Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.Er ersuchte mich, den Herrn Magister Lampert zu bitten, nebst einem Verzeichnisse von allerlei Merkwürdigkeiten zu verfertigen, um beides wie gewöhnlich in dem Knopfe dieses Thurms für die Nachkommen aufzubehalten. Sir Carl hatte zwar im Anfang dem Doctor diesen Auftrag gethan: er entschuldigte sich aber und schlug seinen Freund den Magister Lampert dazu vor, welcher Vorschlag auch sogleich gebilliget wurde. Wegen der vortreflichen Aussicht speisten wir dismal auf der Sternwarte. Die Speisen wurden mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, vermöge einer besondern Maschine, aus der Küche hinaufgezogen, daß also die Bedienten keine Beschwerung davon haben, wenn es ihrem Herrn beliebt, auf dem Thurme zu speisen. Wir ließen es uns allen auf dem Welschen Thurme recht wohl schmecken; ich glaube daß die reine Luft, welche man oben empfand, vieles dazu beitrug. Weil man nicht so viele Erddünste verschlucken durfte als in den untern Zimmern: so konnte man desto mehr Speise genüßen. Ich konnte mich nicht gnug Er ersuchte mich, den Herrn Magister Lampert zu bitten, nebst einem Verzeichnisse von allerlei Merkwürdigkeiten zu verfertigen, um beides wie gewöhnlich in dem Knopfe dieses Thurms für die Nachkommen aufzubehalten. Sir Carl hatte zwar im Anfang dem Doctor diesen Auftrag gethan: er entschuldigte sich aber und schlug seinen Freund den Magister Lampert dazu vor, welcher Vorschlag auch sogleich gebilliget wurde. Wegen der vortreflichen Aussicht speisten wir dismal auf der Sternwarte. Die Speisen wurden mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, vermöge einer besondern Maschine, aus der Küche hinaufgezogen, daß also die Bedienten keine Beschwerung davon haben, wenn es ihrem Herrn beliebt, auf dem Thurme zu speisen. Wir ließen es uns allen auf dem Welschen Thurme recht wohl schmecken; ich glaube daß die reine Luft, welche man oben empfand, vieles dazu beitrug. Weil man nicht so viele Erddünste verschlucken durfte als in den untern Zimmern: so konnte man desto mehr Speise genüßen. Ich konnte mich nicht gnug <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0211" n="209"/> Er ersuchte mich, den Herrn Magister Lampert zu bitten, nebst einem Verzeichnisse von allerlei Merkwürdigkeiten zu verfertigen, um beides wie gewöhnlich in dem Knopfe dieses Thurms für die Nachkommen aufzubehalten. Sir Carl hatte zwar im Anfang dem Doctor diesen Auftrag gethan: er entschuldigte sich aber und schlug seinen Freund den Magister Lampert dazu vor, welcher Vorschlag auch sogleich gebilliget wurde. Wegen der vortreflichen Aussicht speisten wir dismal auf der Sternwarte. Die Speisen wurden mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, vermöge einer besondern Maschine, aus der Küche hinaufgezogen, daß also die Bedienten keine Beschwerung davon haben, wenn es ihrem Herrn beliebt, auf dem Thurme zu speisen. Wir ließen es uns allen auf dem Welschen Thurme recht wohl schmecken; ich glaube daß die reine Luft, welche man oben empfand, vieles dazu beitrug. Weil man nicht so viele Erddünste verschlucken durfte als in den untern Zimmern: so konnte man desto mehr Speise genüßen. Ich konnte mich nicht gnug </p> </div> </body> </text> </TEI> [209/0211]
Er ersuchte mich, den Herrn Magister Lampert zu bitten, nebst einem Verzeichnisse von allerlei Merkwürdigkeiten zu verfertigen, um beides wie gewöhnlich in dem Knopfe dieses Thurms für die Nachkommen aufzubehalten. Sir Carl hatte zwar im Anfang dem Doctor diesen Auftrag gethan: er entschuldigte sich aber und schlug seinen Freund den Magister Lampert dazu vor, welcher Vorschlag auch sogleich gebilliget wurde. Wegen der vortreflichen Aussicht speisten wir dismal auf der Sternwarte. Die Speisen wurden mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, vermöge einer besondern Maschine, aus der Küche hinaufgezogen, daß also die Bedienten keine Beschwerung davon haben, wenn es ihrem Herrn beliebt, auf dem Thurme zu speisen. Wir ließen es uns allen auf dem Welschen Thurme recht wohl schmecken; ich glaube daß die reine Luft, welche man oben empfand, vieles dazu beitrug. Weil man nicht so viele Erddünste verschlucken durfte als in den untern Zimmern: so konnte man desto mehr Speise genüßen. Ich konnte mich nicht gnug
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |