Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Mittel andeuten wollte, wie er den Verdacht und die Schmach des Todtschlags von sich abwenden könnte.

Wie lang' es gedauert, ehe Ferdinand für den Gedanken empfänglich wurde, dieses Mittel zu ergreifen, wußte er natürlich nicht zu sagen. Er blieb neben dem Todten auf den Knien, von Schmerz betäubt, ohne Bewegung und ohne Gefühl, welches - wie er sich erinnerte - die Kälte von Heinrichs Hand, die er gefaßt hatte, nur allmählig wieder weckte. Als das Bewußtseyn völlig zurückkehrte, als Reue und Schmerz sein Herz wie hungrige Geier anfielen, ergriff er das Gewehr, das nur den einen Lauf entladen hatte, und wollte seine Qual enden. Da war es ihm, als hörte er Marianens Stimme in sein Ohr dringen, als vernähm' er die Worte des Schwurs, den sie nach dem Unfalle jenes Kindes gethan

ein Mittel andeuten wollte, wie er den Verdacht und die Schmach des Todtschlags von sich abwenden könnte.

Wie lang’ es gedauert, ehe Ferdinand für den Gedanken empfänglich wurde, dieses Mittel zu ergreifen, wußte er natürlich nicht zu sagen. Er blieb neben dem Todten auf den Knien, von Schmerz betäubt, ohne Bewegung und ohne Gefühl, welches – wie er sich erinnerte – die Kälte von Heinrichs Hand, die er gefaßt hatte, nur allmählig wieder weckte. Als das Bewußtseyn völlig zurückkehrte, als Reue und Schmerz sein Herz wie hungrige Geier anfielen, ergriff er das Gewehr, das nur den einen Lauf entladen hatte, und wollte seine Qual enden. Da war es ihm, als hörte er Marianens Stimme in sein Ohr dringen, als vernähm’ er die Worte des Schwurs, den sie nach dem Unfalle jenes Kindes gethan

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="121"/>
ein Mittel andeuten wollte, wie er den Verdacht und die Schmach des Todtschlags von sich abwenden könnte.</p>
          <p>Wie lang&#x2019; es gedauert, ehe Ferdinand für den Gedanken empfänglich wurde, dieses Mittel zu ergreifen, wußte er natürlich nicht zu sagen. Er blieb neben dem Todten auf den Knien, von Schmerz betäubt, ohne Bewegung und ohne Gefühl, welches &#x2013; wie er sich erinnerte &#x2013; die Kälte von Heinrichs Hand, die er gefaßt hatte, nur allmählig wieder weckte. Als das Bewußtseyn völlig zurückkehrte, als Reue und Schmerz sein Herz wie hungrige Geier anfielen, ergriff er das Gewehr, das nur den einen Lauf entladen hatte, und wollte seine Qual enden. Da war es ihm, als hörte er Marianens Stimme in sein Ohr dringen, als vernähm&#x2019; er die Worte des <hi rendition="#g">Schwurs</hi>, den sie nach dem Unfalle jenes Kindes gethan
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0141] ein Mittel andeuten wollte, wie er den Verdacht und die Schmach des Todtschlags von sich abwenden könnte. Wie lang’ es gedauert, ehe Ferdinand für den Gedanken empfänglich wurde, dieses Mittel zu ergreifen, wußte er natürlich nicht zu sagen. Er blieb neben dem Todten auf den Knien, von Schmerz betäubt, ohne Bewegung und ohne Gefühl, welches – wie er sich erinnerte – die Kälte von Heinrichs Hand, die er gefaßt hatte, nur allmählig wieder weckte. Als das Bewußtseyn völlig zurückkehrte, als Reue und Schmerz sein Herz wie hungrige Geier anfielen, ergriff er das Gewehr, das nur den einen Lauf entladen hatte, und wollte seine Qual enden. Da war es ihm, als hörte er Marianens Stimme in sein Ohr dringen, als vernähm’ er die Worte des Schwurs, den sie nach dem Unfalle jenes Kindes gethan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-02T10:45:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
GDZ Göttingen: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-02T10:45:31Z)
UB Leipzig: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. 38-0-637:15785; Bilder 0107 bis 0110) (2013-01-02T10:45:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-02T10:45:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/141
Zitationshilfe: Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/141>, abgerufen am 24.11.2024.