Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.die Kunst, Sachen, die von keiner Wichtigkeit sind, auf einer Seite vorzustellen, daß sie das Ansehen wichtiger Begebenheiten erreichen. Wie leicht könnte es seyn, daß sie aus Mangel richtiger Begriffe, den Becher der Fröhlichkeit, welcher bei der Tafel des Herrn v. W. fleißig herum gieng, mit dem Laster der Trunkenheit verwechselte. Nichts würde mir empfindlicher seyn, als wenn der Doctor Bartlett mich, der ich mir eine Ehre daraus mache, in seine Fußtapfen zu treten, und alle meine Handlungen nach den seinigen einzurichten, für einen Trunkenbold und Weinsäufer ansehen sollte. Was würde dieser redliche Mann denken, wenn er solche Dinge von mir hörte? würde er sich nicht schämen, mir die Ehre eines Mitglieds einer berühmten königlichen Gesellschaft erworben zu haben? Ich will es zwar gerne zugeben, daß ich mich eben so wenig bei der Gasterei des Herrn v. W. in statu integritatis befand, als die übrigen vornehmen Gäste; aber dadurch wird noch keinesweges eingeräumet, daß man sich an diesen frohen Tage bezecht hätte. Indessen die Kunst, Sachen, die von keiner Wichtigkeit sind, auf einer Seite vorzustellen, daß sie das Ansehen wichtiger Begebenheiten erreichen. Wie leicht könnte es seyn, daß sie aus Mangel richtiger Begriffe, den Becher der Fröhlichkeit, welcher bei der Tafel des Herrn v. W. fleißig herum gieng, mit dem Laster der Trunkenheit verwechselte. Nichts würde mir empfindlicher seyn, als wenn der Doctor Bartlett mich, der ich mir eine Ehre daraus mache, in seine Fußtapfen zu treten, und alle meine Handlungen nach den seinigen einzurichten, für einen Trunkenbold und Weinsäufer ansehen sollte. Was würde dieser redliche Mann denken, wenn er solche Dinge von mir hörte? würde er sich nicht schämen, mir die Ehre eines Mitglieds einer berühmten königlichen Gesellschaft erworben zu haben? Ich will es zwar gerne zugeben, daß ich mich eben so wenig bei der Gasterei des Herrn v. W. in statu integritatis befand, als die übrigen vornehmen Gäste; aber dadurch wird noch keinesweges eingeräumet, daß man sich an diesen frohen Tage bezecht hätte. Indessen <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0313" n="298"/> die Kunst, Sachen, die von keiner Wichtigkeit sind, auf einer Seite vorzustellen, daß sie das Ansehen wichtiger Begebenheiten erreichen. Wie leicht könnte es seyn, daß sie aus Mangel richtiger Begriffe, den Becher der Fröhlichkeit, welcher bei der Tafel des Herrn v. W. fleißig herum gieng, mit dem Laster der Trunkenheit verwechselte. Nichts würde mir empfindlicher seyn, als wenn der Doctor Bartlett mich, der ich mir eine Ehre daraus mache, in seine Fußtapfen zu treten, und alle meine Handlungen nach den seinigen einzurichten, für einen Trunkenbold und Weinsäufer ansehen sollte. Was würde dieser redliche Mann denken, wenn er solche Dinge von mir hörte? würde er sich nicht schämen, mir die Ehre eines Mitglieds einer berühmten königlichen Gesellschaft erworben zu haben? Ich will es zwar gerne zugeben, daß ich mich eben so wenig bei der Gasterei des Herrn v. W. <hi rendition="#aq">in statu integritatis</hi> befand, als die übrigen vornehmen Gäste; aber dadurch wird noch keinesweges eingeräumet, daß man sich an diesen frohen Tage bezecht hätte. Indessen </p> </div> </body> </text> </TEI> [298/0313]
die Kunst, Sachen, die von keiner Wichtigkeit sind, auf einer Seite vorzustellen, daß sie das Ansehen wichtiger Begebenheiten erreichen. Wie leicht könnte es seyn, daß sie aus Mangel richtiger Begriffe, den Becher der Fröhlichkeit, welcher bei der Tafel des Herrn v. W. fleißig herum gieng, mit dem Laster der Trunkenheit verwechselte. Nichts würde mir empfindlicher seyn, als wenn der Doctor Bartlett mich, der ich mir eine Ehre daraus mache, in seine Fußtapfen zu treten, und alle meine Handlungen nach den seinigen einzurichten, für einen Trunkenbold und Weinsäufer ansehen sollte. Was würde dieser redliche Mann denken, wenn er solche Dinge von mir hörte? würde er sich nicht schämen, mir die Ehre eines Mitglieds einer berühmten königlichen Gesellschaft erworben zu haben? Ich will es zwar gerne zugeben, daß ich mich eben so wenig bei der Gasterei des Herrn v. W. in statu integritatis befand, als die übrigen vornehmen Gäste; aber dadurch wird noch keinesweges eingeräumet, daß man sich an diesen frohen Tage bezecht hätte. Indessen
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