Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Allen wie ein vernünftiger Mensch, so lange nicht der Gedanke an seine Unschuld angeregt wurde. Aber bei der leisesten Berührung dieses Gegenstandes zeigte sich eine fixe Idee, bekanntlich die erste Stufe des Irrsinns. Er wähnte, der Teufel, der seine Aussöhnung mit Gott nicht dulden wolle, suche ihm vorzuspiegeln, daß er gar nicht gesündiget habe, und nehme zu dem Behuf allerlei Gestalten seiner Freunde und Bekannten an, oder fahre wirklich in deren Geister und Gemüther, um dieselben zu diesem Zwecke zu mißbrauchen. Der Arzt, meine Mutter, meine Schwester, ich selbst, wir alle versuchten es nach einander, und auf verschiedenen Wegen, in diesem Irrwahn ihn wanken zu machen. Wenn es irgend Einem von uns gelingen konnte; so war es Juliane, mit welcher er unter Allen am liebsten sprach, und die er Allen wie ein vernünftiger Mensch, so lange nicht der Gedanke an seine Unschuld angeregt wurde. Aber bei der leisesten Berührung dieses Gegenstandes zeigte sich eine fixe Idee, bekanntlich die erste Stufe des Irrsinns. Er wähnte, der Teufel, der seine Aussöhnung mit Gott nicht dulden wolle, suche ihm vorzuspiegeln, daß er gar nicht gesündiget habe, und nehme zu dem Behuf allerlei Gestalten seiner Freunde und Bekannten an, oder fahre wirklich in deren Geister und Gemüther, um dieselben zu diesem Zwecke zu mißbrauchen. Der Arzt, meine Mutter, meine Schwester, ich selbst, wir alle versuchten es nach einander, und auf verschiedenen Wegen, in diesem Irrwahn ihn wanken zu machen. Wenn es irgend Einem von uns gelingen konnte; so war es Juliane, mit welcher er unter Allen am liebsten sprach, und die er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0194" n="174"/> Allen wie ein vernünftiger Mensch, so lange nicht der Gedanke an seine Unschuld angeregt wurde. Aber bei der leisesten Berührung dieses Gegenstandes zeigte sich eine <hi rendition="#g">fixe Idee</hi>, bekanntlich die erste Stufe des Irrsinns. Er wähnte, der Teufel, der seine Aussöhnung mit Gott nicht dulden wolle, suche ihm vorzuspiegeln, daß er gar nicht gesündiget habe, und nehme zu dem Behuf allerlei Gestalten seiner Freunde und Bekannten an, oder fahre wirklich in deren Geister und Gemüther, um dieselben zu diesem Zwecke zu mißbrauchen. Der Arzt, meine Mutter, meine Schwester, ich selbst, wir alle versuchten es nach einander, und auf verschiedenen Wegen, in diesem Irrwahn ihn wanken zu machen.</p> <p>Wenn es irgend Einem von uns gelingen konnte; so war es Juliane, mit welcher er unter Allen am liebsten sprach, und die er </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0194]
Allen wie ein vernünftiger Mensch, so lange nicht der Gedanke an seine Unschuld angeregt wurde. Aber bei der leisesten Berührung dieses Gegenstandes zeigte sich eine fixe Idee, bekanntlich die erste Stufe des Irrsinns. Er wähnte, der Teufel, der seine Aussöhnung mit Gott nicht dulden wolle, suche ihm vorzuspiegeln, daß er gar nicht gesündiget habe, und nehme zu dem Behuf allerlei Gestalten seiner Freunde und Bekannten an, oder fahre wirklich in deren Geister und Gemüther, um dieselben zu diesem Zwecke zu mißbrauchen. Der Arzt, meine Mutter, meine Schwester, ich selbst, wir alle versuchten es nach einander, und auf verschiedenen Wegen, in diesem Irrwahn ihn wanken zu machen.
Wenn es irgend Einem von uns gelingen konnte; so war es Juliane, mit welcher er unter Allen am liebsten sprach, und die er
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/194>, abgerufen am 16.07.2024. |