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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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im heutigen Großbrittanien, obgleich aus ganz
verschiedenen Gründen, der Fall ist. In Rom
geschah es, in Ermangelung einer mächtigen, ver-
mittelnden und aus einander setzenden National-
Kraft, also gezwungen, bei Strafe gänzlichen
Unterganges des wenigen inneren Credits; in
Großbrittanien geschah es, um allen National-
Verkehr in directe Beziehung auf den zum Na-
tional-Geschäft gewordenen Welthandel zu set-
zen, um der bloßen Einheit des Maßstabes wil-
len, also mit Freiheit, bei der höchsten Blüthe
des inneren Credits.

Indeß, je besser die Münze, um so mehr ist
sie, wie schon oben bemerkt worden, einem dop-
pelten Verderben ausgesetzt: 1) dem natürlichen
und bei aller Circulation unvermeidlichen Abtra-
gen und Abschleifen des Geldes, dem wear and
tear
; 2) dem künstlichen Verderb durch betriege-
rische Gewinnsucht, durch Kippen und Wippen,
clipping and washing. Dem natürlichen Ver-
derb sind die Silbermünzen mehr unterworfen,
weil sie rascher circuliren und die Gewinnsucht
wegen ihrer größeren Masse weniger reitzen; dem
künstlichen Verderb sind die Goldmünzen, aus
umgekehrten Gründen, mehr ausgesetzt. --

So lange die Münzen, wie in England bis
auf die Zeiten Eduards I, im Anfange des vier-

im heutigen Großbrittanien, obgleich aus ganz
verſchiedenen Gruͤnden, der Fall iſt. In Rom
geſchah es, in Ermangelung einer maͤchtigen, ver-
mittelnden und aus einander ſetzenden National-
Kraft, alſo gezwungen, bei Strafe gaͤnzlichen
Unterganges des wenigen inneren Credits; in
Großbrittanien geſchah es, um allen National-
Verkehr in directe Beziehung auf den zum Na-
tional-Geſchaͤft gewordenen Welthandel zu ſet-
zen, um der bloßen Einheit des Maßſtabes wil-
len, alſo mit Freiheit, bei der hoͤchſten Bluͤthe
des inneren Credits.

Indeß, je beſſer die Muͤnze, um ſo mehr iſt
ſie, wie ſchon oben bemerkt worden, einem dop-
pelten Verderben ausgeſetzt: 1) dem natuͤrlichen
und bei aller Circulation unvermeidlichen Abtra-
gen und Abſchleifen des Geldes, dem wear and
tear
; 2) dem kuͤnſtlichen Verderb durch betriege-
riſche Gewinnſucht, durch Kippen und Wippen,
clipping and washing. Dem natuͤrlichen Ver-
derb ſind die Silbermuͤnzen mehr unterworfen,
weil ſie raſcher circuliren und die Gewinnſucht
wegen ihrer groͤßeren Maſſe weniger reitzen; dem
kuͤnſtlichen Verderb ſind die Goldmuͤnzen, aus
umgekehrten Gruͤnden, mehr ausgeſetzt. —

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auf die Zeiten Eduards I, im Anfange des vier-

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[316/0324] im heutigen Großbrittanien, obgleich aus ganz verſchiedenen Gruͤnden, der Fall iſt. In Rom geſchah es, in Ermangelung einer maͤchtigen, ver- mittelnden und aus einander ſetzenden National- Kraft, alſo gezwungen, bei Strafe gaͤnzlichen Unterganges des wenigen inneren Credits; in Großbrittanien geſchah es, um allen National- Verkehr in directe Beziehung auf den zum Na- tional-Geſchaͤft gewordenen Welthandel zu ſet- zen, um der bloßen Einheit des Maßſtabes wil- len, alſo mit Freiheit, bei der hoͤchſten Bluͤthe des inneren Credits. Indeß, je beſſer die Muͤnze, um ſo mehr iſt ſie, wie ſchon oben bemerkt worden, einem dop- pelten Verderben ausgeſetzt: 1) dem natuͤrlichen und bei aller Circulation unvermeidlichen Abtra- gen und Abſchleifen des Geldes, dem wear and tear; 2) dem kuͤnſtlichen Verderb durch betriege- riſche Gewinnſucht, durch Kippen und Wippen, clipping and washing. Dem natuͤrlichen Ver- derb ſind die Silbermuͤnzen mehr unterworfen, weil ſie raſcher circuliren und die Gewinnſucht wegen ihrer groͤßeren Maſſe weniger reitzen; dem kuͤnſtlichen Verderb ſind die Goldmuͤnzen, aus umgekehrten Gruͤnden, mehr ausgeſetzt. — So lange die Muͤnzen, wie in England bis auf die Zeiten Eduards I, im Anfange des vier-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/324>, abgerufen am 24.11.2024.