zogen werden. Lassen Sie uns also Bedürfniß des Alters in geistiges Bedürfniß übersetzen; Bedürfniß der Jugend, in physisches Be- dürfniß; männliches Bedürfniß, in Bedürfniß zu produciren; weibliches Bedürfniß, in Be- dürfniß zu erhalten. --
Wenn Sie die innere Bestimmung und Na- tur der beiden Menschenalter, wie der beiden Menschengeschlechter, erwägen, so werden Sie erkennen, wie diese beiden Grundunterschiede in der Familie auf das genaueste den Geist der wesentlichen Gattungen, hier des Bedürfnisses, wie oben der Freiheit, ausdrücken. Wie in der Familie unter den so genannten Personen das Alter den ersten Stand, die Geistlichkeit, abbil- det, durch ihren geistigen Reichthum an Erfah- rungen und den von der Natur ihr besonders angewiesenen Verkehr mit dem Ewigen und Un- endlichen; ferner, wie die Jugend, welche sich in Weiblichkeit und Männlichkeit bricht, den zwei- ten und dritten Stand abbildet -- die Frauen, denen die Erhaltung, Fortpflanzung und Verei- nigung des Geschlechtes von der Natur übertra- gen worden ist, den zweiten, die Männer, denen das Schaffen und Versorgen und die tausendfäl- tige Erfüllung der Gegenwart obliegt, den drit- ten, den tiers-etat der Natur --: so stellen in
zogen werden. Laſſen Sie uns alſo Beduͤrfniß des Alters in geiſtiges Beduͤrfniß uͤberſetzen; Beduͤrfniß der Jugend, in phyſiſches Be- duͤrfniß; maͤnnliches Beduͤrfniß, in Beduͤrfniß zu produciren; weibliches Beduͤrfniß, in Be- duͤrfniß zu erhalten. —
Wenn Sie die innere Beſtimmung und Na- tur der beiden Menſchenalter, wie der beiden Menſchengeſchlechter, erwaͤgen, ſo werden Sie erkennen, wie dieſe beiden Grundunterſchiede in der Familie auf das genaueſte den Geiſt der weſentlichen Gattungen, hier des Beduͤrfniſſes, wie oben der Freiheit, ausdruͤcken. Wie in der Familie unter den ſo genannten Perſonen das Alter den erſten Stand, die Geiſtlichkeit, abbil- det, durch ihren geiſtigen Reichthum an Erfah- rungen und den von der Natur ihr beſonders angewieſenen Verkehr mit dem Ewigen und Un- endlichen; ferner, wie die Jugend, welche ſich in Weiblichkeit und Maͤnnlichkeit bricht, den zwei- ten und dritten Stand abbildet — die Frauen, denen die Erhaltung, Fortpflanzung und Verei- nigung des Geſchlechtes von der Natur uͤbertra- gen worden iſt, den zweiten, die Maͤnner, denen das Schaffen und Verſorgen und die tauſendfaͤl- tige Erfuͤllung der Gegenwart obliegt, den drit- ten, den tiers-état der Natur —: ſo ſtellen in
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zogen werden. Laſſen Sie uns alſo Beduͤrfniß
des Alters in geiſtiges Beduͤrfniß uͤberſetzen;
Beduͤrfniß der Jugend, in phyſiſches Be-
duͤrfniß; maͤnnliches Beduͤrfniß, in Beduͤrfniß
zu produciren; weibliches Beduͤrfniß, in Be-
duͤrfniß zu erhalten. —
Wenn Sie die innere Beſtimmung und Na-
tur der beiden Menſchenalter, wie der beiden
Menſchengeſchlechter, erwaͤgen, ſo werden Sie
erkennen, wie dieſe beiden Grundunterſchiede in
der Familie auf das genaueſte den Geiſt der
weſentlichen Gattungen, hier des Beduͤrfniſſes,
wie oben der Freiheit, ausdruͤcken. Wie in der
Familie unter den ſo genannten Perſonen das
Alter den erſten Stand, die Geiſtlichkeit, abbil-
det, durch ihren geiſtigen Reichthum an Erfah-
rungen und den von der Natur ihr beſonders
angewieſenen Verkehr mit dem Ewigen und Un-
endlichen; ferner, wie die Jugend, welche ſich in
Weiblichkeit und Maͤnnlichkeit bricht, den zwei-
ten und dritten Stand abbildet — die Frauen,
denen die Erhaltung, Fortpflanzung und Verei-
nigung des Geſchlechtes von der Natur uͤbertra-
gen worden iſt, den zweiten, die Maͤnner, denen
das Schaffen und Verſorgen und die tauſendfaͤl-
tige Erfuͤllung der Gegenwart obliegt, den drit-
ten, den tiers-état der Natur —: ſo ſtellen in
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/229>, abgerufen am 21.11.2024.
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