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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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lose erwiesen und durch den Niedergang der deutschen
Vereinsschule eine schwere Schädigung erlitten hatte.
Es waren also zunächst deutsche Kulturzwecke, welchen
diese beiden Anstalten ihre Entstehung verdankten. An
dem Gymnasium und der Universität ist seit einigen
Jahren die deutsche Sprache die Hauptsprache geworden,
und auch an anderen Lehranstalten, wie z. B. an der
Kriegsschule, ist sie in die erste Stelle eingerückt. Da
das Studium der chinesischen Klassiker immer mehr in
den Hintergrund tritt, darf das Deutsche als die eigent-
lich klassische Sprache des Landes bezeichnet werden,
die dort annähernd dieselbe Stelle vertritt wie auf
unsern hohen Schulen das Latein. Das ist etwas,
worauf wir als Deutsche stolz sein dürfen. Schon diese
eine Thatsache sollte genügen, die Blicke des Deutschtums
mit Sympathie auf dieses Land zu richten, welches ihm
das Zeugnis ausstellt, daß es die höchste Blüte der
Kultur besitze. Japan wird uns ja freilich nicht so viel
zu verdienen geben wie China, voraussichtlich wenig-
stens; wenn aber lediglich derartige Interessen unsere
Politik und unsere Sympathien bestimmen, so ist das
kein gutes Zeugnis für das deutsche Volk. Unsere
Mission wenigstens steht auf anderem Standpunkt.
Unsere Mission hat in der japanischen Vorliebe für
deutsches Wesen eine hohe Verpflichtung für sich er-
kannt. Wir sind der Überzeugung, daß wir auch als
Missionare und Diener Christi doch zugleich noch Deutsche
sein dürfen. Und in der That sind wir Missionare
es gewesen, welche allezeit die Fahne des Deutschtums,
nicht im politischen, sondern im kulturellen Sinn in
die Hand genommen und hoch gehalten haben. In
jedem Winter haben wir durch den Sol Oriens große
Vortragscyklen veranstaltet, wo deutsche Lehrer der

loſe erwieſen und durch den Niedergang der deutſchen
Vereinsſchule eine ſchwere Schädigung erlitten hatte.
Es waren alſo zunächſt deutſche Kulturzwecke, welchen
dieſe beiden Anſtalten ihre Entſtehung verdankten. An
dem Gymnaſium und der Univerſität iſt ſeit einigen
Jahren die deutſche Sprache die Hauptſprache geworden,
und auch an anderen Lehranſtalten, wie z. B. an der
Kriegsſchule, iſt ſie in die erſte Stelle eingerückt. Da
das Studium der chineſiſchen Klaſſiker immer mehr in
den Hintergrund tritt, darf das Deutſche als die eigent-
lich klaſſiſche Sprache des Landes bezeichnet werden,
die dort annähernd dieſelbe Stelle vertritt wie auf
unſern hohen Schulen das Latein. Das iſt etwas,
worauf wir als Deutſche ſtolz ſein dürfen. Schon dieſe
eine Thatſache ſollte genügen, die Blicke des Deutſchtums
mit Sympathie auf dieſes Land zu richten, welches ihm
das Zeugnis ausſtellt, daß es die höchſte Blüte der
Kultur beſitze. Japan wird uns ja freilich nicht ſo viel
zu verdienen geben wie China, vorausſichtlich wenig-
ſtens; wenn aber lediglich derartige Intereſſen unſere
Politik und unſere Sympathien beſtimmen, ſo iſt das
kein gutes Zeugnis für das deutſche Volk. Unſere
Miſſion wenigſtens ſteht auf anderem Standpunkt.
Unſere Miſſion hat in der japaniſchen Vorliebe für
deutſches Weſen eine hohe Verpflichtung für ſich er-
kannt. Wir ſind der Überzeugung, daß wir auch als
Miſſionare und Diener Chriſti doch zugleich noch Deutſche
ſein dürfen. Und in der That ſind wir Miſſionare
es geweſen, welche allezeit die Fahne des Deutſchtums,
nicht im politiſchen, ſondern im kulturellen Sinn in
die Hand genommen und hoch gehalten haben. In
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[318/0332] loſe erwieſen und durch den Niedergang der deutſchen Vereinsſchule eine ſchwere Schädigung erlitten hatte. Es waren alſo zunächſt deutſche Kulturzwecke, welchen dieſe beiden Anſtalten ihre Entſtehung verdankten. An dem Gymnaſium und der Univerſität iſt ſeit einigen Jahren die deutſche Sprache die Hauptſprache geworden, und auch an anderen Lehranſtalten, wie z. B. an der Kriegsſchule, iſt ſie in die erſte Stelle eingerückt. Da das Studium der chineſiſchen Klaſſiker immer mehr in den Hintergrund tritt, darf das Deutſche als die eigent- lich klaſſiſche Sprache des Landes bezeichnet werden, die dort annähernd dieſelbe Stelle vertritt wie auf unſern hohen Schulen das Latein. Das iſt etwas, worauf wir als Deutſche ſtolz ſein dürfen. Schon dieſe eine Thatſache ſollte genügen, die Blicke des Deutſchtums mit Sympathie auf dieſes Land zu richten, welches ihm das Zeugnis ausſtellt, daß es die höchſte Blüte der Kultur beſitze. Japan wird uns ja freilich nicht ſo viel zu verdienen geben wie China, vorausſichtlich wenig- ſtens; wenn aber lediglich derartige Intereſſen unſere Politik und unſere Sympathien beſtimmen, ſo iſt das kein gutes Zeugnis für das deutſche Volk. Unſere Miſſion wenigſtens ſteht auf anderem Standpunkt. Unſere Miſſion hat in der japaniſchen Vorliebe für deutſches Weſen eine hohe Verpflichtung für ſich er- kannt. Wir ſind der Überzeugung, daß wir auch als Miſſionare und Diener Chriſti doch zugleich noch Deutſche ſein dürfen. Und in der That ſind wir Miſſionare es geweſen, welche allezeit die Fahne des Deutſchtums, nicht im politiſchen, ſondern im kulturellen Sinn in die Hand genommen und hoch gehalten haben. In jedem Winter haben wir durch den Sol Oriens große Vortragscyklen veranſtaltet, wo deutſche Lehrer der

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/332>, abgerufen am 22.11.2024.