdrucke der Ver-
wunderung, in Argolis Kyklopen-Werke genannt,
2aber ohne Zweifel zum groͤßten Theile von den ureinwoh-
nenden, hernach unterworfenen Pelasgern errichtet ſind,
daher ſie ſich auch in Arkadien und Epeiros, Hauptlaͤn-
dern der Pelasger, ſehr zahlreich finden.

1. Τίρυνς τειχιόεσσα Il. ii, 559. ἐπίκρημνον τεῖχος
Pherekydes Schol. Od. xxi, 23. Γᾶ Κυκλωπεία Argolis bei
Eurip. Oreſt 953. Κυκλώπεια οὐράνια τείχη Elektra 1167.
Κυκλώπων ϑυμὲλαι Iph. Aul. 152. Κυκλώπια πρόϑυρα
Εὐρυσϑέως Pindar Fr. inc. 151. Κυκλώπειον τροχόν So-
phokles bei Heſych κύκλους. Τιρύνϑιον πλίνϑευμα Heſych.
Turres Cyclopes inv. Ariſtot. bei Plin. vi, 56. Ueber die
angebliche Herkunft (aus Kuretis, Thrake, Lykien): ad Apollod.
ii,
2, 1.

2. Πελασγικὸν oder Πελαργικὸν τεῖχος in Athen. In
Argolis (Ἄργος Πελασγὸν) zehn Kyklopiſche Ruinen. Ueber
Lykoſura’s Alter und Befeſtigung Pauſan. viii, 38. Dodwell ii,

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[26/0048] Hiſtoriſcher Theil. ren, wobei es nicht darauf ankoͤmmt, die dem Kuͤnſtler vorſchwebende Vorſtellung von dem Gotte aͤußerlich dar- zuſtellen, ſondern nur eine herkoͤmmliche Figur von neuem herbeizuſchaffen. So bleibt fortwaͤhrend die bildende Kunſt einem auf Erfuͤllung aͤußrer Zwecke gerichteten, handwerksmaͤßigen Thun und Treiben, untergeordnet, und der eigentliche Geiſt der bildenden Kunſt iſt nur im Keime vorhanden. Der Sinn fuͤr das Bedeutungsvolle und Schoͤne der menſchlichen Geſtalt, von dem ſchon die epi- ſche Poeſie ſo haͤufig Zeugniß ablegt, findet ſeine Be- friedigung in der Nahrung, welche ihm die orcheſtiſchen Kuͤnſte (§. 20. Anm.) gewaͤhren. Die Zeichnung bleibt daher lange roh und unfoͤrmlich. 2. Architektonik. 45. Als aͤlteſte Werke Griechiſcher Haͤnde muͤſſen die Rieſenmauern der Akropolen angeſehen werden, wel- che von der Nachwelt, mit einem Ausdrucke der Ver- wunderung, in Argolis Kyklopen-Werke genannt, aber ohne Zweifel zum groͤßten Theile von den ureinwoh- nenden, hernach unterworfenen Pelasgern errichtet ſind, daher ſie ſich auch in Arkadien und Epeiros, Hauptlaͤn- dern der Pelasger, ſehr zahlreich finden. 1 2 1. Τίρυνς τειχιόεσσα Il. ii, 559. ἐπίκρημνον τεῖχος Pherekydes Schol. Od. xxi, 23. Γᾶ Κυκλωπεία Argolis bei Eurip. Oreſt 953. Κυκλώπεια οὐράνια τείχη Elektra 1167. Κυκλώπων ϑυμὲλαι Iph. Aul. 152. Κυκλώπια πρόϑυρα Εὐρυσϑέως Pindar Fr. inc. 151. Κυκλώπειον τροχόν So- phokles bei Heſych κύκλους. Τιρύνϑιον πλίνϑευμα Heſych. Turres Cyclopes inv. Ariſtot. bei Plin. vi, 56. Ueber die angebliche Herkunft (aus Kuretis, Thrake, Lykien): ad Apollod. ii, 2, 1. 2. Πελασγικὸν oder Πελαργικὸν τεῖχος in Athen. In Argolis (Ἄργος Πελασγὸν) zehn Kyklopiſche Ruinen. Ueber Lykoſura’s Alter und Befeſtigung Pauſan. viii, 38. Dodwell ii,

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/48>, abgerufen am 21.11.2024.