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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

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IV. Brief.
Der Herr von S. an seine Schwester.
Liebe Amalia,

Meine Schwester gefällt mir, wenn sie aufgeräumt ist. Sie hat eine vortrefliche Gabe zu scherzen, und ich sehne mich oft nach ihren belebenden Umgang. Der Magister, Lampert, muß, wie ich sehe, noch die nämliche Rolle spielen, die er ehedem hatte: und es ist kein Wunder, wenn seine Thorheiten mit den Jahren zunehmen, da sich Jedermann Mühe giebt, ihn darinnen zu unterhalten; wiewohl die natürliche Leichtglaubigkeit und eine stolze Einbildung von seinen seltenen Verdiensten das meiste dabei thun. Du mußt ihm inliegenden Brief selbst übergeben. Nimm ihm aber zuvor alle schädliche und tödliche Werkzeuge weg, damit, wenn er in eine Raserei verfällt, er sich nicht die Kehle abschneiden möge. Gib mir alsdenn

IV. Brief.
Der Herr von S. an seine Schwester.
Liebe Amalia,

Meine Schwester gefällt mir, wenn sie aufgeräumt ist. Sie hat eine vortrefliche Gabe zu scherzen, und ich sehne mich oft nach ihren belebenden Umgang. Der Magister, Lampert, muß, wie ich sehe, noch die nämliche Rolle spielen, die er ehedem hatte: und es ist kein Wunder, wenn seine Thorheiten mit den Jahren zunehmen, da sich Jedermann Mühe giebt, ihn darinnen zu unterhalten; wiewohl die natürliche Leichtglaubigkeit und eine stolze Einbildung von seinen seltenen Verdiensten das meiste dabei thun. Du mußt ihm inliegenden Brief selbst übergeben. Nimm ihm aber zuvor alle schädliche und tödliche Werkzeuge weg, damit, wenn er in eine Raserei verfällt, er sich nicht die Kehle abschneiden möge. Gib mir alsdenn

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[26/0041] IV. Brief. Der Herr von S. an seine Schwester. Londen den 24. April. Liebe Amalia, Meine Schwester gefällt mir, wenn sie aufgeräumt ist. Sie hat eine vortrefliche Gabe zu scherzen, und ich sehne mich oft nach ihren belebenden Umgang. Der Magister, Lampert, muß, wie ich sehe, noch die nämliche Rolle spielen, die er ehedem hatte: und es ist kein Wunder, wenn seine Thorheiten mit den Jahren zunehmen, da sich Jedermann Mühe giebt, ihn darinnen zu unterhalten; wiewohl die natürliche Leichtglaubigkeit und eine stolze Einbildung von seinen seltenen Verdiensten das meiste dabei thun. Du mußt ihm inliegenden Brief selbst übergeben. Nimm ihm aber zuvor alle schädliche und tödliche Werkzeuge weg, damit, wenn er in eine Raserei verfällt, er sich nicht die Kehle abschneiden möge. Gib mir alsdenn

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/41>, abgerufen am 21.11.2024.