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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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in einem Staatenbunde, wie dem Griechischen,
wo das National-Leben, auf einer breiteren,
glücklicheren Basis ruhend, in die vielfältigsten
Gestalten und Beschäftigungen gebrochen wird;
wo alle Reichthümer (geistige und irdische) der
mittelländischen Küsten zusammenströmen; wo
sinnreicher Lebensgenuß und eine gewisse Natio-
nal-Großmuth ängstliches Abstecken des Besitzes,
und Verstandespräcision in den Privatverhält-
nissen nicht aufkommen lassen; wo der Ernst,
mit dem die schwierige Sache des Gemeinwesens
vielgestalteter, lebenslustiger Völker getrieben wer-
den will, einen schönen Leichtsinn über die Pri-
vatverhältnisse veranlaßt, so daß Platon den
Gedanken nähren kann, unter den drei Ständen
seiner idealischen Republik, den Magistraten, den
Kriegern und den Lohnarbeitern, nur dem letzte-
ren verächtlichsten Stande noch überhaupt eini-
ges Privatleben zuzugestehen.

Der Gedanke des absoluten, ausschließenden
privativen Eigenthums, so wie er in einem con-
sequenten Civil-Rechte vorherrschen muß -- wie
er denn auch die eigentliche Basis des Römischen
Rechtes bildet -- steht in ewigem Widerstreit
mit der Idee des Rechtes. Ueberhaupt kann er
nur auf absolut todte Sachen angewendet wer-
den; denn Personen sind von selbst schon unend-

in einem Staatenbunde, wie dem Griechiſchen,
wo das National-Leben, auf einer breiteren,
gluͤcklicheren Baſis ruhend, in die vielfaͤltigſten
Geſtalten und Beſchaͤftigungen gebrochen wird;
wo alle Reichthuͤmer (geiſtige und irdiſche) der
mittellaͤndiſchen Kuͤſten zuſammenſtroͤmen; wo
ſinnreicher Lebensgenuß und eine gewiſſe Natio-
nal-Großmuth aͤngſtliches Abſtecken des Beſitzes,
und Verſtandespraͤciſion in den Privatverhaͤlt-
niſſen nicht aufkommen laſſen; wo der Ernſt,
mit dem die ſchwierige Sache des Gemeinweſens
vielgeſtalteter, lebensluſtiger Voͤlker getrieben wer-
den will, einen ſchoͤnen Leichtſinn uͤber die Pri-
vatverhaͤltniſſe veranlaßt, ſo daß Platon den
Gedanken naͤhren kann, unter den drei Staͤnden
ſeiner idealiſchen Republik, den Magiſtraten, den
Kriegern und den Lohnarbeitern, nur dem letzte-
ren veraͤchtlichſten Stande noch uͤberhaupt eini-
ges Privatleben zuzugeſtehen.

Der Gedanke des abſoluten, ausſchließenden
privativen Eigenthums, ſo wie er in einem con-
ſequenten Civil-Rechte vorherrſchen muß — wie
er denn auch die eigentliche Baſis des Roͤmiſchen
Rechtes bildet — ſteht in ewigem Widerſtreit
mit der Idee des Rechtes. Ueberhaupt kann er
nur auf abſolut todte Sachen angewendet wer-
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[58/0066] in einem Staatenbunde, wie dem Griechiſchen, wo das National-Leben, auf einer breiteren, gluͤcklicheren Baſis ruhend, in die vielfaͤltigſten Geſtalten und Beſchaͤftigungen gebrochen wird; wo alle Reichthuͤmer (geiſtige und irdiſche) der mittellaͤndiſchen Kuͤſten zuſammenſtroͤmen; wo ſinnreicher Lebensgenuß und eine gewiſſe Natio- nal-Großmuth aͤngſtliches Abſtecken des Beſitzes, und Verſtandespraͤciſion in den Privatverhaͤlt- niſſen nicht aufkommen laſſen; wo der Ernſt, mit dem die ſchwierige Sache des Gemeinweſens vielgeſtalteter, lebensluſtiger Voͤlker getrieben wer- den will, einen ſchoͤnen Leichtſinn uͤber die Pri- vatverhaͤltniſſe veranlaßt, ſo daß Platon den Gedanken naͤhren kann, unter den drei Staͤnden ſeiner idealiſchen Republik, den Magiſtraten, den Kriegern und den Lohnarbeitern, nur dem letzte- ren veraͤchtlichſten Stande noch uͤberhaupt eini- ges Privatleben zuzugeſtehen. Der Gedanke des abſoluten, ausſchließenden privativen Eigenthums, ſo wie er in einem con- ſequenten Civil-Rechte vorherrſchen muß — wie er denn auch die eigentliche Baſis des Roͤmiſchen Rechtes bildet — ſteht in ewigem Widerſtreit mit der Idee des Rechtes. Ueberhaupt kann er nur auf abſolut todte Sachen angewendet wer- den; denn Perſonen ſind von ſelbſt ſchon unend-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/66>, abgerufen am 23.11.2024.