Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.II. Bildende Kunst. Gegenstände. lung; die Statue wird ganz Symbol des weiblichen Lieb-reizes, der durch die Aeußerung natürlicher Schamhaftig- keit erhöht wird, und der Weiblichkeit überhaupt. Andere5 Stellungen, welche mehr Bewegung und Handlung an- zeigen, haben ungeachtet der besondern Reize, die sie ent- falten, nicht diese durchgängige und überall gleiche Fülle der Schönheit, wie die vorher bezeichneten Hauptbilder. Hieher gehören die im Bade kauernde, die sich den Ke- stos umbindende, ein Wehrgehenk anlegende, sich beschu- hende. Die Anadyomene, in eigentlichem Sinn, ist kein Gegenstand für Plastik. 1. Inschr. einer solchen A., an der Augen, Stirn, der Ansatz der 2. Kallipugos. Sage von den Mädchen in Syrakus, Athen. 3. Hier sind zu unterscheiden: die eigentlichen Copieen der Kni- 32*
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. lung; die Statue wird ganz Symbol des weiblichen Lieb-reizes, der durch die Aeußerung natuͤrlicher Schamhaftig- keit erhoͤht wird, und der Weiblichkeit uͤberhaupt. Andere5 Stellungen, welche mehr Bewegung und Handlung an- zeigen, haben ungeachtet der beſondern Reize, die ſie ent- falten, nicht dieſe durchgaͤngige und uͤberall gleiche Fuͤlle der Schoͤnheit, wie die vorher bezeichneten Hauptbilder. Hieher gehoͤren die im Bade kauernde, die ſich den Ke- ſtos umbindende, ein Wehrgehenk anlegende, ſich beſchu- hende. Die Anadyomene, in eigentlichem Sinn, iſt kein Gegenſtand fuͤr Plaſtik. 1. Inſchr. einer ſolchen A., an der Augen, Stirn, der Anſatz der 2. Καλλίπυγος. Sage von den Mädchen in Syrakus, Athen. 3. Hier ſind zu unterſcheiden: die eigentlichen Copieen der Kni- 32*
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II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
lung; die Statue wird ganz Symbol des weiblichen Lieb-
reizes, der durch die Aeußerung natuͤrlicher Schamhaftig-
keit erhoͤht wird, und der Weiblichkeit uͤberhaupt. Andere
Stellungen, welche mehr Bewegung und Handlung an-
zeigen, haben ungeachtet der beſondern Reize, die ſie ent-
falten, nicht dieſe durchgaͤngige und uͤberall gleiche Fuͤlle
der Schoͤnheit, wie die vorher bezeichneten Hauptbilder.
Hieher gehoͤren die im Bade kauernde, die ſich den Ke-
ſtos umbindende, ein Wehrgehenk anlegende, ſich beſchu-
hende. Die Anadyomene, in eigentlichem Sinn, iſt
kein Gegenſtand fuͤr Plaſtik.
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1. Inſchr. einer ſolchen A., an der Augen, Stirn, der Anſatz der
Haare beſonders ſchön ſind: ἀπο της ἐν Τρωαδι Ἀφροδιτης
Μηνοφαντος ἐποιει. M. Cap. iv. p. 392. nebſt Kupfer. Winck.
W. iv. S. 329. Mit dieſer ſtimmt die im Louvre n. 190.
aus der Gal. de Versailles. Bouill. iii, 6. 4. M. Nap. i,
57. Vgl. Bouill. 7. Die Dresdner mit einem Badetuch,
Maffei Racc. 144, Le Plat 133. der Kopf August. 61. —
A. vorn ganz unbekleidet, hinten verhüllt. Gal. Fir. t. 39. Amalth.
i. S. 288.
2. Καλλίπυγος. Sage von den Mädchen in Syrakus, Athen.
xii, p. 554. Vgl. Alkiphron i, 39. nebſt Berglers Noten. Die
γελασῖνοι, ebd. p. 255. Wagn., entſprechen dem ἐν τοῖς ἰσχίοις
γέλως §. 127, 4. Farneſiſche Statue in Neapel, mit moder-
nem Kopfe (Finati Mus. Borb. ii, 255.) bei Piran. St. 7.
Maffei 55. Von einer andern zu Verſailles Winck. W. ii.
S. 404.
3. Hier ſind zu unterſcheiden: die eigentlichen Copieen der Kni-
diſchen, in denen der Ausdruck des Geſichts noch weniger Zärtlich-
keit, mehr Erhabenheit hat als bei ſpätern Werken, §. 127, 4.,
wozu auch die Gemme, Lipp. i, 81., gehört. Die Mediceiſche
A. des Kleomenes §. 158, 2. Dieſer ähnlich der Dresdner Torſo
nebſt Kopf, Aug. 27 — 30., ſo wie der Torſo, Woburn Marbl.
22. Die Capitoliniſche, mit derſelben Haltung der Hände, aber
minder zuſammengeſchmiegt, und frauenartiger gebildet, neben ihr
ein Salbgefäß (alabastron) mit Badetuch. Individuelle Geſicht-
züge, hoher Kopfputz. Wohlerhalten, bis auf die Finger. M. Cap.
iii, 19. M. Fr. iv, 14. Nap. i, 56. Bouill. iii, 7. G.
M. 44, 180. Göthe’s Propyläen iii, 1. S. 151. In der-
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