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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

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haben etwas Anziehendes, wie die Glücks-
spiele. Jch tadle es nicht, wenn sich ein
Mann zur Erholung dann und wann eine
leere Stunde damit ausfüllt; aber ich
würde ihn, der Talente hätte, was reelles
zu thun, von Herzen verachten, wenn er
sie anwendete, ein Spieler zu werden; und
ein Physiognom von Profeßion ist mir ganz
das nemliche. Aus diesen Prämissen wer-
den Sie die Ursache nun leicht folgern kön-
nen, warum Sie hier keine Physiognomen
angetroffen haben, die werden Sie auch
nirgends finden als da, wo man Müßig-
gang zu einem Berufsgeschäfte macht.

Nun hat' ich eben gnug. Jch merkt' bey
dieser Red' heftige Bewegungen in der Gal-
lenblase; die Ader vor der Stirn schwoll
auf wie 'n Strick, und wenn's zum Durch-
bruch kommen wär', so hätt ich Mag. Wab-
beln leicht was an der Physiognomie ver-

dor-

haben etwas Anziehendes, wie die Gluͤcks-
ſpiele. Jch tadle es nicht, wenn ſich ein
Mann zur Erholung dann und wann eine
leere Stunde damit ausfuͤllt; aber ich
wuͤrde ihn, der Talente haͤtte, was reelles
zu thun, von Herzen verachten, wenn er
ſie anwendete, ein Spieler zu werden; und
ein Phyſiognom von Profeßion iſt mir ganz
das nemliche. Aus dieſen Praͤmiſſen wer-
den Sie die Urſache nun leicht folgern koͤn-
nen, warum Sie hier keine Phyſiognomen
angetroffen haben, die werden Sie auch
nirgends finden als da, wo man Muͤßig-
gang zu einem Berufsgeſchaͤfte macht.

Nun hat’ ich eben gnug. Jch merkt’ bey
dieſer Red’ heftige Bewegungen in der Gal-
lenblaſe; die Ader vor der Stirn ſchwoll
auf wie ’n Strick, und wenn’s zum Durch-
bruch kommen waͤr’, ſo haͤtt ich Mag. Wab-
beln leicht was an der Phyſiognomie ver-

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[102/0102] haben etwas Anziehendes, wie die Gluͤcks- ſpiele. Jch tadle es nicht, wenn ſich ein Mann zur Erholung dann und wann eine leere Stunde damit ausfuͤllt; aber ich wuͤrde ihn, der Talente haͤtte, was reelles zu thun, von Herzen verachten, wenn er ſie anwendete, ein Spieler zu werden; und ein Phyſiognom von Profeßion iſt mir ganz das nemliche. Aus dieſen Praͤmiſſen wer- den Sie die Urſache nun leicht folgern koͤn- nen, warum Sie hier keine Phyſiognomen angetroffen haben, die werden Sie auch nirgends finden als da, wo man Muͤßig- gang zu einem Berufsgeſchaͤfte macht. Nun hat’ ich eben gnug. Jch merkt’ bey dieſer Red’ heftige Bewegungen in der Gal- lenblaſe; die Ader vor der Stirn ſchwoll auf wie ’n Strick, und wenn’s zum Durch- bruch kommen waͤr’, ſo haͤtt ich Mag. Wab- beln leicht was an der Phyſiognomie ver- dor-

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/102>, abgerufen am 20.05.2024.