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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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lich vorhandenen Capitals; um zu zeigen,
daß es in dem wahren Staate ein unsichtbares
Capital giebt, welches, falls nur die Augen der
Nation durch wahren National-Sinn dafür
empfänglich gemacht worden sind, dieselben und
höhere Wirkungen hervorbringen, der gegenwär-
tigen Generation denselben und höheren Beistand
leisten kann, als die einzelnen in Metall und
Producten vorhandenen Capitalien; kurz, daß,
wie oben National-Reichthum weit höher ge-
schätzt worden ist, als die Summe der einzelnen
Reichthümer, die man gewöhnlich für National-
Reichthum gelten läßt, so auch hier National-
Capital viel mehr bedeutet, als die Summe der
einzelnen vorhandenen Capitalien. Unsre Conti-
nental-Regierungen gehen, mit wenigen Aus-
nahmen, noch jetzt von der Voraussetzung aus,
daß über die Summe der einzelnen Capitalien
im Staate nichts weiter vorhanden, daß alle
Besteurung, welche über das Verhältniß zum
sichtbaren Capital hinaus gehe, verderblich sey,
also ein Schulden-System eintreten müsse, nach
dem Privat-Grundsatze einer durch Sparsam-
keit herbeizuführenden Wiederbezahlung. England
hat im siebzehnten Jahrhundert nach diesem
Grundsatze geborgt; wie es aber überhaupt in
allen seinen inneren Revolutionen dem Continent

lich vorhandenen Capitals; um zu zeigen,
daß es in dem wahren Staate ein unſichtbares
Capital giebt, welches, falls nur die Augen der
Nation durch wahren National-Sinn dafuͤr
empfaͤnglich gemacht worden ſind, dieſelben und
hoͤhere Wirkungen hervorbringen, der gegenwaͤr-
tigen Generation denſelben und hoͤheren Beiſtand
leiſten kann, als die einzelnen in Metall und
Producten vorhandenen Capitalien; kurz, daß,
wie oben National-Reichthum weit hoͤher ge-
ſchaͤtzt worden iſt, als die Summe der einzelnen
Reichthuͤmer, die man gewoͤhnlich fuͤr National-
Reichthum gelten laͤßt, ſo auch hier National-
Capital viel mehr bedeutet, als die Summe der
einzelnen vorhandenen Capitalien. Unſre Conti-
nental-Regierungen gehen, mit wenigen Aus-
nahmen, noch jetzt von der Vorausſetzung aus,
daß uͤber die Summe der einzelnen Capitalien
im Staate nichts weiter vorhanden, daß alle
Beſteurung, welche uͤber das Verhaͤltniß zum
ſichtbaren Capital hinaus gehe, verderblich ſey,
alſo ein Schulden-Syſtem eintreten muͤſſe, nach
dem Privat-Grundſatze einer durch Sparſam-
keit herbeizufuͤhrenden Wiederbezahlung. England
hat im ſiebzehnten Jahrhundert nach dieſem
Grundſatze geborgt; wie es aber uͤberhaupt in
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[354/0362] lich vorhandenen Capitals; um zu zeigen, daß es in dem wahren Staate ein unſichtbares Capital giebt, welches, falls nur die Augen der Nation durch wahren National-Sinn dafuͤr empfaͤnglich gemacht worden ſind, dieſelben und hoͤhere Wirkungen hervorbringen, der gegenwaͤr- tigen Generation denſelben und hoͤheren Beiſtand leiſten kann, als die einzelnen in Metall und Producten vorhandenen Capitalien; kurz, daß, wie oben National-Reichthum weit hoͤher ge- ſchaͤtzt worden iſt, als die Summe der einzelnen Reichthuͤmer, die man gewoͤhnlich fuͤr National- Reichthum gelten laͤßt, ſo auch hier National- Capital viel mehr bedeutet, als die Summe der einzelnen vorhandenen Capitalien. Unſre Conti- nental-Regierungen gehen, mit wenigen Aus- nahmen, noch jetzt von der Vorausſetzung aus, daß uͤber die Summe der einzelnen Capitalien im Staate nichts weiter vorhanden, daß alle Beſteurung, welche uͤber das Verhaͤltniß zum ſichtbaren Capital hinaus gehe, verderblich ſey, alſo ein Schulden-Syſtem eintreten muͤſſe, nach dem Privat-Grundſatze einer durch Sparſam- keit herbeizufuͤhrenden Wiederbezahlung. England hat im ſiebzehnten Jahrhundert nach dieſem Grundſatze geborgt; wie es aber uͤberhaupt in allen ſeinen inneren Revolutionen dem Continent

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/362>, abgerufen am 24.11.2024.