falsch, daß die Privat-Oekonomie nur nach einem todten Gleichgewichte der Arbeit und des Begehrens, oder nach einem bloßen In-einander- Aufgehen der Einnahme, welche das Resultat der Arbeit ist, und der Ausgabe, durch welche das Begehren befriedigt werden soll, zu streben habe. Die erhöhete und ohne Ende steigende Le- benskraft des einzelnen Individuums ist eben so wohl der eigentliche Zweck der Privat-Oekono- mie, wie die steigende National-Kraft des Staa- tes der Zweck der National-Oekonomie. Dies drücken wir in unsrer beschränkten Metallgeld- Sprache so aus: "in der Wechselwirkung der Arbeit und des Bedürfnisses, aus welcher jedes Privatleben besteht, soll nicht bloß nichts heraus- kommen, weder Ueberschuß, noch Schuld, sondern es soll ein wirkliches Capital erzeugt werden.
Die bleibende Spur, welche jene Wechsel- wirkung hinterläßt, oder das Capital, denken wir uns gewöhnlich als eine Summe Metallgel- des; indem wir sie aber Capital nennen, und also die Zinsenerzeugung voraussetzen, deuten wir an, daß die Sphäre unsrer Privat-Kraft dadurch erweitert sey, und daß die Wechselwir- kung zwischen der Arbeit und dem Bedürfnisse eine wirklich arbeitende und begehrende Kraft er- zeugt habe, welche Kraft durch das, Zinsen er-
falſch, daß die Privat-Oekonomie nur nach einem todten Gleichgewichte der Arbeit und des Begehrens, oder nach einem bloßen In-einander- Aufgehen der Einnahme, welche das Reſultat der Arbeit iſt, und der Ausgabe, durch welche das Begehren befriedigt werden ſoll, zu ſtreben habe. Die erhoͤhete und ohne Ende ſteigende Le- benskraft des einzelnen Individuums iſt eben ſo wohl der eigentliche Zweck der Privat-Oekono- mie, wie die ſteigende National-Kraft des Staa- tes der Zweck der National-Oekonomie. Dies druͤcken wir in unſrer beſchraͤnkten Metallgeld- Sprache ſo aus: „in der Wechſelwirkung der Arbeit und des Beduͤrfniſſes, aus welcher jedes Privatleben beſteht, ſoll nicht bloß nichts heraus- kommen, weder Ueberſchuß, noch Schuld, ſondern es ſoll ein wirkliches Capital erzeugt werden.
Die bleibende Spur, welche jene Wechſel- wirkung hinterlaͤßt, oder das Capital, denken wir uns gewoͤhnlich als eine Summe Metallgel- des; indem wir ſie aber Capital nennen, und alſo die Zinſenerzeugung vorausſetzen, deuten wir an, daß die Sphaͤre unſrer Privat-Kraft dadurch erweitert ſey, und daß die Wechſelwir- kung zwiſchen der Arbeit und dem Beduͤrfniſſe eine wirklich arbeitende und begehrende Kraft er- zeugt habe, welche Kraft durch das, Zinſen er-
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falſch, daß die Privat-Oekonomie nur nach
einem todten Gleichgewichte der Arbeit und des
Begehrens, oder nach einem bloßen In-einander-
Aufgehen der Einnahme, welche das Reſultat
der Arbeit iſt, und der Ausgabe, durch welche
das Begehren befriedigt werden ſoll, zu ſtreben
habe. Die erhoͤhete und ohne Ende ſteigende Le-
benskraft des einzelnen Individuums iſt eben ſo
wohl der eigentliche Zweck der Privat-Oekono-
mie, wie die ſteigende National-Kraft des Staa-
tes der Zweck der National-Oekonomie. Dies
druͤcken wir in unſrer beſchraͤnkten Metallgeld-
Sprache ſo aus: „in der Wechſelwirkung der
Arbeit und des Beduͤrfniſſes, aus welcher jedes
Privatleben beſteht, ſoll nicht bloß nichts heraus-
kommen, weder Ueberſchuß, noch Schuld, ſondern
es ſoll ein wirkliches Capital erzeugt werden.
Die bleibende Spur, welche jene Wechſel-
wirkung hinterlaͤßt, oder das Capital, denken
wir uns gewoͤhnlich als eine Summe Metallgel-
des; indem wir ſie aber Capital nennen, und
alſo die Zinſenerzeugung vorausſetzen, deuten
wir an, daß die Sphaͤre unſrer Privat-Kraft
dadurch erweitert ſey, und daß die Wechſelwir-
kung zwiſchen der Arbeit und dem Beduͤrfniſſe
eine wirklich arbeitende und begehrende Kraft er-
zeugt habe, welche Kraft durch das, Zinſen er-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/252>, abgerufen am 24.11.2024.
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