Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.sagte der Baron, der bereits von der Begebenheit unterrichtet war. Wenn sie nicht mit der ersten Post alles an Sir Carln berichten; so sind sie der Freundschaft des ehrlichen Doctor Bartletts unwürdig, und ich werde es selbst über mich nehmen, Sie bei ihren Freunden in Engelland zu verklagen. Der Magister lächelte ganz zufrieden über diesen unerwarteten Lobspruch, und machte einige wunderbare Posituren, das ist, altväterische Reverenze. Der Herr v. W. Ihr Herren habt heute meiner Frau ein Schrecken eingejaget, das sie noch immer nicht verwinden kann. Ich hätte nimmermehr gedacht, daß der alte N. noch so lustige Streiche, wie ein junger Pursche, vornehmen könnte. Mein Seele! das war ein poßierlicher Einfall: aber Gefahr war dabei. Es war euer großes Glücke, daß meine Pistolen nicht bei der Hand waren; ich hätte warlich einen von euch aufs Fell gebrennt, daß er die Beine hätte sollen in die Höhe kehren. Wir dachten alle nicht anders, es wären Diebe da. sagte der Baron, der bereits von der Begebenheit unterrichtet war. Wenn sie nicht mit der ersten Post alles an Sir Carln berichten; so sind sie der Freundschaft des ehrlichen Doctor Bartletts unwürdig, und ich werde es selbst über mich nehmen, Sie bei ihren Freunden in Engelland zu verklagen. Der Magister lächelte ganz zufrieden über diesen unerwarteten Lobspruch, und machte einige wunderbare Posituren, das ist, altväterische Reverenze. Der Herr v. W. Ihr Herren habt heute meiner Frau ein Schrecken eingejaget, das sie noch immer nicht verwinden kann. Ich hätte nimmermehr gedacht, daß der alte N. noch so lustige Streiche, wie ein junger Pursche, vornehmen könnte. Mein Seele! das war ein poßierlicher Einfall: aber Gefahr war dabei. Es war euer großes Glücke, daß meine Pistolen nicht bei der Hand waren; ich hätte warlich einen von euch aufs Fell gebrennt, daß er die Beine hätte sollen in die Höhe kehren. Wir dachten alle nicht anders, es wären Diebe da. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0268" n="253"/> sagte der Baron, der bereits von der Begebenheit unterrichtet war. Wenn sie nicht mit der ersten Post alles an Sir Carln berichten; so sind sie der Freundschaft des ehrlichen Doctor Bartletts unwürdig, und ich werde es selbst über mich nehmen, Sie bei ihren Freunden in Engelland zu verklagen. Der Magister lächelte ganz zufrieden über diesen unerwarteten Lobspruch, und machte einige wunderbare Posituren, das ist, altväterische Reverenze.</p> <p><hi rendition="#fr">Der Herr v. W.</hi> Ihr Herren habt heute meiner Frau ein Schrecken eingejaget, das sie noch immer nicht verwinden kann. Ich hätte nimmermehr gedacht, daß der alte N. noch so lustige Streiche, wie ein junger Pursche, vornehmen könnte. Mein Seele! das war ein poßierlicher Einfall: aber Gefahr war dabei. Es war euer großes Glücke, daß meine Pistolen nicht bei der Hand waren; ich hätte warlich einen von euch aufs Fell gebrennt, daß er die Beine hätte sollen in die Höhe kehren. Wir dachten alle nicht anders, es wären Diebe da.</p> </div> </body> </text> </TEI> [253/0268]
sagte der Baron, der bereits von der Begebenheit unterrichtet war. Wenn sie nicht mit der ersten Post alles an Sir Carln berichten; so sind sie der Freundschaft des ehrlichen Doctor Bartletts unwürdig, und ich werde es selbst über mich nehmen, Sie bei ihren Freunden in Engelland zu verklagen. Der Magister lächelte ganz zufrieden über diesen unerwarteten Lobspruch, und machte einige wunderbare Posituren, das ist, altväterische Reverenze.
Der Herr v. W. Ihr Herren habt heute meiner Frau ein Schrecken eingejaget, das sie noch immer nicht verwinden kann. Ich hätte nimmermehr gedacht, daß der alte N. noch so lustige Streiche, wie ein junger Pursche, vornehmen könnte. Mein Seele! das war ein poßierlicher Einfall: aber Gefahr war dabei. Es war euer großes Glücke, daß meine Pistolen nicht bei der Hand waren; ich hätte warlich einen von euch aufs Fell gebrennt, daß er die Beine hätte sollen in die Höhe kehren. Wir dachten alle nicht anders, es wären Diebe da.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |