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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematischer Theil.
Kampfe ausruhenden, welcher den rechten Arm über das
Haupt schlägt, und den Köcher mit zugemachtem Deckel
4neben sich hängen hat. Indem dieser die dem Bogen in
Griechischer Bildersprache oft gegenüberstehende Kithar
schon in die Linke genommen, während die Rechte noch
vom Bogen über dem Haupte ausruht: führt diese Classe
5von Apollobildern von selbst hinüber zu: 3) dem kithar-
spielenden Apollon, welcher mannigfach costümirt erscheint;
doch herrscht hier eine vollständigere Bekleidung mit der
6Chlamys vor. In dem (4) Pythischen Agonisten wird
diese Bekleidung zu dem feierlich prächtigen Costüm der
Pythischen Stola vervollständigt; zugleich war hier eine
besonders weiche, rundliche, fast weibliche Bildung üblich,
welche es möglich machte, solche Apollonbilder für einen
Bathyll, oder eine Muse zu nehmen; seit Skopas vereinte
die Kunst damit eine schwärmerische Begeisterung im Ge-
sicht und eine tanzartige Bewegung der Gestalt. Andre
7Stellungen des Apollon haben weniger Bedeutsames und
Charakteristisches und üben eben darum weniger Einfluß
auf die Bildung der ganzen Figur aus.

2. A. von Belvedere, im Hof des Vatican. PCl. i. t. 14.
15. Mus. Fr. P. iv. Bouill. i,
17. Beim Hafen von An-
tium entdeckt (vgl. §. 259.). Ob aus marmor Lunense?
Nach Dolomieu im Mus. Nap. T. i. p. 44. ist er's; Visconti
äußert sich anders im PCl., anders bei Bouillon. Nach Hirt
zu den Niobiden gehörig; nach Visconti Nachbildung des Ale-
xikakos von Kalamis in Athen; nach Winck. der Erleger des Py-
thon. Wahrscheinlich Nachbildung eines Gußwerks; die Chlamys
ist entschieden für ein Erzbild angelegt. Doch ist auch das Origi-
nal schwerlich vorlysippisch. Winckelmanns Liebe zu der Statue
spricht sich am lebhaftesten in s. Werken vi, 1. 259. aus. Von
den geblähten Nasenlöchern §. 343, 2. Neu der l. Arm bis
zum Ellenbogen, die Finger des r. Viel zusammengesetzt, daher
einige Stellen an den Beinen ungeschickt erscheinen. -- Von
einer bei Argos gefundnen Bronze in der Stellung u. Bildung
des Belv. A. Pouqueville Voy. T. iv. p. 161. Köpfe dersel-
ben Art, zum Theil noch großartiger und geistreicher gebildet, in
Venedig (nach Visc.); im Hause Giustiniani (Hirt 4, 1.); bei
Gr. Pourtales (sehr edel und geistreich gebildet). Vgl. M.
Nap. i. p.
45.

Syſtematiſcher Theil.
Kampfe ausruhenden, welcher den rechten Arm uͤber das
Haupt ſchlaͤgt, und den Koͤcher mit zugemachtem Deckel
4neben ſich haͤngen hat. Indem dieſer die dem Bogen in
Griechiſcher Bilderſprache oft gegenuͤberſtehende Kithar
ſchon in die Linke genommen, waͤhrend die Rechte noch
vom Bogen uͤber dem Haupte ausruht: fuͤhrt dieſe Claſſe
5von Apollobildern von ſelbſt hinuͤber zu: 3) dem kithar-
ſpielenden Apollon, welcher mannigfach coſtuͤmirt erſcheint;
doch herrſcht hier eine vollſtaͤndigere Bekleidung mit der
6Chlamys vor. In dem (4) Pythiſchen Agoniſten wird
dieſe Bekleidung zu dem feierlich praͤchtigen Coſtuͤm der
Pythiſchen Stola vervollſtaͤndigt; zugleich war hier eine
beſonders weiche, rundliche, faſt weibliche Bildung uͤblich,
welche es moͤglich machte, ſolche Apollonbilder fuͤr einen
Bathyll, oder eine Muſe zu nehmen; ſeit Skopas vereinte
die Kunſt damit eine ſchwaͤrmeriſche Begeiſterung im Ge-
ſicht und eine tanzartige Bewegung der Geſtalt. Andre
7Stellungen des Apollon haben weniger Bedeutſames und
Charakteriſtiſches und uͤben eben darum weniger Einfluß
auf die Bildung der ganzen Figur aus.

2. A. von Belvedere, im Hof des Vatican. PCl. i. t. 14.
15. Mus. Fr. P. iv. Bouill. i,
17. Beim Hafen von An-
tium entdeckt (vgl. §. 259.). Ob aus marmor Lunense?
Nach Dolomieu im Mus. Nap. T. i. p. 44. iſt er’s; Viſconti
äußert ſich anders im PCl., anders bei Bouillon. Nach Hirt
zu den Niobiden gehörig; nach Viſconti Nachbildung des Ἀλε-
ξίκακος von Kalamis in Athen; nach Winck. der Erleger des Py-
thon. Wahrſcheinlich Nachbildung eines Gußwerks; die Chlamys
iſt entſchieden für ein Erzbild angelegt. Doch iſt auch das Origi-
nal ſchwerlich vorlyſippiſch. Winckelmanns Liebe zu der Statue
ſpricht ſich am lebhafteſten in ſ. Werken vi, 1. 259. aus. Von
den geblähten Naſenlöchern §. 343, 2. Neu der l. Arm bis
zum Ellenbogen, die Finger des r. Viel zuſammengeſetzt, daher
einige Stellen an den Beinen ungeſchickt erſcheinen. — Von
einer bei Argos gefundnen Bronze in der Stellung u. Bildung
des Belv. A. Pouqueville Voy. T. iv. p. 161. Köpfe derſel-
ben Art, zum Theil noch großartiger und geiſtreicher gebildet, in
Venedig (nach Viſc.); im Hauſe Giuſtiniani (Hirt 4, 1.); bei
Gr. Pourtalès (ſehr edel und geiſtreich gebildet). Vgl. M.
Nap. i. p.
45.

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[466/0488] Syſtematiſcher Theil. Kampfe ausruhenden, welcher den rechten Arm uͤber das Haupt ſchlaͤgt, und den Koͤcher mit zugemachtem Deckel neben ſich haͤngen hat. Indem dieſer die dem Bogen in Griechiſcher Bilderſprache oft gegenuͤberſtehende Kithar ſchon in die Linke genommen, waͤhrend die Rechte noch vom Bogen uͤber dem Haupte ausruht: fuͤhrt dieſe Claſſe von Apollobildern von ſelbſt hinuͤber zu: 3) dem kithar- ſpielenden Apollon, welcher mannigfach coſtuͤmirt erſcheint; doch herrſcht hier eine vollſtaͤndigere Bekleidung mit der Chlamys vor. In dem (4) Pythiſchen Agoniſten wird dieſe Bekleidung zu dem feierlich praͤchtigen Coſtuͤm der Pythiſchen Stola vervollſtaͤndigt; zugleich war hier eine beſonders weiche, rundliche, faſt weibliche Bildung uͤblich, welche es moͤglich machte, ſolche Apollonbilder fuͤr einen Bathyll, oder eine Muſe zu nehmen; ſeit Skopas vereinte die Kunſt damit eine ſchwaͤrmeriſche Begeiſterung im Ge- ſicht und eine tanzartige Bewegung der Geſtalt. Andre Stellungen des Apollon haben weniger Bedeutſames und Charakteriſtiſches und uͤben eben darum weniger Einfluß auf die Bildung der ganzen Figur aus. 4 5 6 7 2. A. von Belvedere, im Hof des Vatican. PCl. i. t. 14. 15. Mus. Fr. P. iv. Bouill. i, 17. Beim Hafen von An- tium entdeckt (vgl. §. 259.). Ob aus marmor Lunense? Nach Dolomieu im Mus. Nap. T. i. p. 44. iſt er’s; Viſconti äußert ſich anders im PCl., anders bei Bouillon. Nach Hirt zu den Niobiden gehörig; nach Viſconti Nachbildung des Ἀλε- ξίκακος von Kalamis in Athen; nach Winck. der Erleger des Py- thon. Wahrſcheinlich Nachbildung eines Gußwerks; die Chlamys iſt entſchieden für ein Erzbild angelegt. Doch iſt auch das Origi- nal ſchwerlich vorlyſippiſch. Winckelmanns Liebe zu der Statue ſpricht ſich am lebhafteſten in ſ. Werken vi, 1. 259. aus. Von den geblähten Naſenlöchern §. 343, 2. Neu der l. Arm bis zum Ellenbogen, die Finger des r. Viel zuſammengeſetzt, daher einige Stellen an den Beinen ungeſchickt erſcheinen. — Von einer bei Argos gefundnen Bronze in der Stellung u. Bildung des Belv. A. Pouqueville Voy. T. iv. p. 161. Köpfe derſel- ben Art, zum Theil noch großartiger und geiſtreicher gebildet, in Venedig (nach Viſc.); im Hauſe Giuſtiniani (Hirt 4, 1.); bei Gr. Pourtalès (ſehr edel und geiſtreich gebildet). Vgl. M. Nap. i. p. 45.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/488>, abgerufen am 22.11.2024.