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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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wieder wachzurufen. Das Erscheinen einer Reihe be-
deutender Lehrer, gleich ausgezeichnet durch Gelehrsam-
keit und Glaubenseifer, war die Folge. Es geschieht
mit einem gewissen Recht, wenn man das dreizehnte
Jahrhundert das Reformationszeitalter des japanischen
Buddhismus nennt.

Die gänzliche Veräußerlichung des Kultus veran-
laßte die Nachfolger Yoritomos, die Shogune der
Hojodynastie, um die Wende des zwölften und drei-
zehnten Jahrhunderts die Zensekte aus China einzu-
führen. Die Zensekte ist die eigentlich philosophische
Sekte des Buddhismus, die mit ihrer scharfen Be-
tonung der Meditation sich der ursprünglichen Lehre
des Weisen am nächsten zu stellen sucht und im strikten
Gegensatz gegen das Ceremonienwesen der übrigen Sekten
steht. Es ist der Zensekte gelungen, sich bedeutenden
Boden zu verschaffen, wenngleich es mit ihrem esote-
rischen Charakter heute nicht mehr so weit her ist.

Die Zensekte war die letzte, welche nicht auf
japanischem Boden erwachsen war. Gleichzeitig mit
ihrer Einführung begannen sich auch in der einheimischen
Priesterschaft selbst originale Gedanken geltend zu
machen -- das erste und das letzemal in der Ge-
schichte des japanischen Buddhismus. Um das Jahr
1207 gründete der Priester Genku, mit seinem posthumen
Heiligennamen Honen genannt, die Sekte Jodo ("Reines
Land"). Seine Hauptlehre ist, daß der Weg zum
"reinen Land" das Anrufen des Buddhanamens sei.
Sie wird darum auch Nen-Butsu, die Sekte der Buddha-
anrufung, genannt. Die Formel "Namu Amida Butsu",
"ich vertraue auf Amida Butsu", wurde von Honen seinen
Gläubigen gegeben. Man war aber mit dem bloßen
Aussprechen der Formel nicht zufrieden; man sang die-

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wieder wachzurufen. Das Erſcheinen einer Reihe be-
deutender Lehrer, gleich ausgezeichnet durch Gelehrſam-
keit und Glaubenseifer, war die Folge. Es geſchieht
mit einem gewiſſen Recht, wenn man das dreizehnte
Jahrhundert das Reformationszeitalter des japaniſchen
Buddhismus nennt.

Die gänzliche Veräußerlichung des Kultus veran-
laßte die Nachfolger Yoritomos, die Shogune der
Hōjōdynaſtie, um die Wende des zwölften und drei-
zehnten Jahrhunderts die Zenſekte aus China einzu-
führen. Die Zenſekte iſt die eigentlich philoſophiſche
Sekte des Buddhismus, die mit ihrer ſcharfen Be-
tonung der Meditation ſich der urſprünglichen Lehre
des Weiſen am nächſten zu ſtellen ſucht und im ſtrikten
Gegenſatz gegen das Ceremonienweſen der übrigen Sekten
ſteht. Es iſt der Zenſekte gelungen, ſich bedeutenden
Boden zu verſchaffen, wenngleich es mit ihrem eſote-
riſchen Charakter heute nicht mehr ſo weit her iſt.

Die Zenſekte war die letzte, welche nicht auf
japaniſchem Boden erwachſen war. Gleichzeitig mit
ihrer Einführung begannen ſich auch in der einheimiſchen
Prieſterſchaft ſelbſt originale Gedanken geltend zu
machen — das erſte und das letzemal in der Ge-
ſchichte des japaniſchen Buddhismus. Um das Jahr
1207 gründete der Prieſter Genku, mit ſeinem poſthumen
Heiligennamen Hōnen genannt, die Sekte Jōdō („Reines
Land“). Seine Hauptlehre iſt, daß der Weg zum
„reinen Land“ das Anrufen des Buddhanamens ſei.
Sie wird darum auch Nen-Butſu, die Sekte der Buddha-
anrufung, genannt. Die Formel „Namu Amida Butſu“,
„ich vertraue auf Amida Butſu“, wurde von Hōnen ſeinen
Gläubigen gegeben. Man war aber mit dem bloßen
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[227/0241] wieder wachzurufen. Das Erſcheinen einer Reihe be- deutender Lehrer, gleich ausgezeichnet durch Gelehrſam- keit und Glaubenseifer, war die Folge. Es geſchieht mit einem gewiſſen Recht, wenn man das dreizehnte Jahrhundert das Reformationszeitalter des japaniſchen Buddhismus nennt. Die gänzliche Veräußerlichung des Kultus veran- laßte die Nachfolger Yoritomos, die Shogune der Hōjōdynaſtie, um die Wende des zwölften und drei- zehnten Jahrhunderts die Zenſekte aus China einzu- führen. Die Zenſekte iſt die eigentlich philoſophiſche Sekte des Buddhismus, die mit ihrer ſcharfen Be- tonung der Meditation ſich der urſprünglichen Lehre des Weiſen am nächſten zu ſtellen ſucht und im ſtrikten Gegenſatz gegen das Ceremonienweſen der übrigen Sekten ſteht. Es iſt der Zenſekte gelungen, ſich bedeutenden Boden zu verſchaffen, wenngleich es mit ihrem eſote- riſchen Charakter heute nicht mehr ſo weit her iſt. Die Zenſekte war die letzte, welche nicht auf japaniſchem Boden erwachſen war. Gleichzeitig mit ihrer Einführung begannen ſich auch in der einheimiſchen Prieſterſchaft ſelbſt originale Gedanken geltend zu machen — das erſte und das letzemal in der Ge- ſchichte des japaniſchen Buddhismus. Um das Jahr 1207 gründete der Prieſter Genku, mit ſeinem poſthumen Heiligennamen Hōnen genannt, die Sekte Jōdō („Reines Land“). Seine Hauptlehre iſt, daß der Weg zum „reinen Land“ das Anrufen des Buddhanamens ſei. Sie wird darum auch Nen-Butſu, die Sekte der Buddha- anrufung, genannt. Die Formel „Namu Amida Butſu“, „ich vertraue auf Amida Butſu“, wurde von Hōnen ſeinen Gläubigen gegeben. Man war aber mit dem bloßen Ausſprechen der Formel nicht zufrieden; man ſang die- 15*

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/241>, abgerufen am 24.11.2024.