Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.in der Nähe zu betrachten Gelegenheit haben, wird gewiß eine von den angenehmsten Würkungen seyn, die dort der Gebrauch unsrer verbesserten und vielleicht auch vermehr- ten Sinne für uns haben wird. Und worin auch nun im- mer die sinnlichen Freuden in der Ewigkeit bestehen wer- den, so werden sie doch nie sündlich seyn, so wird die Begierde nach ihnen nie eine Gott misfällige Art der Be- friedigung suchen, und uns zur Abweichung von ihm ver- leiten können. Noch größere Freuden wird uns die Verbesserung möchte. P
in der Naͤhe zu betrachten Gelegenheit haben, wird gewiß eine von den angenehmſten Wuͤrkungen ſeyn, die dort der Gebrauch unſrer verbeſſerten und vielleicht auch vermehr- ten Sinne fuͤr uns haben wird. Und worin auch nun im- mer die ſinnlichen Freuden in der Ewigkeit beſtehen wer- den, ſo werden ſie doch nie ſuͤndlich ſeyn, ſo wird die Begierde nach ihnen nie eine Gott misfaͤllige Art der Be- friedigung ſuchen, und uns zur Abweichung von ihm ver- leiten koͤnnen. Noch groͤßere Freuden wird uns die Verbeſſerung moͤchte. P
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0237" n="225"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> in der Naͤhe zu betrachten Gelegenheit haben, wird gewiß<lb/> eine von den angenehmſten Wuͤrkungen ſeyn, die dort der<lb/> Gebrauch unſrer verbeſſerten und vielleicht auch vermehr-<lb/> ten Sinne fuͤr uns haben wird. Und worin auch nun im-<lb/> mer die ſinnlichen Freuden in der Ewigkeit beſtehen wer-<lb/> den, ſo werden ſie doch nie ſuͤndlich ſeyn, ſo wird die<lb/> Begierde nach ihnen nie eine Gott misfaͤllige Art der Be-<lb/> friedigung ſuchen, und uns zur Abweichung von ihm ver-<lb/> leiten koͤnnen.</p><lb/> <p>Noch groͤßere Freuden wird uns die Verbeſſerung<lb/> unſrer hoͤhern Kraͤfte und die Gelegenheit gewaͤhren, die<lb/> wir finden werden, ſie immer vollkommener zu machen.<lb/> Dem Jrrthum werden wir dann nicht mehr unterworfen<lb/> ſeyn. Unſre Seele wird nur die lauterſte und fruchtbarſte<lb/> Wahrheit denken. Welch ein unerſchoͤpfliches Meer von<lb/> Wahrheiten, deren Erkenntniß die ſeeligſte Wolluſt ver-<lb/> urſachen wird, wird fuͤr uns die Uendlichkeit Gottes ſeyn!<lb/> Was fuͤr neue Vollkommenheiten werden wir nicht an<lb/> ihm entdecken, und in welch einem hellern Lichte diejenigen<lb/> kennen lernen, die wir hier ſchon, da wir ſie nur in dunk-<lb/> ler Ferne erblicken, an ihm bewundern! Seine Guͤte,<lb/> ſeine Weisheit, ſeine Macht, die wir hier aus ſeinen<lb/> Werken hervorſtralen ſehen, von denen wir nur ſehr we-<lb/> nige kennen, und keines ganz durchſchauen, erfuͤllen uns<lb/> ſchon mit Freude, ſo oft wir uͤber ſie nachdenken: was<lb/> werden wir dort fuͤr Luſt daran haben, wenn wir einen ſo<lb/> viel groͤßern Schauplatz derſelben betreten, und mit un-<lb/> ſern Nachforſchungen immer tiefer in ihre innere Beſchaf-<lb/> fenheit eindringen werden! — Hier erblicken wir nur hin<lb/> und wieder einige Fußſtapfen Gottes auf den Wegen ſei-<lb/> ner Vorſehung: dort werden wir den weiſen und einfachen<lb/> Plan ſeiner Weltregierung voͤlliger uͤberſehen, und Gott<lb/> uͤberall finden, ihn uͤberall ſeiner wuͤrdig handeln ſehen,<lb/> wo wir hier vielleicht geglaubt oder befuͤrchtet haben, daß<lb/> er nicht Theil an den Begebenheiten der Welt nehmen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P</fw><fw place="bottom" type="catch">moͤchte.</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0237]
in der Naͤhe zu betrachten Gelegenheit haben, wird gewiß
eine von den angenehmſten Wuͤrkungen ſeyn, die dort der
Gebrauch unſrer verbeſſerten und vielleicht auch vermehr-
ten Sinne fuͤr uns haben wird. Und worin auch nun im-
mer die ſinnlichen Freuden in der Ewigkeit beſtehen wer-
den, ſo werden ſie doch nie ſuͤndlich ſeyn, ſo wird die
Begierde nach ihnen nie eine Gott misfaͤllige Art der Be-
friedigung ſuchen, und uns zur Abweichung von ihm ver-
leiten koͤnnen.
Noch groͤßere Freuden wird uns die Verbeſſerung
unſrer hoͤhern Kraͤfte und die Gelegenheit gewaͤhren, die
wir finden werden, ſie immer vollkommener zu machen.
Dem Jrrthum werden wir dann nicht mehr unterworfen
ſeyn. Unſre Seele wird nur die lauterſte und fruchtbarſte
Wahrheit denken. Welch ein unerſchoͤpfliches Meer von
Wahrheiten, deren Erkenntniß die ſeeligſte Wolluſt ver-
urſachen wird, wird fuͤr uns die Uendlichkeit Gottes ſeyn!
Was fuͤr neue Vollkommenheiten werden wir nicht an
ihm entdecken, und in welch einem hellern Lichte diejenigen
kennen lernen, die wir hier ſchon, da wir ſie nur in dunk-
ler Ferne erblicken, an ihm bewundern! Seine Guͤte,
ſeine Weisheit, ſeine Macht, die wir hier aus ſeinen
Werken hervorſtralen ſehen, von denen wir nur ſehr we-
nige kennen, und keines ganz durchſchauen, erfuͤllen uns
ſchon mit Freude, ſo oft wir uͤber ſie nachdenken: was
werden wir dort fuͤr Luſt daran haben, wenn wir einen ſo
viel groͤßern Schauplatz derſelben betreten, und mit un-
ſern Nachforſchungen immer tiefer in ihre innere Beſchaf-
fenheit eindringen werden! — Hier erblicken wir nur hin
und wieder einige Fußſtapfen Gottes auf den Wegen ſei-
ner Vorſehung: dort werden wir den weiſen und einfachen
Plan ſeiner Weltregierung voͤlliger uͤberſehen, und Gott
uͤberall finden, ihn uͤberall ſeiner wuͤrdig handeln ſehen,
wo wir hier vielleicht geglaubt oder befuͤrchtet haben, daß
er nicht Theil an den Begebenheiten der Welt nehmen
moͤchte.
P
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |