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Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.

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in den andern fahre/ sondern die Würckun-
gen derselben; Des Kutuchtae Seele aber zie-
he von einem Kutuchta zum andern/ solcher
Gestalt/ daß/ weil noch bey seinen Lebzeiten ein
ander, der ihm succediren soll/ erwehlet wird/
und ihm jederzeit zum nechsten ist/ die Kräffte
und Eigenschafften der Seele des Alten/ dem
jungen Nachfolger/ nach seinem Tode wieder
einverleibt werden, und des Jungen Seele
durch den Umgang mit dem Alten bey seinem
Leben bequem gemacht werde, den Verstand
und die Gemüths-Gaben nach seinem Tode
desto besser zu fassen und zu beherbergen.

§. 6. Wenn er sich dem Volck zeiget/ er-
hebt er sich unter dem Schall so vieler Trom-
peten und Paucken nach einem prächtigen
Sammeten Gezelte/ worinnen ein erhabenes
Küssen mit vielen niedrigen an der Runde ste-
het. Wenn er sich umkehret zum sitzen/ und
seinen Platz eingenommen/ hören die Paucken
und Trompeten auf/ und setzen sich seine Prie-
ster oder Lamaen bey ihm in der Runde.
Diesem jetzigen Kutuchta sitzt seine Schwester,
die auch eine Lama geworden/ und gantz kahl
beschoren nach Arth der Lamaen, zur Rechten/
die übrige Lamaen werffen ein Kraut/ das wir
Post nennen/ auf ihre Rauchfässer/ und be-
räuchern erstlich den Götzen, nachgehends den
Kutuchta, und ferner das Volck/ letzlich brin-

gen
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in den andern fahre/ ſondern die Wuͤrckun-
gen derſelben; Des Kutuchtæ Seele aber zie-
he von einem Kutuchta zum andern/ ſolcher
Geſtalt/ daß/ weil noch bey ſeinen Lebzeiten ein
ander, der ihm ſuccediren ſoll/ erwehlet wird/
und ihm jederzeit zum nechſten iſt/ die Kraͤffte
und Eigenſchafften der Seele des Alten/ dem
jungen Nachfolger/ nach ſeinem Tode wieder
einverleibt werden, und des Jungen Seele
durch den Umgang mit dem Alten bey ſeinem
Leben bequem gemacht werde, den Verſtand
und die Gemuͤths-Gaben nach ſeinem Tode
deſto beſſer zu faſſen und zu beherbergen.

§. 6. Wenn er ſich dem Volck zeiget/ er-
hebt er ſich unter dem Schall ſo vieler Trom-
peten und Paucken nach einem praͤchtigen
Sammeten Gezelte/ worinnen ein erhabenes
Kuͤſſen mit vielen niedrigen an der Runde ſte-
het. Wenn er ſich umkehret zum ſitzen/ und
ſeinen Platz eingenommen/ hoͤren die Paucken
und Trompeten auf/ und ſetzen ſich ſeine Prie-
ſter oder Lamaen bey ihm in der Runde.
Dieſem jetzigen Kutuchta ſitzt ſeine Schweſter,
die auch eine Lama geworden/ und gantz kahl
beſchoren nach Arth der Lamaen, zur Rechten/
die uͤbrige Lamaen werffen ein Kraut/ das wir
Poſt nennen/ auf ihre Rauchfaͤſſer/ und be-
raͤuchern erſtlich den Goͤtzen, nachgehends den
Kutuchta, und ferner das Volck/ letzlich brin-

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[67/0083] in den andern fahre/ ſondern die Wuͤrckun- gen derſelben; Des Kutuchtæ Seele aber zie- he von einem Kutuchta zum andern/ ſolcher Geſtalt/ daß/ weil noch bey ſeinen Lebzeiten ein ander, der ihm ſuccediren ſoll/ erwehlet wird/ und ihm jederzeit zum nechſten iſt/ die Kraͤffte und Eigenſchafften der Seele des Alten/ dem jungen Nachfolger/ nach ſeinem Tode wieder einverleibt werden, und des Jungen Seele durch den Umgang mit dem Alten bey ſeinem Leben bequem gemacht werde, den Verſtand und die Gemuͤths-Gaben nach ſeinem Tode deſto beſſer zu faſſen und zu beherbergen. §. 6. Wenn er ſich dem Volck zeiget/ er- hebt er ſich unter dem Schall ſo vieler Trom- peten und Paucken nach einem praͤchtigen Sammeten Gezelte/ worinnen ein erhabenes Kuͤſſen mit vielen niedrigen an der Runde ſte- het. Wenn er ſich umkehret zum ſitzen/ und ſeinen Platz eingenommen/ hoͤren die Paucken und Trompeten auf/ und ſetzen ſich ſeine Prie- ſter oder Lamaen bey ihm in der Runde. Dieſem jetzigen Kutuchta ſitzt ſeine Schweſter, die auch eine Lama geworden/ und gantz kahl beſchoren nach Arth der Lamaen, zur Rechten/ die uͤbrige Lamaen werffen ein Kraut/ das wir Poſt nennen/ auf ihre Rauchfaͤſſer/ und be- raͤuchern erſtlich den Goͤtzen, nachgehends den Kutuchta, und ferner das Volck/ letzlich brin- gen E 2

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Zitationshilfe: Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_ostiacken_1726/83>, abgerufen am 27.11.2024.