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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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wir doch das Streben und die Gesetze einer
eigentlichen Europäischen National-Münze nach
dem Muster solcher an Europa nur mit einem
leichten Verbande klebenden Grenzposten ein-
richten! Also das größtmögliche Uebereintreffen
unsrer National-Münzen mit den Weltmünzen,
oder den auf dem Weltmarkt accreditirten Mün-
zen, ist erst die Eine Hälfte der Aufgabe. Unser
Verkehr mit dem Auslande wird erleichtert wer-
den nach Maßgabe dieses Uebereintreffens; aber
es soll auch ein realer, größtmöglicher, zweckmä-
ßiger und eigenthümlicher Verkehr im Binnen-
lande bewirkt werden: also würde eine kluge Ab-
weichung der National-Münze von dem Welt-
münzfuße, wenn es einen solchen geben könnte,
sich nicht bloß rechtfertigen lassen, sondern sogar
nothwendig seyn.

Nie muß vergessen werden, daß die Natio-
nal-Kraft ganz allein unter allen Dingen, wo-
mit der Mensch zahlen kann, von seinem Willen
und seiner Kraft abhängt, und daß das Metall-
geld in seiner reinsten Gestalt -- wenn es auch,
für sich betrachtet, über alle andern Waaren un-
beschränkt regiert -- für die eigentlich nationalen
Bestimmungen noch unzureichend ist, und daß
der Stempel der National-Kraft erst hinzukom-
men muß, wenn die wahre Existenz und das

wir doch das Streben und die Geſetze einer
eigentlichen Europaͤiſchen National-Muͤnze nach
dem Muſter ſolcher an Europa nur mit einem
leichten Verbande klebenden Grenzpoſten ein-
richten! Alſo das groͤßtmoͤgliche Uebereintreffen
unſrer National-Muͤnzen mit den Weltmuͤnzen,
oder den auf dem Weltmarkt accreditirten Muͤn-
zen, iſt erſt die Eine Haͤlfte der Aufgabe. Unſer
Verkehr mit dem Auslande wird erleichtert wer-
den nach Maßgabe dieſes Uebereintreffens; aber
es ſoll auch ein realer, groͤßtmoͤglicher, zweckmaͤ-
ßiger und eigenthuͤmlicher Verkehr im Binnen-
lande bewirkt werden: alſo wuͤrde eine kluge Ab-
weichung der National-Muͤnze von dem Welt-
muͤnzfuße, wenn es einen ſolchen geben koͤnnte,
ſich nicht bloß rechtfertigen laſſen, ſondern ſogar
nothwendig ſeyn.

Nie muß vergeſſen werden, daß die Natio-
nal-Kraft ganz allein unter allen Dingen, wo-
mit der Menſch zahlen kann, von ſeinem Willen
und ſeiner Kraft abhaͤngt, und daß das Metall-
geld in ſeiner reinſten Geſtalt — wenn es auch,
fuͤr ſich betrachtet, uͤber alle andern Waaren un-
beſchraͤnkt regiert — fuͤr die eigentlich nationalen
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[287/0295] wir doch das Streben und die Geſetze einer eigentlichen Europaͤiſchen National-Muͤnze nach dem Muſter ſolcher an Europa nur mit einem leichten Verbande klebenden Grenzpoſten ein- richten! Alſo das groͤßtmoͤgliche Uebereintreffen unſrer National-Muͤnzen mit den Weltmuͤnzen, oder den auf dem Weltmarkt accreditirten Muͤn- zen, iſt erſt die Eine Haͤlfte der Aufgabe. Unſer Verkehr mit dem Auslande wird erleichtert wer- den nach Maßgabe dieſes Uebereintreffens; aber es ſoll auch ein realer, groͤßtmoͤglicher, zweckmaͤ- ßiger und eigenthuͤmlicher Verkehr im Binnen- lande bewirkt werden: alſo wuͤrde eine kluge Ab- weichung der National-Muͤnze von dem Welt- muͤnzfuße, wenn es einen ſolchen geben koͤnnte, ſich nicht bloß rechtfertigen laſſen, ſondern ſogar nothwendig ſeyn. Nie muß vergeſſen werden, daß die Natio- nal-Kraft ganz allein unter allen Dingen, wo- mit der Menſch zahlen kann, von ſeinem Willen und ſeiner Kraft abhaͤngt, und daß das Metall- geld in ſeiner reinſten Geſtalt — wenn es auch, fuͤr ſich betrachtet, uͤber alle andern Waaren un- beſchraͤnkt regiert — fuͤr die eigentlich nationalen Beſtimmungen noch unzureichend iſt, und daß der Stempel der National-Kraft erſt hinzukom- men muß, wenn die wahre Exiſtenz und das

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/295>, abgerufen am 24.11.2024.