Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.thier-Häuten unten beziehen, forne aber wo es §. 8. Von der Erde/ die aus ihrem Schoos- §. 9. Das weibliche Geschlecht hat in Er- hät-
thier-Haͤuten unten beziehen, forne aber wo es §. 8. Von der Erde/ die aus ihrem Schooſ- §. 9. Das weibliche Geſchlecht hat in Er- haͤt-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="30"/> thier-Haͤuten unten beziehen, forne aber wo es<lb/> an dem Graſſe ſtoͤſt die glatte Haut vom Bei-<lb/> ne ſetzen/ daß es deſto leichter ohne ſonderlichen<lb/> Aufenthalt fortgehe; Kommen ſie an einen<lb/> Fluß, ſo ſchwimmt das Rennthier uͤber und zie-<lb/> het hinter ſich her dieß beſchriebene Fahrzeug.</p><lb/> <p>§. 8. Von der Erde/ die aus ihrem Schooſ-<lb/> ſe Menſchen und Vieh ſonſt ernaͤhret, wiſſen<lb/> ihnen dieſe Leute gar keinen Nutzen zu machen/<lb/> auſſer daß etliche die wilden Wurtzelln/ welche<lb/> das unfruchtbahre Land bey der groſſen Kaͤlte<lb/> noch hervor bringen kan/ ausgraben und ſich<lb/> damit ſaͤttigen. Der Ackerbau iſt ihnen gantz<lb/> unbekandt/ wegen der Viehzucht leben ſie<lb/> gantz unbekuͤmmert/ und halten weder Kuͤhe<lb/> noch Pferde, weder Schaafe noch Huͤner/<lb/> welche von ihren Hunden bald angepackt und<lb/> zerriſſen werden duͤrfften. Wie dann ſolches<lb/> die taͤgliche Erfahrung bey denen Ruſſen, die<lb/> in denen Staͤdten wohnen, lehret, und derglei-<lb/> chen Hunde zu ihrer Nothdurfft halten muͤſſen/<lb/> denen ihre Kuͤhe gar oͤffter auf dem Felde ange-<lb/> fallen und zerriſſen werden.</p><lb/> <p>§. 9. Das weibliche Geſchlecht hat in Er-<lb/> mangelung des Flachſes wenige Ubung. Doch<lb/> aber wiſſen ſie die Neſſel auf gleiche Weiſe wie<lb/> das Flachs zu handthieren/ und ihnen Leinwand<lb/> daraus zu wuͤrcken/ welches ſie zu Umhaͤnge<lb/> auf ihre Lagerſtelle ſich bedienen/ damit ſie ſich<lb/> des Sommers der Muͤcken erwehren, wofuͤr<lb/> ſie ſonſt unmuͤglich in denen Waͤldern Friede<lb/> <fw place="bottom" type="catch">haͤt-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0046]
thier-Haͤuten unten beziehen, forne aber wo es
an dem Graſſe ſtoͤſt die glatte Haut vom Bei-
ne ſetzen/ daß es deſto leichter ohne ſonderlichen
Aufenthalt fortgehe; Kommen ſie an einen
Fluß, ſo ſchwimmt das Rennthier uͤber und zie-
het hinter ſich her dieß beſchriebene Fahrzeug.
§. 8. Von der Erde/ die aus ihrem Schooſ-
ſe Menſchen und Vieh ſonſt ernaͤhret, wiſſen
ihnen dieſe Leute gar keinen Nutzen zu machen/
auſſer daß etliche die wilden Wurtzelln/ welche
das unfruchtbahre Land bey der groſſen Kaͤlte
noch hervor bringen kan/ ausgraben und ſich
damit ſaͤttigen. Der Ackerbau iſt ihnen gantz
unbekandt/ wegen der Viehzucht leben ſie
gantz unbekuͤmmert/ und halten weder Kuͤhe
noch Pferde, weder Schaafe noch Huͤner/
welche von ihren Hunden bald angepackt und
zerriſſen werden duͤrfften. Wie dann ſolches
die taͤgliche Erfahrung bey denen Ruſſen, die
in denen Staͤdten wohnen, lehret, und derglei-
chen Hunde zu ihrer Nothdurfft halten muͤſſen/
denen ihre Kuͤhe gar oͤffter auf dem Felde ange-
fallen und zerriſſen werden.
§. 9. Das weibliche Geſchlecht hat in Er-
mangelung des Flachſes wenige Ubung. Doch
aber wiſſen ſie die Neſſel auf gleiche Weiſe wie
das Flachs zu handthieren/ und ihnen Leinwand
daraus zu wuͤrcken/ welches ſie zu Umhaͤnge
auf ihre Lagerſtelle ſich bedienen/ damit ſie ſich
des Sommers der Muͤcken erwehren, wofuͤr
ſie ſonſt unmuͤglich in denen Waͤldern Friede
haͤt-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie vorliegende Ausgabe ist die erste eigenständi… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |