Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.außen. Nichts als die Namen: Heinrich - Mariane - schlichen von Zeit zu Zeit über seine Lippen, ohne daß er selbst ihren schwachen Schall zu vernehmen schien. Welche Pein für mich! Mein unseeliger Einfall, ihn durch Ueberraschung das Geständniß einer erlogenen Selbstanklage zu entreißen, konnte ihm den Verstand gekostet haben, da dieselbe - wie sich jetzt kaum mehr bezweifeln ließ - nicht erlogen war, sondern auf einer unbegreiflichen Selbsttäuschung beruhte. Ich ließ den Arzt rufen; er schüttelte bedenklich den Kopf, und leider zeigte sich's nur allzubald, daß er Grund dazu gehabt hatte. Zwar wurden Ferdinands Sinne noch an demselben Tage den Eindrücken der Außendinge wieder offen, und er sprach mit uns außen. Nichts als die Namen: Heinrich – Mariane – schlichen von Zeit zu Zeit über seine Lippen, ohne daß er selbst ihren schwachen Schall zu vernehmen schien. Welche Pein für mich! Mein unseeliger Einfall, ihn durch Ueberraschung das Geständniß einer erlogenen Selbstanklage zu entreißen, konnte ihm den Verstand gekostet haben, da dieselbe – wie sich jetzt kaum mehr bezweifeln ließ – nicht erlogen war, sondern auf einer unbegreiflichen Selbsttäuschung beruhte. Ich ließ den Arzt rufen; er schüttelte bedenklich den Kopf, und leider zeigte sich’s nur allzubald, daß er Grund dazu gehabt hatte. Zwar wurden Ferdinands Sinne noch an demselben Tage den Eindrücken der Außendinge wieder offen, und er sprach mit uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0193" n="173"/> außen. Nichts als die Namen: Heinrich – Mariane – schlichen von Zeit zu Zeit über seine Lippen, ohne daß er selbst ihren schwachen Schall zu vernehmen schien.</p> <p>Welche Pein für <hi rendition="#g">mich</hi>! Mein unseeliger Einfall, ihn durch Ueberraschung das Geständniß einer <hi rendition="#g">erlogenen</hi> Selbstanklage zu entreißen, konnte ihm den Verstand gekostet haben, da dieselbe – wie sich jetzt kaum mehr bezweifeln ließ – <hi rendition="#g">nicht</hi> erlogen war, sondern auf einer unbegreiflichen Selbsttäuschung beruhte. Ich ließ den Arzt rufen; er schüttelte bedenklich den Kopf, und leider zeigte sich’s nur allzubald, daß er Grund dazu gehabt hatte.</p> <p>Zwar wurden Ferdinands Sinne noch an demselben Tage den Eindrücken der Außendinge wieder offen, und er sprach mit uns </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0193]
außen. Nichts als die Namen: Heinrich – Mariane – schlichen von Zeit zu Zeit über seine Lippen, ohne daß er selbst ihren schwachen Schall zu vernehmen schien.
Welche Pein für mich! Mein unseeliger Einfall, ihn durch Ueberraschung das Geständniß einer erlogenen Selbstanklage zu entreißen, konnte ihm den Verstand gekostet haben, da dieselbe – wie sich jetzt kaum mehr bezweifeln ließ – nicht erlogen war, sondern auf einer unbegreiflichen Selbsttäuschung beruhte. Ich ließ den Arzt rufen; er schüttelte bedenklich den Kopf, und leider zeigte sich’s nur allzubald, daß er Grund dazu gehabt hatte.
Zwar wurden Ferdinands Sinne noch an demselben Tage den Eindrücken der Außendinge wieder offen, und er sprach mit uns
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/193>, abgerufen am 16.07.2024. |