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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.

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O du weiblicher Engel! sey mir gegrüsset
unter meinem friedlichen Dach', ein heiliger
Zufluchtsort deiner Sittsamkeit und Unschuld.
Ruhe sanft, in klösterlicher Sicherheit dei-
nes unzugänglichen Schlafgemachs! Kein
sorgsamer Gedanke, eines deiner Tugend
auflaurenden Hinterhaltes schrecke dich auf
aus deinem Schlummer; sie dekt dich selbst
mit ihrer Aegide, und schüzt dich sicherer
vor den Pfeilen der Versuchung, als ein
eisernes Gitterbett nebst Schloß und Riegel.
Ruhe sanft! bis die keusche Morgensonne,
welcher allein vergönnet ist in dein Käm-
merlein zu schauen, dich zum Genuß eines
fröhligen Tages deines schuldlosen Lebens
wekt.

Mit diesen und dergleichen warmen Her-
zensgedanken ging ich zu Bett', thät mein
Licht aus, und schlief flugs und frölich
ein.



Am

O du weiblicher Engel! ſey mir gegruͤſſet
unter meinem friedlichen Dach’, ein heiliger
Zufluchtsort deiner Sittſamkeit und Unſchuld.
Ruhe ſanft, in kloͤſterlicher Sicherheit dei-
nes unzugaͤnglichen Schlafgemachs! Kein
ſorgſamer Gedanke, eines deiner Tugend
auflaurenden Hinterhaltes ſchrecke dich auf
aus deinem Schlummer; ſie dekt dich ſelbſt
mit ihrer Aegide, und ſchuͤzt dich ſicherer
vor den Pfeilen der Verſuchung, als ein
eiſernes Gitterbett nebſt Schloß und Riegel.
Ruhe ſanft! bis die keuſche Morgenſonne,
welcher allein vergoͤnnet iſt in dein Kaͤm-
merlein zu ſchauen, dich zum Genuß eines
froͤhligen Tages deines ſchuldloſen Lebens
wekt.

Mit dieſen und dergleichen warmen Her-
zensgedanken ging ich zu Bett’, thaͤt mein
Licht aus, und ſchlief flugs und froͤlich
ein.



Am
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[104/0110] O du weiblicher Engel! ſey mir gegruͤſſet unter meinem friedlichen Dach’, ein heiliger Zufluchtsort deiner Sittſamkeit und Unſchuld. Ruhe ſanft, in kloͤſterlicher Sicherheit dei- nes unzugaͤnglichen Schlafgemachs! Kein ſorgſamer Gedanke, eines deiner Tugend auflaurenden Hinterhaltes ſchrecke dich auf aus deinem Schlummer; ſie dekt dich ſelbſt mit ihrer Aegide, und ſchuͤzt dich ſicherer vor den Pfeilen der Verſuchung, als ein eiſernes Gitterbett nebſt Schloß und Riegel. Ruhe ſanft! bis die keuſche Morgenſonne, welcher allein vergoͤnnet iſt in dein Kaͤm- merlein zu ſchauen, dich zum Genuß eines froͤhligen Tages deines ſchuldloſen Lebens wekt. Mit dieſen und dergleichen warmen Her- zensgedanken ging ich zu Bett’, thaͤt mein Licht aus, und ſchlief flugs und froͤlich ein. Am

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/110>, abgerufen am 21.11.2024.