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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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Bekenntnisschriften, wie das längere Westminster Glau-
bensbekenntnis und das von Dordrecht zu streichen,
da sie unter anderen Zeitverhältnissen entstanden seien,
Behauptungen enthielten, die jetzt nicht mehr allgemein
anerkannt würden, und für Japan nicht paßten. Der
schottische Berichterstatter Mac Laren gab zu, daß für
eine "junge Kirche der kurze Westminster und der Hei-
delberger Katechismus genügen möchten. Dennoch wußten
damals die Missionare die Zurückstellung des Antrags
durchzusetzen" (Ritter, Prot. Miss. in Japan). Aber
die Bewegung ließ sich dämmen, und als die Einigungs-
versuche zwischen der Kirche Christi und der Kumiai-Kirche
(kongregat.) schwebten, sahen sich die Missionare selbst
genötigt, für die protestantischen Sonderbekenntnisse der
Reformationsperiode nur noch eine Verpflichtung der
Geistlichen auf die Substanz zu verlangen.

Damit gaben sich nun aber die Japaner nicht mehr
zufrieden. Ihre führenden Geistlichen hatten unterdessen
die Konsequenzen gezogen und, über die neun Artikel
der Evangelischen Allianz hinwegschreitend, fochten sie
auch die Verbindlichkeit der alten Symbole, des Aposto-
likums und des Nicenums, an. An der Spitze der Be-
wegung marschierten die Kumiaikirchen, als Führer Män-
ner aus Janes' Kumamotoschar, und in etwas über-
eilter Weise hielten sie schon nach wenig Jahren die
Sache für spruchreif. Bei der Kumiaisynode des Jahres
1892 zu Osaka stand sie auf der Tagesordnung. Der
Prediger Yokoi empfahl die Verwerfung der alten Sym-
bole, indem er dieselben ganz richtig eine Gewandung
der christlichen Wahrheit nannte. "Die Gewänder der
Europäer", so fuhr er fort, "sind enganschließend und
zwängen den Leib ein, während unser "kimono", weit
und zwanglos, sich den Formen des Körpers leicht und

Bekenntnisſchriften, wie das längere Weſtminſter Glau-
bensbekenntnis und das von Dordrecht zu ſtreichen,
da ſie unter anderen Zeitverhältniſſen entſtanden ſeien,
Behauptungen enthielten, die jetzt nicht mehr allgemein
anerkannt würden, und für Japan nicht paßten. Der
ſchottiſche Berichterſtatter Mac Laren gab zu, daß für
eine „junge Kirche der kurze Weſtminſter und der Hei-
delberger Katechismus genügen möchten. Dennoch wußten
damals die Miſſionare die Zurückſtellung des Antrags
durchzuſetzen“ (Ritter, Prot. Miſſ. in Japan). Aber
die Bewegung ließ ſich dämmen, und als die Einigungs-
verſuche zwiſchen der Kirche Chriſti und der Kumiai-Kirche
(kongregat.) ſchwebten, ſahen ſich die Miſſionare ſelbſt
genötigt, für die proteſtantiſchen Sonderbekenntniſſe der
Reformationsperiode nur noch eine Verpflichtung der
Geiſtlichen auf die Subſtanz zu verlangen.

Damit gaben ſich nun aber die Japaner nicht mehr
zufrieden. Ihre führenden Geiſtlichen hatten unterdeſſen
die Konſequenzen gezogen und, über die neun Artikel
der Evangeliſchen Allianz hinwegſchreitend, fochten ſie
auch die Verbindlichkeit der alten Symbole, des Apoſto-
likums und des Nicenums, an. An der Spitze der Be-
wegung marſchierten die Kumiaikirchen, als Führer Män-
ner aus Janes’ Kumamotoſchar, und in etwas über-
eilter Weiſe hielten ſie ſchon nach wenig Jahren die
Sache für ſpruchreif. Bei der Kumiaiſynode des Jahres
1892 zu Oſaka ſtand ſie auf der Tagesordnung. Der
Prediger Yokoi empfahl die Verwerfung der alten Sym-
bole, indem er dieſelben ganz richtig eine Gewandung
der chriſtlichen Wahrheit nannte. „Die Gewänder der
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[384/0398] Bekenntnisſchriften, wie das längere Weſtminſter Glau- bensbekenntnis und das von Dordrecht zu ſtreichen, da ſie unter anderen Zeitverhältniſſen entſtanden ſeien, Behauptungen enthielten, die jetzt nicht mehr allgemein anerkannt würden, und für Japan nicht paßten. Der ſchottiſche Berichterſtatter Mac Laren gab zu, daß für eine „junge Kirche der kurze Weſtminſter und der Hei- delberger Katechismus genügen möchten. Dennoch wußten damals die Miſſionare die Zurückſtellung des Antrags durchzuſetzen“ (Ritter, Prot. Miſſ. in Japan). Aber die Bewegung ließ ſich dämmen, und als die Einigungs- verſuche zwiſchen der Kirche Chriſti und der Kumiai-Kirche (kongregat.) ſchwebten, ſahen ſich die Miſſionare ſelbſt genötigt, für die proteſtantiſchen Sonderbekenntniſſe der Reformationsperiode nur noch eine Verpflichtung der Geiſtlichen auf die Subſtanz zu verlangen. Damit gaben ſich nun aber die Japaner nicht mehr zufrieden. Ihre führenden Geiſtlichen hatten unterdeſſen die Konſequenzen gezogen und, über die neun Artikel der Evangeliſchen Allianz hinwegſchreitend, fochten ſie auch die Verbindlichkeit der alten Symbole, des Apoſto- likums und des Nicenums, an. An der Spitze der Be- wegung marſchierten die Kumiaikirchen, als Führer Män- ner aus Janes’ Kumamotoſchar, und in etwas über- eilter Weiſe hielten ſie ſchon nach wenig Jahren die Sache für ſpruchreif. Bei der Kumiaiſynode des Jahres 1892 zu Oſaka ſtand ſie auf der Tagesordnung. Der Prediger Yokoi empfahl die Verwerfung der alten Sym- bole, indem er dieſelben ganz richtig eine Gewandung der chriſtlichen Wahrheit nannte. „Die Gewänder der Europäer“, ſo fuhr er fort, „ſind enganſchließend und zwängen den Leib ein, während unſer „kimono“, weit und zwanglos, ſich den Formen des Körpers leicht und

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/398>, abgerufen am 22.11.2024.