Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.wo sie zusammen stossen/ heist noch immer Tura, §. 4. Ob nun Siberien von Anfange diesen sen.
wo ſie zuſammen ſtoſſen/ heiſt noch immer Tura, §. 4. Ob nun Siberien von Anfange dieſen ſen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="4"/> wo ſie zuſammen ſtoſſen/ heiſt noch immer <hi rendition="#aq">Tura,</hi><lb/> biß er in die <hi rendition="#aq">Tobol</hi> faͤllt/ und da wohnen die <hi rendition="#aq">Tar-<lb/> tarn. Tobol</hi> faͤllt in die <hi rendition="#aq">Irtis, Irtis</hi> aber in den<lb/> groſſen <hi rendition="#aq">Obi.</hi> An dieſen Stroͤmen wohnen viele<lb/> Heydniſche <hi rendition="#aq">Tartarn, Calmucken, Mongalen,</hi><lb/> die <hi rendition="#aq">Piejaga, Horda, Oſtiacken, Samogiten</hi> und<lb/> dergleichen Heyden/ die von GOtt nicht wiſſen.<lb/> Die <hi rendition="#aq">Tartarn</hi> ſind <hi rendition="#aq">Mahometi</hi>ſch, die <hi rendition="#aq">Calmucken</hi><lb/> aber halten ein Geſetz, welches die Eltern denen<lb/> Kindern vorſchreiben/ den rechten Grund weiß<lb/> keiner hievon/ maſſen keine Schrifft bey ihnen<lb/> gefunden wird. Die <hi rendition="#aq">Piejaga, Horda, Oſtia-<lb/> cken</hi> und <hi rendition="#aq">Samogiten</hi> beten die Abgoͤtter an/ ſie<lb/> leben ſonder Geſetze/ opffern und bringen denen<lb/> ſelbſt gemachten Goͤtzen Gaben/ und bilden ſich<lb/> ein/ daß ſie von denen Goͤtzen den Auffenthalt ih-<lb/> rer Nothdurfft und Nahrung haben. Sie<lb/> eſſen auch nicht was menſchlich iſt/ ſondern roh<lb/> Fleiſch/ und Aaß von allerhand Thieren unge-<lb/> kocht/ Graß und Wurtzeln/ ſie wiſſen von keinem<lb/> Brodt/ und trincken Blut wie Waſſer. Der<lb/> groſſe Strohm <hi rendition="#aq">Obi</hi> laufft in die <hi rendition="#aq">Guba Manga-<lb/> ſea.</hi> Die <hi rendition="#aq">Guba</hi> hat eine Oeffnung/ und laufft<lb/> im groſſen <hi rendition="#aq">Oceano</hi> um/ und bey dieſer Muͤndung<lb/> ſind groſſe Eyß-Berge von alters her/ und thau-<lb/> et die Sonne ſelbige nimmer auf/ ſondern wer-<lb/> den denn und wenn vom Winde erſchuͤttert, es<lb/> kan auch niemand dahin kommen/ daher alles<lb/> unbekannt iſt. (biß hieher der <hi rendition="#aq">Anonymus.</hi>)</p><lb/> <p>§. 4. Ob nun <hi rendition="#aq">Siberien</hi> von Anfange dieſen<lb/> Nahmen gefuͤhret/ kan man nicht eigentlich wiſ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſen.</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0020]
wo ſie zuſammen ſtoſſen/ heiſt noch immer Tura,
biß er in die Tobol faͤllt/ und da wohnen die Tar-
tarn. Tobol faͤllt in die Irtis, Irtis aber in den
groſſen Obi. An dieſen Stroͤmen wohnen viele
Heydniſche Tartarn, Calmucken, Mongalen,
die Piejaga, Horda, Oſtiacken, Samogiten und
dergleichen Heyden/ die von GOtt nicht wiſſen.
Die Tartarn ſind Mahometiſch, die Calmucken
aber halten ein Geſetz, welches die Eltern denen
Kindern vorſchreiben/ den rechten Grund weiß
keiner hievon/ maſſen keine Schrifft bey ihnen
gefunden wird. Die Piejaga, Horda, Oſtia-
cken und Samogiten beten die Abgoͤtter an/ ſie
leben ſonder Geſetze/ opffern und bringen denen
ſelbſt gemachten Goͤtzen Gaben/ und bilden ſich
ein/ daß ſie von denen Goͤtzen den Auffenthalt ih-
rer Nothdurfft und Nahrung haben. Sie
eſſen auch nicht was menſchlich iſt/ ſondern roh
Fleiſch/ und Aaß von allerhand Thieren unge-
kocht/ Graß und Wurtzeln/ ſie wiſſen von keinem
Brodt/ und trincken Blut wie Waſſer. Der
groſſe Strohm Obi laufft in die Guba Manga-
ſea. Die Guba hat eine Oeffnung/ und laufft
im groſſen Oceano um/ und bey dieſer Muͤndung
ſind groſſe Eyß-Berge von alters her/ und thau-
et die Sonne ſelbige nimmer auf/ ſondern wer-
den denn und wenn vom Winde erſchuͤttert, es
kan auch niemand dahin kommen/ daher alles
unbekannt iſt. (biß hieher der Anonymus.)
§. 4. Ob nun Siberien von Anfange dieſen
Nahmen gefuͤhret/ kan man nicht eigentlich wiſ-
ſen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie vorliegende Ausgabe ist die erste eigenständi… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |