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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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deren fünf, die andern zehn, ihre Zahl ist schwankend;
aber sie bestehen heute noch, wenn auch ihre Unter-
scheidungslehren dem Volk und zum großen Teil wohl
auch den Priestern unbekannt sind. Nur am Hofe und
in den berühmten Tempeln zu Ise und Izumo wurde
der ursprüngliche Shinto noch einigermaßen bewahrt.
Die meisten yashiro im Lande wurden durch buddhistische
Priester bedient, die natürlich nichts Eiligeres zu thun
hatten, als durch ornamentales Beiwerk und durch Ein-
führung buddhistischer Ceremonien die Einfachheit des
alten Kultes zu zerstören; daher findet man außer dem
Tempel der Sonnengöttin Tensho Daijin in Ise und
dem des Erdbeherrschers Okuninushi in Izumo bis
heute kaum noch einen, der seine ursprüngliche reine
Form bewahrt hätte. Auf diese Weise entstand eine
Mischung des alten und des neuen Glaubens, welcher
unter dem Namen Ryobu-Shinto bekannt ist.

Um das Jahr 1700 aber sollte sich das Verhältnis
zwischen den beiden Religionen anders gestalten. Die
Zeit der freiwilligen und friedlichen Unterwerfung von
Shinto nahm ein Ende, die Periode des Wiederauf-
lebens des reinen Shinto brach an 1). Es wurde plötz-
lich Mode, die altjapanischen Urkunden des Kojiki,
Nihongi etc. zu studieren, und unter den Gebildeten
brach eine förmliche Begeisterung aus für alles, was
altjapanisch hieß. Die großen Gelehrten Motoori in
der zweiten Hälfte des achtzehnten und Hirata in der
ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, die be-
rühmten Kommentatoren des Shintoismus, verhalfen
der Bewegung vollends zum Sieg. Der Shintoismus

1) "Revival of Pure Shinto" by Ernest Satow in den "Trans-
actions of the Asiatic Society of Japan", vol. III App.

deren fünf, die andern zehn, ihre Zahl iſt ſchwankend;
aber ſie beſtehen heute noch, wenn auch ihre Unter-
ſcheidungslehren dem Volk und zum großen Teil wohl
auch den Prieſtern unbekannt ſind. Nur am Hofe und
in den berühmten Tempeln zu Iſe und Izumo wurde
der urſprüngliche Shinto noch einigermaßen bewahrt.
Die meiſten yashiro im Lande wurden durch buddhiſtiſche
Prieſter bedient, die natürlich nichts Eiligeres zu thun
hatten, als durch ornamentales Beiwerk und durch Ein-
führung buddhiſtiſcher Ceremonien die Einfachheit des
alten Kultes zu zerſtören; daher findet man außer dem
Tempel der Sonnengöttin Tenſho Daijin in Iſe und
dem des Erdbeherrſchers Okuninuſhi in Izumo bis
heute kaum noch einen, der ſeine urſprüngliche reine
Form bewahrt hätte. Auf dieſe Weiſe entſtand eine
Miſchung des alten und des neuen Glaubens, welcher
unter dem Namen Ryobu-Shinto bekannt iſt.

Um das Jahr 1700 aber ſollte ſich das Verhältnis
zwiſchen den beiden Religionen anders geſtalten. Die
Zeit der freiwilligen und friedlichen Unterwerfung von
Shinto nahm ein Ende, die Periode des Wiederauf-
lebens des reinen Shinto brach an 1). Es wurde plötz-
lich Mode, die altjapaniſchen Urkunden des Kojiki,
Nihongi ꝛc. zu ſtudieren, und unter den Gebildeten
brach eine förmliche Begeiſterung aus für alles, was
altjapaniſch hieß. Die großen Gelehrten Motoori in
der zweiten Hälfte des achtzehnten und Hirata in der
erſten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, die be-
rühmten Kommentatoren des Shintoismus, verhalfen
der Bewegung vollends zum Sieg. Der Shintoismus

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[214/0228] deren fünf, die andern zehn, ihre Zahl iſt ſchwankend; aber ſie beſtehen heute noch, wenn auch ihre Unter- ſcheidungslehren dem Volk und zum großen Teil wohl auch den Prieſtern unbekannt ſind. Nur am Hofe und in den berühmten Tempeln zu Iſe und Izumo wurde der urſprüngliche Shinto noch einigermaßen bewahrt. Die meiſten yashiro im Lande wurden durch buddhiſtiſche Prieſter bedient, die natürlich nichts Eiligeres zu thun hatten, als durch ornamentales Beiwerk und durch Ein- führung buddhiſtiſcher Ceremonien die Einfachheit des alten Kultes zu zerſtören; daher findet man außer dem Tempel der Sonnengöttin Tenſho Daijin in Iſe und dem des Erdbeherrſchers Okuninuſhi in Izumo bis heute kaum noch einen, der ſeine urſprüngliche reine Form bewahrt hätte. Auf dieſe Weiſe entſtand eine Miſchung des alten und des neuen Glaubens, welcher unter dem Namen Ryobu-Shinto bekannt iſt. Um das Jahr 1700 aber ſollte ſich das Verhältnis zwiſchen den beiden Religionen anders geſtalten. Die Zeit der freiwilligen und friedlichen Unterwerfung von Shinto nahm ein Ende, die Periode des Wiederauf- lebens des reinen Shinto brach an 1). Es wurde plötz- lich Mode, die altjapaniſchen Urkunden des Kojiki, Nihongi ꝛc. zu ſtudieren, und unter den Gebildeten brach eine förmliche Begeiſterung aus für alles, was altjapaniſch hieß. Die großen Gelehrten Motoori in der zweiten Hälfte des achtzehnten und Hirata in der erſten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, die be- rühmten Kommentatoren des Shintoismus, verhalfen der Bewegung vollends zum Sieg. Der Shintoismus 1) „Revival of Pure Shinto“ by Ernest Satow in den „Trans- actions of the Asiatic Society of Japan“, vol. III App.

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/228>, abgerufen am 24.11.2024.