Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.kosten das Räthsel zu lösen, nicht halb so Wenn ich dieß Prolem geneu auf der Mein
koſten das Raͤthſel zu loͤſen, nicht halb ſo Wenn ich dieß Prolem geneu auf der Mein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0184" n="178"/> koſten das Raͤthſel zu loͤſen, nicht halb ſo<lb/> viel als der Gruͤbler Volkmar braucht, ei-<lb/> nen ſinnreichen Logogryph im Merkur zu<lb/> entziffern, daß er daruͤber den Gerichtstag<lb/> verabſaͤumt.</p><lb/> <p>Wenn ich dieß Prolem geneu auf der<lb/> Wage meines Verſtandes abwig, in der<lb/> einen Schaal’ den Verluſt der zwoͤlf Ham-<lb/> mel, in der andern die Ehre aus meinem<lb/> phyſiognomiſchen Tiefblick, der nun vor al-<lb/> ler Welt gerechtfertiget iſt, als Gewinnſt:<lb/> ſo druͤckt das Gewicht der Eigenliebe, die<lb/> durch dieſe Ehre geſchmeichelt wird, die<lb/> Wagſchaal alſo nieder, daß die zwoͤlf Ham-<lb/> mel ſo leicht werden als zwoͤlf Pflaumfe-<lb/> dern, gegen eben ſo viel Pfund Silber auf-<lb/> gewogen. Gewinnſt und Verluſt genau be-<lb/> rechnet, ſind ich beyder Verhaͤltniß wie Ein-<lb/> ſatz und Auszug im Lotto: der Gewinn des<lb/> Letztern erſtattet den Verluſt des Erſtern<lb/> funfzehnmal wieder. Waͤr einer nicht ein<lb/> Thor der ſich beym Gewinn uͤber den Ver-<lb/> luſt des Einſatzes graͤmen wollt? Haben<lb/> auch ſchon ſtattliche Leut’ vor mir Schaden<lb/> fuͤr Gewinn geachtet, wenn ſie eine gewiſſe<lb/> Art Ehre, worauf ihr werthes <hi rendition="#fr">Selbſt</hi><lb/> eben geſteuret war, dadurch erlangten.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Mein</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0184]
koſten das Raͤthſel zu loͤſen, nicht halb ſo
viel als der Gruͤbler Volkmar braucht, ei-
nen ſinnreichen Logogryph im Merkur zu
entziffern, daß er daruͤber den Gerichtstag
verabſaͤumt.
Wenn ich dieß Prolem geneu auf der
Wage meines Verſtandes abwig, in der
einen Schaal’ den Verluſt der zwoͤlf Ham-
mel, in der andern die Ehre aus meinem
phyſiognomiſchen Tiefblick, der nun vor al-
ler Welt gerechtfertiget iſt, als Gewinnſt:
ſo druͤckt das Gewicht der Eigenliebe, die
durch dieſe Ehre geſchmeichelt wird, die
Wagſchaal alſo nieder, daß die zwoͤlf Ham-
mel ſo leicht werden als zwoͤlf Pflaumfe-
dern, gegen eben ſo viel Pfund Silber auf-
gewogen. Gewinnſt und Verluſt genau be-
rechnet, ſind ich beyder Verhaͤltniß wie Ein-
ſatz und Auszug im Lotto: der Gewinn des
Letztern erſtattet den Verluſt des Erſtern
funfzehnmal wieder. Waͤr einer nicht ein
Thor der ſich beym Gewinn uͤber den Ver-
luſt des Einſatzes graͤmen wollt? Haben
auch ſchon ſtattliche Leut’ vor mir Schaden
fuͤr Gewinn geachtet, wenn ſie eine gewiſſe
Art Ehre, worauf ihr werthes Selbſt
eben geſteuret war, dadurch erlangten.
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