Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.zarten guten Seele, im Munde ruhig lä- Bin's müde mehr aufzuzeichnen, wollen kel
zarten guten Seele, im Munde ruhig laͤ- Bin’s muͤde mehr aufzuzeichnen, wollen kel
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0133" n="127"/> zarten guten Seele, im Munde ruhig laͤ-<lb/> chelnder Witz, mit etwas ſuͤßlicher Bonhom-<lb/> mie tingirt. Der Variant ſetzt hinzu: ia<lb/> wohl ſuͤß; aber wie ſchlechter gezuckerter<lb/> Wein, der auf Eßig ſticht. Aus dem nied-<lb/> lichen Laͤrvchen guckt Weiblichkeit, Ziererey<lb/> und Kocketterie heraus, aber unter’n Schley-<lb/> er kindlicher Unſchuld verſteckt. Mediſirt<lb/> das Maͤdchen ſchon friſch weg, und ſieht ſo<lb/> naiv dazu aus, als koͤnnt’ ſie kein Waſſer<lb/> truͤben; ſtoͤßt mit ihrem Stutzkoͤpfgen dem-<lb/> ungeachtet um ſich, wie die iaͤhrigen Laͤm-<lb/> mer pflegen wenns wittern will, oder ein<lb/> Platzregen bevorſteht.</p><lb/> <p>Bin’s muͤde mehr aufzuzeichnen, wollen<lb/> ſehen, ob von dieſem Unkraut, das die boͤ-<lb/> ſe Laun zwiſchen den guten Phyſiognomi-<lb/> ſchen Waitzen geſaͤet hat, was aufkeimen;<lb/> oder ob Letzterer auf dem guten Acker mei-<lb/> nes Herzens die Oberhand gewinnen, und<lb/> das Lolch oder Tollkorn wieder verdruͤcken<lb/> werd. Kein Wunder, daß mir die Origi-<lb/> nale, wenn ſie hoͤchſtalbern auf mich die<lb/> Naſen ruͤmpfen, noch viel widerwaͤrtiger<lb/> und Frazzenmaͤßiger vorkommen, als dieſe<lb/> Kopien, mit ihren ruhig hinſtarrenden<lb/> Schattennaſen, Tret ich ietzt in den Zir-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kel</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0133]
zarten guten Seele, im Munde ruhig laͤ-
chelnder Witz, mit etwas ſuͤßlicher Bonhom-
mie tingirt. Der Variant ſetzt hinzu: ia
wohl ſuͤß; aber wie ſchlechter gezuckerter
Wein, der auf Eßig ſticht. Aus dem nied-
lichen Laͤrvchen guckt Weiblichkeit, Ziererey
und Kocketterie heraus, aber unter’n Schley-
er kindlicher Unſchuld verſteckt. Mediſirt
das Maͤdchen ſchon friſch weg, und ſieht ſo
naiv dazu aus, als koͤnnt’ ſie kein Waſſer
truͤben; ſtoͤßt mit ihrem Stutzkoͤpfgen dem-
ungeachtet um ſich, wie die iaͤhrigen Laͤm-
mer pflegen wenns wittern will, oder ein
Platzregen bevorſteht.
Bin’s muͤde mehr aufzuzeichnen, wollen
ſehen, ob von dieſem Unkraut, das die boͤ-
ſe Laun zwiſchen den guten Phyſiognomi-
ſchen Waitzen geſaͤet hat, was aufkeimen;
oder ob Letzterer auf dem guten Acker mei-
nes Herzens die Oberhand gewinnen, und
das Lolch oder Tollkorn wieder verdruͤcken
werd. Kein Wunder, daß mir die Origi-
nale, wenn ſie hoͤchſtalbern auf mich die
Naſen ruͤmpfen, noch viel widerwaͤrtiger
und Frazzenmaͤßiger vorkommen, als dieſe
Kopien, mit ihren ruhig hinſtarrenden
Schattennaſen, Tret ich ietzt in den Zir-
kel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |