Wie, nach dem Schema der Familie, die Frei- heit sich oben spaltete in die Freiheit des Alters und der Jugend, in die Freiheit des Mannes und des Weibes: so theilt sich hier das Be- dürfniß in Bedürfniß des Alters und der Ju- gend, in männliches und weibliches Bedürfniß. Lassen Sie Sich von dieser Eintheilung nicht abschrecken durch ihre anscheinende Paradoxie; die Paradoxie liegt nicht in mir, sondern in den einseitigen Ansichten, die wir von der, wie ich sie beschrieben habe, sehr jungen Wissenschaft der National-Oekonomie empfangen haben. Die Wis- senschaft entstand erst, als, wie ich gezeigt, das Metallgeld schon die Gemüther aller Men- schen regierte: deshalb wurde sie, wie das Me- tallgeld, bloß auf Sachen bezogen; man sah die ökonomische Bedeutung der Personen nicht ein, und ließ dieselbe ganz außer der Wissenschaft. Nachdem wir aber, wie ich neulich gezeigt habe, zu einer höheren Ansicht des Geldes durch die Zeit hingenöthigt worden sind, da das gemeine Geld nicht mehr hinreicht, den Streit der Bedürfnisse zu vermitteln und aus einander zu setzen: so läßt sich auch das Bedürfniß nicht mehr als Be- griff auf bloße Sachen beziehen. Es muß ideen- weise und lebendig aufgefaßt und auf alle Indi- viduen des Staates, Personen und Sachen, be-
Wie, nach dem Schema der Familie, die Frei- heit ſich oben ſpaltete in die Freiheit des Alters und der Jugend, in die Freiheit des Mannes und des Weibes: ſo theilt ſich hier das Be- duͤrfniß in Beduͤrfniß des Alters und der Ju- gend, in maͤnnliches und weibliches Beduͤrfniß. Laſſen Sie Sich von dieſer Eintheilung nicht abſchrecken durch ihre anſcheinende Paradoxie; die Paradoxie liegt nicht in mir, ſondern in den einſeitigen Anſichten, die wir von der, wie ich ſie beſchrieben habe, ſehr jungen Wiſſenſchaft der National-Oekonomie empfangen haben. Die Wiſ- ſenſchaft entſtand erſt, als, wie ich gezeigt, das Metallgeld ſchon die Gemuͤther aller Men- ſchen regierte: deshalb wurde ſie, wie das Me- tallgeld, bloß auf Sachen bezogen; man ſah die oͤkonomiſche Bedeutung der Perſonen nicht ein, und ließ dieſelbe ganz außer der Wiſſenſchaft. Nachdem wir aber, wie ich neulich gezeigt habe, zu einer hoͤheren Anſicht des Geldes durch die Zeit hingenoͤthigt worden ſind, da das gemeine Geld nicht mehr hinreicht, den Streit der Beduͤrfniſſe zu vermitteln und aus einander zu ſetzen: ſo laͤßt ſich auch das Beduͤrfniß nicht mehr als Be- griff auf bloße Sachen beziehen. Es muß ideen- weiſe und lebendig aufgefaßt und auf alle Indi- viduen des Staates, Perſonen und Sachen, be-
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Wie, nach dem Schema der Familie, die Frei-
heit ſich oben ſpaltete in die Freiheit des Alters
und der Jugend, in die Freiheit des Mannes
und des Weibes: ſo theilt ſich hier das Be-
duͤrfniß in Beduͤrfniß des Alters und der Ju-
gend, in maͤnnliches und weibliches Beduͤrfniß.
Laſſen Sie Sich von dieſer Eintheilung nicht
abſchrecken durch ihre anſcheinende Paradoxie;
die Paradoxie liegt nicht in mir, ſondern in den
einſeitigen Anſichten, die wir von der, wie ich ſie
beſchrieben habe, ſehr jungen Wiſſenſchaft der
National-Oekonomie empfangen haben. Die Wiſ-
ſenſchaft entſtand erſt, als, wie ich gezeigt,
das Metallgeld ſchon die Gemuͤther aller Men-
ſchen regierte: deshalb wurde ſie, wie das Me-
tallgeld, bloß auf Sachen bezogen; man ſah die
oͤkonomiſche Bedeutung der Perſonen nicht ein,
und ließ dieſelbe ganz außer der Wiſſenſchaft.
Nachdem wir aber, wie ich neulich gezeigt habe,
zu einer hoͤheren Anſicht des Geldes durch die Zeit
hingenoͤthigt worden ſind, da das gemeine Geld
nicht mehr hinreicht, den Streit der Beduͤrfniſſe
zu vermitteln und aus einander zu ſetzen: ſo
laͤßt ſich auch das Beduͤrfniß nicht mehr als Be-
griff auf bloße Sachen beziehen. Es muß ideen-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/228>, abgerufen am 21.11.2024.
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