also das National-Vermögen nach ihrer unbe- hülflichen Masse abgeschätzt, das National-Geld, die National-Kraft nach ihnen taxirt, das Na- tional-Capital nach ihrem Umfange beschränkt, und die National-Existenz von ihnen abhängig gemacht werden! Das erhabene Product aber, welches aus der innigen Berührung zwischen dem Einzelnen und dem Ganzen, zwischem dem Bürger und der Nation hervorgeht, ist ewig, ist lebendig: dieser Geist inniger Wechselwirkung zwischen den Individuen und der Nation, ver- dient allein den in allen ökonomischen Schriften gemißbrauchten Nahmen National-Credit, weil er ein christlicher ist, dem Römischen gegen- über, welchen die Schulen lehren.
Daß die Regierung eines Landes größere Geschäfte machen kann, als jeder einzelne Bür- ger, wenn sie als großes Kaufmannshaus zu Werke gehen, wenn sie Schulden contrahiren oder überhaupt in einen Wetteifer mit dem Pri- vatleben treten will, ist einleuchtend. Zuerst aber wird sie dieselben immer unglücklicher und mit weit geringerem Vortheile treiben, als der ein- zelne Bürger; und dann werden auch in recht dringenden Fällen diese Privat-Kräfte der Re- gierung immer noch nicht groß genug seyn. Wenn also Kriege und vermehrte Staatsbedürfnisse al-
alſo das National-Vermoͤgen nach ihrer unbe- huͤlflichen Maſſe abgeſchaͤtzt, das National-Geld, die National-Kraft nach ihnen taxirt, das Na- tional-Capital nach ihrem Umfange beſchraͤnkt, und die National-Exiſtenz von ihnen abhaͤngig gemacht werden! Das erhabene Product aber, welches aus der innigen Beruͤhrung zwiſchen dem Einzelnen und dem Ganzen, zwiſchem dem Buͤrger und der Nation hervorgeht, iſt ewig, iſt lebendig: dieſer Geiſt inniger Wechſelwirkung zwiſchen den Individuen und der Nation, ver- dient allein den in allen oͤkonomiſchen Schriften gemißbrauchten Nahmen National-Credit, weil er ein chriſtlicher iſt, dem Roͤmiſchen gegen- uͤber, welchen die Schulen lehren.
Daß die Regierung eines Landes groͤßere Geſchaͤfte machen kann, als jeder einzelne Buͤr- ger, wenn ſie als großes Kaufmannshaus zu Werke gehen, wenn ſie Schulden contrahiren oder uͤberhaupt in einen Wetteifer mit dem Pri- vatleben treten will, iſt einleuchtend. Zuerſt aber wird ſie dieſelben immer ungluͤcklicher und mit weit geringerem Vortheile treiben, als der ein- zelne Buͤrger; und dann werden auch in recht dringenden Faͤllen dieſe Privat-Kraͤfte der Re- gierung immer noch nicht groß genug ſeyn. Wenn alſo Kriege und vermehrte Staatsbeduͤrfniſſe al-
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alſo das National-Vermoͤgen nach ihrer unbe-
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tional-Capital nach ihrem Umfange beſchraͤnkt,
und die National-Exiſtenz von ihnen abhaͤngig
gemacht werden! Das erhabene Product aber,
welches aus der innigen Beruͤhrung zwiſchen
dem Einzelnen und dem Ganzen, zwiſchem dem
Buͤrger und der Nation hervorgeht, iſt ewig, iſt
lebendig: dieſer Geiſt inniger Wechſelwirkung
zwiſchen den Individuen und der Nation, ver-
dient allein den in allen oͤkonomiſchen Schriften
gemißbrauchten Nahmen National-Credit,
weil er ein chriſtlicher iſt, dem Roͤmiſchen gegen-
uͤber, welchen die Schulen lehren.
Daß die Regierung eines Landes groͤßere
Geſchaͤfte machen kann, als jeder einzelne Buͤr-
ger, wenn ſie als großes Kaufmannshaus zu
Werke gehen, wenn ſie Schulden contrahiren
oder uͤberhaupt in einen Wetteifer mit dem Pri-
vatleben treten will, iſt einleuchtend. Zuerſt aber
wird ſie dieſelben immer ungluͤcklicher und mit
weit geringerem Vortheile treiben, als der ein-
zelne Buͤrger; und dann werden auch in recht
dringenden Faͤllen dieſe Privat-Kraͤfte der Re-
gierung immer noch nicht groß genug ſeyn. Wenn
alſo Kriege und vermehrte Staatsbeduͤrfniſſe al-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/372>, abgerufen am 24.11.2024.
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