Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.send. Pater Gaßner versichert, daß sie in geringrer Anzahl sich nie an eine Jungfrau wagen, weil in den Zeiten des keuschen Al- terthums, eilf tausend Jungfrauen, unter Anführung der heiligen Ursula, einmal ge- gen den Satanas zu Felde gezogen sind. 3. Ein verabschiedeter Soldat, bürtig aus Amelung in Schwaben, diente weiland unter der Reichsarmee, hatte seit der Roß- bacher Bataille Anfechtungen in den Füßen und ließ sich exorcisiren. Nach Aussage des Besessenen, waren ihm achtehalb Legionen Teufel in die Beine gefahren, weil sie aber darinne zu arg gewirthschaftet hatten, muß- te er sich vor einigen Jahren einen Fuß ab- nehmen lassen, und hatte bey der Gaßne- rischen Operation ein hölzern Bein. Da nun dieses kein obiectum obsessionis dia- bolicae ist, kommt nur die Hälfte der bö- sen Geister hier in Anschlag. 4. Ein Bürger aus Ellwang, klagte nur über einen einzigen Satansengel, der ihn Tag und Nacht quäle, wurde exorcisirt. Tags darauf verschied sein Weib, und er spürte weiter keine Anfechtung. 5. Ein Klostervogt aus Bayern, der nicht Wort haben wollte, daß er ein Dä- monia-
ſend. Pater Gaßner verſichert, daß ſie in geringrer Anzahl ſich nie an eine Jungfrau wagen, weil in den Zeiten des keuſchen Al- terthums, eilf tauſend Jungfrauen, unter Anfuͤhrung der heiligen Urſula, einmal ge- gen den Satanas zu Felde gezogen ſind. 3. Ein verabſchiedeter Soldat, buͤrtig aus Amelung in Schwaben, diente weiland unter der Reichsarmee, hatte ſeit der Roß- bacher Bataille Anfechtungen in den Fuͤßen und ließ ſich exorciſiren. Nach Auſſage des Beſeſſenen, waren ihm achtehalb Legionen Teufel in die Beine gefahren, weil ſie aber darinne zu arg gewirthſchaftet hatten, muß- te er ſich vor einigen Jahren einen Fuß ab- nehmen laſſen, und hatte bey der Gaßne- riſchen Operation ein hoͤlzern Bein. Da nun dieſes kein obiectum obſeſſionis dia- bolicae iſt, kommt nur die Haͤlfte der boͤ- ſen Geiſter hier in Anſchlag. 4. Ein Buͤrger aus Ellwang, klagte nur uͤber einen einzigen Satansengel, der ihn Tag und Nacht quaͤle, wurde exorciſirt. Tags darauf verſchied ſein Weib, und er ſpuͤrte weiter keine Anfechtung. 5. Ein Kloſtervogt aus Bayern, der nicht Wort haben wollte, daß er ein Daͤ- monia-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item><pb facs="#f0058" n="52"/> ſend. Pater Gaßner verſichert, daß ſie in<lb/> geringrer Anzahl ſich nie an eine Jungfrau<lb/> wagen, weil in den Zeiten des keuſchen Al-<lb/> terthums, eilf tauſend Jungfrauen, unter<lb/> Anfuͤhrung der heiligen Urſula, einmal ge-<lb/> gen den Satanas zu Felde gezogen ſind.</item><lb/> <item>3. Ein verabſchiedeter Soldat, buͤrtig<lb/> aus Amelung in Schwaben, diente weiland<lb/> unter der Reichsarmee, hatte ſeit der Roß-<lb/> bacher Bataille Anfechtungen in den Fuͤßen<lb/> und ließ ſich exorciſiren. Nach Auſſage des<lb/> Beſeſſenen, waren ihm achtehalb Legionen<lb/> Teufel in die Beine gefahren, weil ſie aber<lb/> darinne zu arg gewirthſchaftet hatten, muß-<lb/> te er ſich vor einigen Jahren einen Fuß ab-<lb/> nehmen laſſen, und hatte bey der Gaßne-<lb/> riſchen Operation ein hoͤlzern Bein. Da<lb/> nun dieſes kein <hi rendition="#aq">obiectum obſeſſionis dia-<lb/> bolicae</hi> iſt, kommt nur die Haͤlfte der boͤ-<lb/> ſen Geiſter hier in Anſchlag.</item><lb/> <item>4. Ein Buͤrger aus Ellwang, klagte nur<lb/> uͤber einen einzigen Satansengel, der ihn<lb/> Tag und Nacht quaͤle, wurde exorciſirt.<lb/> Tags darauf verſchied ſein Weib, und er<lb/> ſpuͤrte weiter keine Anfechtung.</item><lb/> <item>5. Ein Kloſtervogt aus Bayern, der<lb/> nicht Wort haben wollte, daß er ein Daͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">monia-</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0058]
ſend. Pater Gaßner verſichert, daß ſie in
geringrer Anzahl ſich nie an eine Jungfrau
wagen, weil in den Zeiten des keuſchen Al-
terthums, eilf tauſend Jungfrauen, unter
Anfuͤhrung der heiligen Urſula, einmal ge-
gen den Satanas zu Felde gezogen ſind.
3. Ein verabſchiedeter Soldat, buͤrtig
aus Amelung in Schwaben, diente weiland
unter der Reichsarmee, hatte ſeit der Roß-
bacher Bataille Anfechtungen in den Fuͤßen
und ließ ſich exorciſiren. Nach Auſſage des
Beſeſſenen, waren ihm achtehalb Legionen
Teufel in die Beine gefahren, weil ſie aber
darinne zu arg gewirthſchaftet hatten, muß-
te er ſich vor einigen Jahren einen Fuß ab-
nehmen laſſen, und hatte bey der Gaßne-
riſchen Operation ein hoͤlzern Bein. Da
nun dieſes kein obiectum obſeſſionis dia-
bolicae iſt, kommt nur die Haͤlfte der boͤ-
ſen Geiſter hier in Anſchlag.
4. Ein Buͤrger aus Ellwang, klagte nur
uͤber einen einzigen Satansengel, der ihn
Tag und Nacht quaͤle, wurde exorciſirt.
Tags darauf verſchied ſein Weib, und er
ſpuͤrte weiter keine Anfechtung.
5. Ein Kloſtervogt aus Bayern, der
nicht Wort haben wollte, daß er ein Daͤ-
monia-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/58 |
Zitationshilfe: | Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/58>, abgerufen am 16.02.2025. |