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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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bürger auf das Vaterländische, besonders auf die
so genannten Surrogate des Ausländischen, zu
lenken. -- Hingegen ist dieses bloße Herabstim-
men des Begehrens, dieses Unterschieben eines
schlechten vaterländischen Objects für ein besse-
res ausländisches, auch wenn es realisirt wer-
den könnte, ein trauriges Palliativ: sich begnü-
gen, entbehren, sparen, sind keinesweges Mit-
tel den National-Reichthum zu befördern,
wenn auch augenblickliche Mittel, die National-
Verarmung zu verhüten. --

Aber den vaterländischen Boden und seine
Erzeugnisse im Ganzen und Großen, d. i. das
gesammte vaterländische Gemeinwesen, befestigen,
und mit wahrem bürgerlichen Glück und echt-re-
publikanischer Kraft beseelen, die Nation sich selbst
werth und lieb machen --: das heißt das Natio-
nal-Begehren zu allen vaterländischen Gütern
und Besitzstücken erhöhen, und zugleich der Na-
tional-Production wahren Stoff vorwerfen, ihr
wahre Zwecke vorhalten, und durch das hieraus
sich entwickelnde Wechselleben des Bedürfnisses
und der Production wieder höhere National-
Kraft erzeugen, und so in's Unendliche fort.

Dies nun ist das Gesetz, wonach aller Reich-
thum, sowohl im Privat- als im öffentlichen
Leben, sich erzeugt und fortschreitet: es ist ganz

buͤrger auf das Vaterlaͤndiſche, beſonders auf die
ſo genannten Surrogate des Auslaͤndiſchen, zu
lenken. — Hingegen iſt dieſes bloße Herabſtim-
men des Begehrens, dieſes Unterſchieben eines
ſchlechten vaterlaͤndiſchen Objects fuͤr ein beſſe-
res auslaͤndiſches, auch wenn es realiſirt wer-
den koͤnnte, ein trauriges Palliativ: ſich begnuͤ-
gen, entbehren, ſparen, ſind keinesweges Mit-
tel den National-Reichthum zu befoͤrdern,
wenn auch augenblickliche Mittel, die National-
Verarmung zu verhuͤten. —

Aber den vaterlaͤndiſchen Boden und ſeine
Erzeugniſſe im Ganzen und Großen, d. i. das
geſammte vaterlaͤndiſche Gemeinweſen, befeſtigen,
und mit wahrem buͤrgerlichen Gluͤck und echt-re-
publikaniſcher Kraft beſeelen, die Nation ſich ſelbſt
werth und lieb machen —: das heißt das Natio-
nal-Begehren zu allen vaterlaͤndiſchen Guͤtern
und Beſitzſtuͤcken erhoͤhen, und zugleich der Na-
tional-Production wahren Stoff vorwerfen, ihr
wahre Zwecke vorhalten, und durch das hieraus
ſich entwickelnde Wechſelleben des Beduͤrfniſſes
und der Production wieder hoͤhere National-
Kraft erzeugen, und ſo in’s Unendliche fort.

Dies nun iſt das Geſetz, wonach aller Reich-
thum, ſowohl im Privat- als im oͤffentlichen
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[243/0251] buͤrger auf das Vaterlaͤndiſche, beſonders auf die ſo genannten Surrogate des Auslaͤndiſchen, zu lenken. — Hingegen iſt dieſes bloße Herabſtim- men des Begehrens, dieſes Unterſchieben eines ſchlechten vaterlaͤndiſchen Objects fuͤr ein beſſe- res auslaͤndiſches, auch wenn es realiſirt wer- den koͤnnte, ein trauriges Palliativ: ſich begnuͤ- gen, entbehren, ſparen, ſind keinesweges Mit- tel den National-Reichthum zu befoͤrdern, wenn auch augenblickliche Mittel, die National- Verarmung zu verhuͤten. — Aber den vaterlaͤndiſchen Boden und ſeine Erzeugniſſe im Ganzen und Großen, d. i. das geſammte vaterlaͤndiſche Gemeinweſen, befeſtigen, und mit wahrem buͤrgerlichen Gluͤck und echt-re- publikaniſcher Kraft beſeelen, die Nation ſich ſelbſt werth und lieb machen —: das heißt das Natio- nal-Begehren zu allen vaterlaͤndiſchen Guͤtern und Beſitzſtuͤcken erhoͤhen, und zugleich der Na- tional-Production wahren Stoff vorwerfen, ihr wahre Zwecke vorhalten, und durch das hieraus ſich entwickelnde Wechſelleben des Beduͤrfniſſes und der Production wieder hoͤhere National- Kraft erzeugen, und ſo in’s Unendliche fort. Dies nun iſt das Geſetz, wonach aller Reich- thum, ſowohl im Privat- als im oͤffentlichen Leben, ſich erzeugt und fortſchreitet: es iſt ganz

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/251>, abgerufen am 24.11.2024.