Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

jetzt ist direct nichts, durchaus nichts, in dem
Privatleben zu lernen. Der Staatswirth be-
darf desselben, um überall zu fühlen, was un-
national sey, um indirect zu lernen, wie man
der Nichtswürdigkeit und Herzlosigkeit dieser geist-
lichen, adeligen und bürgerlichen Privatleute trot-
zen und begegnen müsse; um zu lernen, wie
wenige Schonung und Achtung ein Bündel Egoi-
sten verdient, wenn es darauf ankommt, ein
Volk zu bilden; um den Muth in sich zu be-
festigen, den Der braucht, der die ewige Natur
des Staates ergründen, wieder herstellen und ihr
das Unwürdige, das sich widersetzen möchte, ohne
Skrupel, ohne Bedenklichkeit, aufopfern soll. Des-
halb sind unter den Mitteln, die das Schick-
sal gebraucht, um den ausgestorbenen Sinn für
das Gemeinsame, für die Hingebung an das
Ganze, und für die Gegenseitigkeit zu erwecken,
um die wahren belebenden Kräfte, National-Recht,
National-Geld, National-Capital und Natio-
nal-Credit, wieder in Bewegung zu setzen, die
Finanz-Verlegenheiten fast die gründlichsten und
besten. Sie greifen in das innerste Herz der
Völker; und, wenn keine andre Stimme in der
ungeheuren Wüste von Waaren, Metallen und
todten Besitzern mehr gehört wird, so ist die

jetzt iſt direct nichts, durchaus nichts, in dem
Privatleben zu lernen. Der Staatswirth be-
darf deſſelben, um uͤberall zu fuͤhlen, was un-
national ſey, um indirect zu lernen, wie man
der Nichtswuͤrdigkeit und Herzloſigkeit dieſer geiſt-
lichen, adeligen und buͤrgerlichen Privatleute trot-
zen und begegnen muͤſſe; um zu lernen, wie
wenige Schonung und Achtung ein Buͤndel Egoi-
ſten verdient, wenn es darauf ankommt, ein
Volk zu bilden; um den Muth in ſich zu be-
feſtigen, den Der braucht, der die ewige Natur
des Staates ergruͤnden, wieder herſtellen und ihr
das Unwuͤrdige, das ſich widerſetzen moͤchte, ohne
Skrupel, ohne Bedenklichkeit, aufopfern ſoll. Des-
halb ſind unter den Mitteln, die das Schick-
ſal gebraucht, um den ausgeſtorbenen Sinn fuͤr
das Gemeinſame, fuͤr die Hingebung an das
Ganze, und fuͤr die Gegenſeitigkeit zu erwecken,
um die wahren belebenden Kraͤfte, National-Recht,
National-Geld, National-Capital und Natio-
nal-Credit, wieder in Bewegung zu ſetzen, die
Finanz-Verlegenheiten faſt die gruͤndlichſten und
beſten. Sie greifen in das innerſte Herz der
Voͤlker; und, wenn keine andre Stimme in der
ungeheuren Wuͤſte von Waaren, Metallen und
todten Beſitzern mehr gehoͤrt wird, ſo iſt die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0377" n="371"/>
jetzt i&#x017F;t <hi rendition="#g">direct</hi> nichts, durchaus nichts, in dem<lb/>
Privatleben zu lernen. Der Staatswirth be-<lb/>
darf de&#x017F;&#x017F;elben, um u&#x0364;berall zu fu&#x0364;hlen, was un-<lb/>
national &#x017F;ey, um indirect zu lernen, wie man<lb/>
der Nichtswu&#x0364;rdigkeit und Herzlo&#x017F;igkeit die&#x017F;er gei&#x017F;t-<lb/>
lichen, adeligen und bu&#x0364;rgerlichen Privatleute trot-<lb/>
zen und begegnen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e; um zu lernen, wie<lb/>
wenige Schonung und Achtung ein Bu&#x0364;ndel Egoi-<lb/>
&#x017F;ten verdient, wenn es darauf ankommt, ein<lb/>
Volk zu bilden; um den Muth in &#x017F;ich zu be-<lb/>
fe&#x017F;tigen, den Der braucht, der die ewige Natur<lb/>
des Staates ergru&#x0364;nden, wieder her&#x017F;tellen und ihr<lb/>
das Unwu&#x0364;rdige, das &#x017F;ich wider&#x017F;etzen mo&#x0364;chte, ohne<lb/>
Skrupel, ohne Bedenklichkeit, aufopfern &#x017F;oll. Des-<lb/>
halb &#x017F;ind unter den Mitteln, die das Schick-<lb/>
&#x017F;al gebraucht, um den ausge&#x017F;torbenen Sinn fu&#x0364;r<lb/>
das Gemein&#x017F;ame, fu&#x0364;r die Hingebung an das<lb/>
Ganze, und fu&#x0364;r die Gegen&#x017F;eitigkeit zu erwecken,<lb/>
um die wahren belebenden Kra&#x0364;fte, National-Recht,<lb/>
National-Geld, National-Capital und Natio-<lb/>
nal-Credit, wieder in Bewegung zu &#x017F;etzen, die<lb/>
Finanz-Verlegenheiten fa&#x017F;t die gru&#x0364;ndlich&#x017F;ten und<lb/>
be&#x017F;ten. Sie greifen in das inner&#x017F;te Herz der<lb/>
Vo&#x0364;lker; und, wenn keine andre Stimme in der<lb/>
ungeheuren Wu&#x0364;&#x017F;te von Waaren, Metallen und<lb/>
todten Be&#x017F;itzern mehr geho&#x0364;rt wird, &#x017F;o i&#x017F;t die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0377] jetzt iſt direct nichts, durchaus nichts, in dem Privatleben zu lernen. Der Staatswirth be- darf deſſelben, um uͤberall zu fuͤhlen, was un- national ſey, um indirect zu lernen, wie man der Nichtswuͤrdigkeit und Herzloſigkeit dieſer geiſt- lichen, adeligen und buͤrgerlichen Privatleute trot- zen und begegnen muͤſſe; um zu lernen, wie wenige Schonung und Achtung ein Buͤndel Egoi- ſten verdient, wenn es darauf ankommt, ein Volk zu bilden; um den Muth in ſich zu be- feſtigen, den Der braucht, der die ewige Natur des Staates ergruͤnden, wieder herſtellen und ihr das Unwuͤrdige, das ſich widerſetzen moͤchte, ohne Skrupel, ohne Bedenklichkeit, aufopfern ſoll. Des- halb ſind unter den Mitteln, die das Schick- ſal gebraucht, um den ausgeſtorbenen Sinn fuͤr das Gemeinſame, fuͤr die Hingebung an das Ganze, und fuͤr die Gegenſeitigkeit zu erwecken, um die wahren belebenden Kraͤfte, National-Recht, National-Geld, National-Capital und Natio- nal-Credit, wieder in Bewegung zu ſetzen, die Finanz-Verlegenheiten faſt die gruͤndlichſten und beſten. Sie greifen in das innerſte Herz der Voͤlker; und, wenn keine andre Stimme in der ungeheuren Wuͤſte von Waaren, Metallen und todten Beſitzern mehr gehoͤrt wird, ſo iſt die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/377
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/377>, abgerufen am 21.11.2024.