Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.Sie kennen meinen Oncle nicht, wenn Sie glauben, daß er in die Versuchung gerathen dürfte, bei seiner Liebe großen Aufwand zu machen. Sie werden nicht leicht durch ein wichtiges Geschenke von ihm in Verlegenheit gesetzet werden. Er ist gewohnt seine Anschläge, die alle ins Große fallen müssen, mit wenigen Kosten auszuführen. Herr Lampert, der unerschöpflich ist an witzigen Erfindungen, und alle Absichten meines Oncles gern mit den seinigen verbindet, um sie desto leichter auszuführen, hat seit einiger Zeit, ich weiß nicht was für wunderliche Träume gehabt, Kargfeld in einen Sitz der Künste und Wissenschaften zu verwandeln. Ich wünschte, daß er so reich an Mitteln als an Anschlägen wäre, so würde er aus diesen Ort gewiß ein Versailles oder Paris machen. Sie wissen, wenn mein Oncle geheimen Rath hält, daß er darinne Sitz und Stimme hat. Seine Einbildungskraft giebt ihm also bei der Unentschlossenheit, worinne er den Baron siehet, den Herrn v. N. durch gute Rathschläge Sie kennen meinen Oncle nicht, wenn Sie glauben, daß er in die Versuchung gerathen dürfte, bei seiner Liebe großen Aufwand zu machen. Sie werden nicht leicht durch ein wichtiges Geschenke von ihm in Verlegenheit gesetzet werden. Er ist gewohnt seine Anschläge, die alle ins Große fallen müssen, mit wenigen Kosten auszuführen. Herr Lampert, der unerschöpflich ist an witzigen Erfindungen, und alle Absichten meines Oncles gern mit den seinigen verbindet, um sie desto leichter auszuführen, hat seit einiger Zeit, ich weiß nicht was für wunderliche Träume gehabt, Kargfeld in einen Sitz der Künste und Wissenschaften zu verwandeln. Ich wünschte, daß er so reich an Mitteln als an Anschlägen wäre, so würde er aus diesen Ort gewiß ein Versailles oder Paris machen. Sie wissen, wenn mein Oncle geheimen Rath hält, daß er darinne Sitz und Stimme hat. Seine Einbildungskraft giebt ihm also bei der Unentschlossenheit, worinne er den Baron siehet, den Herrn v. N. durch gute Rathschläge <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0106" n="104"/> Sie kennen meinen Oncle nicht, wenn Sie glauben, daß er in die Versuchung gerathen dürfte, bei seiner Liebe großen Aufwand zu machen. Sie werden nicht leicht durch ein wichtiges Geschenke von ihm in Verlegenheit gesetzet werden. Er ist gewohnt seine Anschläge, die alle ins Große fallen müssen, mit wenigen Kosten auszuführen. Herr Lampert, der unerschöpflich ist an witzigen Erfindungen, und alle Absichten meines Oncles gern mit den seinigen verbindet, um sie desto leichter auszuführen, hat seit einiger Zeit, ich weiß nicht was für wunderliche Träume gehabt, Kargfeld in einen Sitz der Künste und Wissenschaften zu verwandeln. Ich wünschte, daß er so reich an Mitteln als an Anschlägen wäre, so würde er aus diesen Ort gewiß ein Versailles oder Paris machen. Sie wissen, wenn mein Oncle geheimen Rath hält, daß er darinne Sitz und Stimme hat. Seine Einbildungskraft giebt ihm also bei der Unentschlossenheit, worinne er den Baron siehet, den Herrn v. N. durch gute Rathschläge </p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0106]
Sie kennen meinen Oncle nicht, wenn Sie glauben, daß er in die Versuchung gerathen dürfte, bei seiner Liebe großen Aufwand zu machen. Sie werden nicht leicht durch ein wichtiges Geschenke von ihm in Verlegenheit gesetzet werden. Er ist gewohnt seine Anschläge, die alle ins Große fallen müssen, mit wenigen Kosten auszuführen. Herr Lampert, der unerschöpflich ist an witzigen Erfindungen, und alle Absichten meines Oncles gern mit den seinigen verbindet, um sie desto leichter auszuführen, hat seit einiger Zeit, ich weiß nicht was für wunderliche Träume gehabt, Kargfeld in einen Sitz der Künste und Wissenschaften zu verwandeln. Ich wünschte, daß er so reich an Mitteln als an Anschlägen wäre, so würde er aus diesen Ort gewiß ein Versailles oder Paris machen. Sie wissen, wenn mein Oncle geheimen Rath hält, daß er darinne Sitz und Stimme hat. Seine Einbildungskraft giebt ihm also bei der Unentschlossenheit, worinne er den Baron siehet, den Herrn v. N. durch gute Rathschläge
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |