Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.Ich war nicht im Stande, ein Wort zu reden. Du - - - (Ich verschweige aus kindlicher Ehrerbietung die Worte, die der Zorn meinem Vater in diesem Augenblicke eingab, sie waren nicht väterlich.) Willst du nicht reden, was ist das für eine Aufführung? - Den Augenblick gehe mir aus dem Gesichte, und komm mir nie wieder unter die Augen - - Willst du mich mit deinen Starrkopfe unter die Erde bringen? Die letzten Worte kränkten mich aufs äußerste. Ich fiel meinem Vater in die Arme. Gnädiger Papa, ich will mich ihrem Gewissen überlassen. Ich verspreche ihnen meinen kindlichen Gehorsam, machen Sie aus mir was Ihnen gefällt. Willst du es mir angeloben, daß du dich gegen mich in allen Dingen, als eine gehorsame Tochter hinführo aufzuführen gedenkest; so will ich deine jetzige Vergehung noch einmal übersehen. Ich gab ihm meine zitternde Ich war nicht im Stande, ein Wort zu reden. Du – – – (Ich verschweige aus kindlicher Ehrerbietung die Worte, die der Zorn meinem Vater in diesem Augenblicke eingab, sie waren nicht väterlich.) Willst du nicht reden, was ist das für eine Aufführung? – Den Augenblick gehe mir aus dem Gesichte, und komm mir nie wieder unter die Augen – – Willst du mich mit deinen Starrkopfe unter die Erde bringen? Die letzten Worte kränkten mich aufs äußerste. Ich fiel meinem Vater in die Arme. Gnädiger Papa, ich will mich ihrem Gewissen überlassen. Ich verspreche ihnen meinen kindlichen Gehorsam, machen Sie aus mir was Ihnen gefällt. Willst du es mir angeloben, daß du dich gegen mich in allen Dingen, als eine gehorsame Tochter hinführo aufzuführen gedenkest; so will ich deine jetzige Vergehung noch einmal übersehen. Ich gab ihm meine zitternde <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0236" n="221"/> Ich war nicht im Stande, ein Wort zu reden. Du – – – (Ich verschweige aus kindlicher Ehrerbietung die Worte, die der Zorn meinem Vater in diesem Augenblicke eingab, sie waren nicht väterlich.) Willst du nicht reden, was ist das für eine Aufführung? – Den Augenblick gehe mir aus dem Gesichte, und komm mir nie wieder unter die Augen – – Willst du mich mit deinen Starrkopfe unter die Erde bringen?</p> <p>Die letzten Worte kränkten mich aufs äußerste. Ich fiel meinem Vater in die Arme.</p> <p>Gnädiger Papa, ich will mich ihrem Gewissen überlassen. Ich verspreche ihnen meinen kindlichen Gehorsam, machen Sie aus mir was Ihnen gefällt.</p> <p>Willst du es mir angeloben, daß du dich gegen mich in allen Dingen, als eine gehorsame Tochter hinführo aufzuführen gedenkest; so will ich deine jetzige Vergehung noch einmal übersehen. Ich gab ihm meine zitternde </p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0236]
Ich war nicht im Stande, ein Wort zu reden. Du – – – (Ich verschweige aus kindlicher Ehrerbietung die Worte, die der Zorn meinem Vater in diesem Augenblicke eingab, sie waren nicht väterlich.) Willst du nicht reden, was ist das für eine Aufführung? – Den Augenblick gehe mir aus dem Gesichte, und komm mir nie wieder unter die Augen – – Willst du mich mit deinen Starrkopfe unter die Erde bringen?
Die letzten Worte kränkten mich aufs äußerste. Ich fiel meinem Vater in die Arme.
Gnädiger Papa, ich will mich ihrem Gewissen überlassen. Ich verspreche ihnen meinen kindlichen Gehorsam, machen Sie aus mir was Ihnen gefällt.
Willst du es mir angeloben, daß du dich gegen mich in allen Dingen, als eine gehorsame Tochter hinführo aufzuführen gedenkest; so will ich deine jetzige Vergehung noch einmal übersehen. Ich gab ihm meine zitternde
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