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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

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gnomischer Glaubensgenoß; hielt doch an
mich, weil mich diese Vermuthung oft ge-
täuscht hatte'. Zog aus meiner Schreibta-
fel einige Abschattungen hervor, die ich mir
vorgenommen hatt', als das physiognomi-
sche Schiboleth, woran ich einen wahren
Sohn der Kunst erkennen wollt, zu brauchen.

Herr, sprach ich, Sie haben da eine
artige Manier, seh ich, Silhouetten auf
Porzellan zu fixiren, daß sie der Zeitver-
wüstung widerstehen. Eine herrliche Erfin-
dung! Ohne Zweifel sind Sie ein Physio-
gnom, -- wie lesen Sie diese Schatten-
köpf', die ich Jhnen hier vorlege?

"Wie ich sie lese, mein Herr? -- die
kann ich nicht lesen; es ist ja kein Geschrieb-
nes. Aber Dr. Luthers Bildniß, das ich
zu Haus unter Glas habe, kann ich wohl
lesen. Das hat ein künstlicher Schreibmei-
ster in Schrift verfaßt, und aus den sechs
Hauptstücken des Catechismus den ganzen

Dr.

gnomiſcher Glaubensgenoß; hielt doch an
mich, weil mich dieſe Vermuthung oft ge-
taͤuſcht hatte’. Zog aus meiner Schreibta-
fel einige Abſchattungen hervor, die ich mir
vorgenommen hatt’, als das phyſiognomi-
ſche Schiboleth, woran ich einen wahren
Sohn der Kunſt erkennen wollt, zu brauchen.

Herr, ſprach ich, Sie haben da eine
artige Manier, ſeh ich, Silhouetten auf
Porzellan zu fixiren, daß ſie der Zeitver-
wuͤſtung widerſtehen. Eine herrliche Erfin-
dung! Ohne Zweifel ſind Sie ein Phyſio-
gnom, — wie leſen Sie dieſe Schatten-
koͤpf’, die ich Jhnen hier vorlege?

„Wie ich ſie leſe, mein Herr? — die
kann ich nicht leſen; es iſt ja kein Geſchrieb-
nes. Aber Dr. Luthers Bildniß, das ich
zu Haus unter Glas habe, kann ich wohl
leſen. Das hat ein kuͤnſtlicher Schreibmei-
ſter in Schrift verfaßt, und aus den ſechs
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[134/0134] gnomiſcher Glaubensgenoß; hielt doch an mich, weil mich dieſe Vermuthung oft ge- taͤuſcht hatte’. Zog aus meiner Schreibta- fel einige Abſchattungen hervor, die ich mir vorgenommen hatt’, als das phyſiognomi- ſche Schiboleth, woran ich einen wahren Sohn der Kunſt erkennen wollt, zu brauchen. Herr, ſprach ich, Sie haben da eine artige Manier, ſeh ich, Silhouetten auf Porzellan zu fixiren, daß ſie der Zeitver- wuͤſtung widerſtehen. Eine herrliche Erfin- dung! Ohne Zweifel ſind Sie ein Phyſio- gnom, — wie leſen Sie dieſe Schatten- koͤpf’, die ich Jhnen hier vorlege? „Wie ich ſie leſe, mein Herr? — die kann ich nicht leſen; es iſt ja kein Geſchrieb- nes. Aber Dr. Luthers Bildniß, das ich zu Haus unter Glas habe, kann ich wohl leſen. Das hat ein kuͤnſtlicher Schreibmei- ſter in Schrift verfaßt, und aus den ſechs Hauptſtuͤcken des Catechiſmus den ganzen Dr.

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/134>, abgerufen am 26.11.2024.