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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Gegenstände.

365. Als Beschützerin des Ephesischen Heiligthums,1
welches die Amazonen der Sage nach gegründet, erscheint
Artemis selbst in einem Asiatischen Amazonen-Costüm.
Ihr weitverbreitetes und in späterer Kaiserzeit in Statuen2
und auf Münzen unzähligemal wiederholtes Cultusbild
hängt mit den Hellenischen Artemis-Vorstellungen durch
kein sichtliches Band zusammen. Aehnlich wurde die3
Artemis Leukophryne Magnesia's, unförmlicher und roher
die Pergäische in Pamphylien gebildet. Ueberhaupt war4
Kleinasien voll von eigenthümlichen und seltsamen Arte-
mis-Darstellungen, welche der Anaitis des Orients nä-
her standen als der Griechischen Artemis. Das kleine5
Bild der Taurischen oder Orthischen Artemis, dasselbe
welches die Spartanische Priesterin bei der Knabengeiße-
lung auf der Hand trug, erscheint im Mythus der Iphi-
geneia als Mittelpunkt; es gleicht andern altgriechischen
Bildern. In größerer Verbindung ist man gewohnt6
Artemis mit Mutter und Bruder zu sehn, auch im Gi-
gantenkampfe, und in der in späterer Kunst beliebten Vor-
stellung der von Aktäon im Bade belauschten.

1. S. das Vasengemählde Millin Vases ii, 25. G. M.
136, 499. A. als Amazone auch auf der M. des Nikomedes i. G.
M.
16, 122. Phrygisch costümirt auf der Vase Tischb. iv, 6.

2. Oben §. 69. S. 47. PCl. i, 32. G. M. 30, 108. 109.
111. Lipp. ii, 62--68. Oft auf Homonöen-M. u. Lam-
pen. -- Leukophryne G. M. 112.

4. Von der A. Priapine auf Kilikischen M. von Mallos Töl-
ken, Kunstblatt 1828 H. vi.

5. S. die Reliefs Winck. M. I. 146. G. M. 171. u.
Zoega 56. u. das Gemählde, Ant. Erc. i, 12. vgl. 11. --
Die Tauropolos dagegen, auf M. von Ikaria und Amphipolis,
reitet stets den Stier, Böttiger Kunstmyth. S. 330. Tf. 4. Dip-
tycha G. M. 34, 121. Vgl. Voß S. 56.

6. Apollon spendon kai Art. khruselakatos oino-
khoousa (vgl. §. 97. N. 17.) Gerh. Ant. Bildw. i, 9. A. als
Hirsch mit Giganten kämpfend, Lipp, ii, 111. G. M. 20,

II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.

365. Als Beſchuͤtzerin des Epheſiſchen Heiligthums,1
welches die Amazonen der Sage nach gegruͤndet, erſcheint
Artemis ſelbſt in einem Aſiatiſchen Amazonen-Coſtuͤm.
Ihr weitverbreitetes und in ſpaͤterer Kaiſerzeit in Statuen2
und auf Muͤnzen unzaͤhligemal wiederholtes Cultusbild
haͤngt mit den Helleniſchen Artemis-Vorſtellungen durch
kein ſichtliches Band zuſammen. Aehnlich wurde die3
Artemis Leukophryne Magneſia’s, unfoͤrmlicher und roher
die Pergaͤiſche in Pamphylien gebildet. Ueberhaupt war4
Kleinaſien voll von eigenthuͤmlichen und ſeltſamen Arte-
mis-Darſtellungen, welche der Anaitis des Orients naͤ-
her ſtanden als der Griechiſchen Artemis. Das kleine5
Bild der Tauriſchen oder Orthiſchen Artemis, daſſelbe
welches die Spartaniſche Prieſterin bei der Knabengeiße-
lung auf der Hand trug, erſcheint im Mythus der Iphi-
geneia als Mittelpunkt; es gleicht andern altgriechiſchen
Bildern. In groͤßerer Verbindung iſt man gewohnt6
Artemis mit Mutter und Bruder zu ſehn, auch im Gi-
gantenkampfe, und in der in ſpaͤterer Kunſt beliebten Vor-
ſtellung der von Aktaͤon im Bade belauſchten.

1. S. das Vaſengemählde Millin Vases ii, 25. G. M.
136, 499. A. als Amazone auch auf der M. des Nikomedes i. G.
M.
16, 122. Phrygiſch coſtümirt auf der Vaſe Tiſchb. iv, 6.

2. Oben §. 69. S. 47. PCl. i, 32. G. M. 30, 108. 109.
111. Lipp. ii, 62—68. Oft auf Homonöen-M. u. Lam-
pen. — Leukophryne G. M. 112.

4. Von der A. Priapine auf Kilikiſchen M. von Mallos Töl-
ken, Kunſtblatt 1828 H. vi.

5. S. die Reliefs Winck. M. I. 146. G. M. 171. u.
Zoëga 56. u. das Gemählde, Ant. Erc. i, 12. vgl. 11. —
Die Ταυροπόλος dagegen, auf M. von Ikaria und Amphipolis,
reitet ſtets den Stier, Böttiger Kunſtmyth. S. 330. Tf. 4. Dip-
tycha G. M. 34, 121. Vgl. Voß S. 56.

6. Ἀπόλλων σπένδων καὶ Ἅρτ. χρυσηλάκατος οῖνο-
χοοῦσα (vgl. §. 97. N. 17.) Gerh. Ant. Bildw. i, 9. A. als
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[477/0499] II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. 365. Als Beſchuͤtzerin des Epheſiſchen Heiligthums, welches die Amazonen der Sage nach gegruͤndet, erſcheint Artemis ſelbſt in einem Aſiatiſchen Amazonen-Coſtuͤm. Ihr weitverbreitetes und in ſpaͤterer Kaiſerzeit in Statuen und auf Muͤnzen unzaͤhligemal wiederholtes Cultusbild haͤngt mit den Helleniſchen Artemis-Vorſtellungen durch kein ſichtliches Band zuſammen. Aehnlich wurde die Artemis Leukophryne Magneſia’s, unfoͤrmlicher und roher die Pergaͤiſche in Pamphylien gebildet. Ueberhaupt war Kleinaſien voll von eigenthuͤmlichen und ſeltſamen Arte- mis-Darſtellungen, welche der Anaitis des Orients naͤ- her ſtanden als der Griechiſchen Artemis. Das kleine Bild der Tauriſchen oder Orthiſchen Artemis, daſſelbe welches die Spartaniſche Prieſterin bei der Knabengeiße- lung auf der Hand trug, erſcheint im Mythus der Iphi- geneia als Mittelpunkt; es gleicht andern altgriechiſchen Bildern. In groͤßerer Verbindung iſt man gewohnt Artemis mit Mutter und Bruder zu ſehn, auch im Gi- gantenkampfe, und in der in ſpaͤterer Kunſt beliebten Vor- ſtellung der von Aktaͤon im Bade belauſchten. 1 2 3 4 5 6 1. S. das Vaſengemählde Millin Vases ii, 25. G. M. 136, 499. A. als Amazone auch auf der M. des Nikomedes i. G. M. 16, 122. Phrygiſch coſtümirt auf der Vaſe Tiſchb. iv, 6. 2. Oben §. 69. S. 47. PCl. i, 32. G. M. 30, 108. 109. 111. Lipp. ii, 62—68. Oft auf Homonöen-M. u. Lam- pen. — Leukophryne G. M. 112. 4. Von der A. Priapine auf Kilikiſchen M. von Mallos Töl- ken, Kunſtblatt 1828 H. vi. 5. S. die Reliefs Winck. M. I. 146. G. M. 171. u. Zoëga 56. u. das Gemählde, Ant. Erc. i, 12. vgl. 11. — Die Ταυροπόλος dagegen, auf M. von Ikaria und Amphipolis, reitet ſtets den Stier, Böttiger Kunſtmyth. S. 330. Tf. 4. Dip- tycha G. M. 34, 121. Vgl. Voß S. 56. 6. Ἀπόλλων σπένδων καὶ Ἅρτ. χρυσηλάκατος οῖνο- χοοῦσα (vgl. §. 97. N. 17.) Gerh. Ant. Bildw. i, 9. A. als Hirſch mit Giganten kämpfend, Lipp, ii, 111. G. M. 20,

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/499>, abgerufen am 22.11.2024.