Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Welt in die künftige hinüber bringen werden. 1 Cor. 15, 40-42. 2 Cor. 9, 6. Aber es wird doch ohne Zweifel kei- nen, auch dem geringsten nicht, an irgend einer von den Seeligkeiten fehlen, von denen wir geredet haben. -- Jch versprach dem Grafen diese allgemeine Be- Dieß, setzte er hinzu, ist nun meine ganze Be- mehr P 3
Welt in die kuͤnftige hinuͤber bringen werden. 1 Cor. 15, 40-42. 2 Cor. 9, 6. Aber es wird doch ohne Zweifel kei- nen, auch dem geringſten nicht, an irgend einer von den Seeligkeiten fehlen, von denen wir geredet haben. — Jch verſprach dem Grafen dieſe allgemeine Be- Dieß, ſetzte er hinzu, iſt nun meine ganze Be- mehr P 3
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Welt in die kuͤnftige hinuͤber bringen werden. 1 Cor. 15,
40-42. 2 Cor. 9, 6. Aber es wird doch ohne Zweifel kei-
nen, auch dem geringſten nicht, an irgend einer von den
Seeligkeiten fehlen, von denen wir geredet haben. —
Jch verſprach dem Grafen dieſe allgemeine Be-
trachtung in unſrer naͤchſten Unterredung auf ihn anzu-
wenden. Er war ſehr ruhig, und bezeugte mir, daß er
ſich gluͤcklich ſchaͤtze der Ewigkeit nahe zu ſeyn, ob ihm
gleich die Art ſeines Einganges in dieſelbe betruͤbt ſeyn
muͤſſe. Er wolle inzwiſchen allen ſeinen Fleiß anwenden,
ſich in eine ſolche Verfaſſung zu ſetzen, in der er hoffen
duͤrfe, die Schrecken dieſes Todes uͤberwinden und einer
ſeeligen Ewigkeit gewiß ſeyn zu koͤnnen. Er glaube daß
ſeine Pflichten, die ihm in dieſer Abſicht oblaͤgen, darin
beſtuͤnden, daß er erſtlich ſein voriges Leben beſtaͤndig vor
Augen behielte, um ſeine Reue daruͤber bis ans Ende
lebhaft zu erhalten, und dann unaufhoͤrlich daran arbei-
tete ſeine gegenwaͤrtigen Geſinnungen zu befeſtigen, ſich
gewoͤhnlich zu machen und zu verbeſſern.
Dieß, ſetzte er hinzu, iſt nun meine ganze Be-
ſchaͤftigung, und ſie intereſſirt mich auch ſo ſehr, ich finde
ſo viel Befriedigung darin, daß ich an nichts ſonſt Ge-
ſchmack finde. Jch habe noch vor kurzem zuweilen eine
Stunde in der hiſtoire generelle des Voïages geleſen,
und es Jhnen damals, wie Sie ſich erinnern werden,
auch geſagt. Jch habe es auch zu der Zeit ſchon gefuͤhlt,
daß ich meine Stunden nuͤtzlicher brauchen koͤnnte. Aber,
weil ich nicht gleichſam ſcheinheilig gegen mich ſelbſt thun
wollte, ſo wollte ich mich auch nicht mit Gewalt zwingen
meine Luſt zu dieſem Buche zu unterdruͤcken. Jtzt hat ſie
ſich von ſelbſt verlohren. Jch kann nichts anders leſen und
denken, und es intereſſirt mich ſonſt nichts, als was mit
meinem einzigen Geſchaͤffte, mich auf die Ewigkeit zuzu-
bereiten, in Verbindung ſteht. Jch bin auch nun, Gott-
lob, ſo weit gekommen, daß meine Zweifel mich gar nicht
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