Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

Thurm, der zu einer Sternwarte bestimmt ist, eingeweihet. Das ist ein sehr sehenswürdiges Stück; ob er gleich nicht nach dem ersten Entwurf des Baumeisters ist aufgeführet worden. Dieser Mann hatte den Einfall, ihn in Gestalt eines Sehrohrs aufzuführen, man sollte ihn auch nach Belieben vergrößern und verkleinern können, er wollte zu dem Ende ein Stockwerk in das andere verbergen, nicht anders als ein Perspectiv, das man ausziehen und auch wieder zusammen schieben und ins kleine bringen kann; Sir Carl aber, der nicht alleine künstlich, sondern auch dauerhaft bauen wollte, hat diesen Vorschlag verworfen und es bei dem alten gelassen. Demohngeachtet ist dieses Gebäude prächtig und kunstreich. Der Knopf wurde unter Trompeten und Pauckenschall hinaufgezogen, er ist so groß, daß er zu einer Vorrathskammer könnte gebraucht werden. Der Baronet will mit seinen besten Sachen darauf flüchten, und sich daselbst verstecken, wenn etwann bei jetzigen Kriegszeiten ein feindlicher Einfall geschehen sollte.

Thurm, der zu einer Sternwarte bestimmt ist, eingeweihet. Das ist ein sehr sehenswürdiges Stück; ob er gleich nicht nach dem ersten Entwurf des Baumeisters ist aufgeführet worden. Dieser Mann hatte den Einfall, ihn in Gestalt eines Sehrohrs aufzuführen, man sollte ihn auch nach Belieben vergrößern und verkleinern können, er wollte zu dem Ende ein Stockwerk in das andere verbergen, nicht anders als ein Perspectiv, das man ausziehen und auch wieder zusammen schieben und ins kleine bringen kann; Sir Carl aber, der nicht alleine künstlich, sondern auch dauerhaft bauen wollte, hat diesen Vorschlag verworfen und es bei dem alten gelassen. Demohngeachtet ist dieses Gebäude prächtig und kunstreich. Der Knopf wurde unter Trompeten und Pauckenschall hinaufgezogen, er ist so groß, daß er zu einer Vorrathskammer könnte gebraucht werden. Der Baronet will mit seinen besten Sachen darauf flüchten, und sich daselbst verstecken, wenn etwann bei jetzigen Kriegszeiten ein feindlicher Einfall geschehen sollte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0210" n="208"/>
Thurm, der zu einer Sternwarte bestimmt ist, eingeweihet. Das ist ein sehr sehenswürdiges Stück; ob er gleich nicht nach dem ersten Entwurf des Baumeisters ist aufgeführet worden. Dieser Mann hatte den Einfall, ihn in Gestalt eines Sehrohrs aufzuführen, man sollte ihn auch nach Belieben vergrößern und verkleinern können, er wollte zu dem Ende ein Stockwerk in das andere verbergen, nicht anders als ein Perspectiv, das man ausziehen und auch wieder zusammen schieben und ins kleine bringen kann; Sir Carl aber, der nicht alleine künstlich, sondern auch dauerhaft bauen wollte, hat diesen Vorschlag verworfen und es bei dem alten gelassen. Demohngeachtet ist dieses Gebäude prächtig und kunstreich. Der Knopf wurde unter Trompeten und Pauckenschall hinaufgezogen, er ist so groß, daß er zu einer Vorrathskammer könnte gebraucht werden. Der Baronet will mit seinen besten Sachen darauf flüchten, und sich daselbst verstecken, wenn etwann bei jetzigen Kriegszeiten ein feindlicher Einfall geschehen sollte.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0210] Thurm, der zu einer Sternwarte bestimmt ist, eingeweihet. Das ist ein sehr sehenswürdiges Stück; ob er gleich nicht nach dem ersten Entwurf des Baumeisters ist aufgeführet worden. Dieser Mann hatte den Einfall, ihn in Gestalt eines Sehrohrs aufzuführen, man sollte ihn auch nach Belieben vergrößern und verkleinern können, er wollte zu dem Ende ein Stockwerk in das andere verbergen, nicht anders als ein Perspectiv, das man ausziehen und auch wieder zusammen schieben und ins kleine bringen kann; Sir Carl aber, der nicht alleine künstlich, sondern auch dauerhaft bauen wollte, hat diesen Vorschlag verworfen und es bei dem alten gelassen. Demohngeachtet ist dieses Gebäude prächtig und kunstreich. Der Knopf wurde unter Trompeten und Pauckenschall hinaufgezogen, er ist so groß, daß er zu einer Vorrathskammer könnte gebraucht werden. Der Baronet will mit seinen besten Sachen darauf flüchten, und sich daselbst verstecken, wenn etwann bei jetzigen Kriegszeiten ein feindlicher Einfall geschehen sollte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/210
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/210>, abgerufen am 21.11.2024.