Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.Laßt mich nur einmal hören Der neuen Glocke Klang! Ich hab' sie ja bereitet: Möcht' wissen, ob's gelang. Die Bitte ward gewähret, Sie schien den Herr'n gering, Die Glocke ward geläutet, Als er zum Tode ging. Der Meister hört sie klingen, So voll, so hell, so rein: Die Augen gehn ihm über, Es muß vor Freude sein. Und seine Blicke leuchten, Als wären sie verklärt: Er hatte in dem Klange Wohl mehr als Klang gehört. Hat auch geneigt den Nacken
Zum Streich voll Zuversicht; Und was der Tod versprochen, Das bricht das Leben nicht. Laßt mich nur einmal hoͤren Der neuen Glocke Klang! Ich hab' ſie ja bereitet: Moͤcht' wiſſen, ob's gelang. Die Bitte ward gewaͤhret, Sie ſchien den Herr'n gering, Die Glocke ward gelaͤutet, Als er zum Tode ging. Der Meiſter hoͤrt ſie klingen, So voll, ſo hell, ſo rein: Die Augen gehn ihm uͤber, Es muß vor Freude ſein. Und ſeine Blicke leuchten, Als waͤren ſie verklaͤrt: Er hatte in dem Klange Wohl mehr als Klang gehoͤrt. Hat auch geneigt den Nacken
Zum Streich voll Zuverſicht; Und was der Tod verſprochen, Das bricht das Leben nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0156" n="144"/> <lg n="24"> <l>Laßt mich nur einmal hoͤren</l><lb/> <l>Der neuen Glocke Klang!</l><lb/> <l>Ich hab' ſie ja bereitet:</l><lb/> <l>Moͤcht' wiſſen, ob's gelang.</l><lb/> </lg> <lg n="25"> <l>Die Bitte ward gewaͤhret,</l><lb/> <l>Sie ſchien den Herr'n gering,</l><lb/> <l>Die Glocke ward gelaͤutet,</l><lb/> <l>Als er zum Tode ging.</l><lb/> </lg> <lg n="26"> <l>Der Meiſter hoͤrt ſie klingen,</l><lb/> <l>So voll, ſo hell, ſo rein:</l><lb/> <l>Die Augen gehn ihm uͤber,</l><lb/> <l>Es muß vor Freude ſein.</l><lb/> </lg> <lg n="27"> <l>Und ſeine Blicke leuchten,</l><lb/> <l>Als waͤren ſie verklaͤrt:</l><lb/> <l>Er hatte in dem Klange</l><lb/> <l>Wohl mehr als Klang gehoͤrt.</l><lb/> </lg> <lg n="28"> <l>Hat auch geneigt den Nacken</l><lb/> <l>Zum Streich voll Zuverſicht;</l><lb/> <l>Und was der Tod verſprochen,</l><lb/> <l>Das bricht das Leben nicht.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0156]
Laßt mich nur einmal hoͤren
Der neuen Glocke Klang!
Ich hab' ſie ja bereitet:
Moͤcht' wiſſen, ob's gelang.
Die Bitte ward gewaͤhret,
Sie ſchien den Herr'n gering,
Die Glocke ward gelaͤutet,
Als er zum Tode ging.
Der Meiſter hoͤrt ſie klingen,
So voll, ſo hell, ſo rein:
Die Augen gehn ihm uͤber,
Es muß vor Freude ſein.
Und ſeine Blicke leuchten,
Als waͤren ſie verklaͤrt:
Er hatte in dem Klange
Wohl mehr als Klang gehoͤrt.
Hat auch geneigt den Nacken
Zum Streich voll Zuverſicht;
Und was der Tod verſprochen,
Das bricht das Leben nicht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |