Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Herr! -- Nun war die Maus in der
Fall', und der Sieg ganz auf meiner Seite;
aber es that doch einer Brücke noth, eh die
Partheyen wieder zusammen kamen, die
wurd endlich auf des herzguten Lavaters
Unkosten errichtet. Jch schaft selbst die
Materialien zur Hand, ob ichs gleich in
Foro conscientiae nicht auszufechten mich
getraut', daß ich meinen abwesenden Freund
und Lehrer zum Schuldträger vorschob.
Jhr' Gnaden, sprach ich, dürfen sichs nicht
befremden lassen, daß Jhr Urtheil diesmal
gestrandet ist, das nemliche ist schon an die-
ser Sandbank manchem physiognomischen
Piloten, mit dem Senkbley in der Hand
wiederfahren, der auf den Text im Buch
sein Augenmerk gerichtet und diesen für den
Leuchtthurm angesehen, der doch hier nur
Meteor ist. Mir kommts vor, als sey
diese Vignett eine Attrapp', mit Vorbedacht
aufgestellt, den physiognomischen Witz oder

Scharf-

Herr! — Nun war die Maus in der
Fall’, und der Sieg ganz auf meiner Seite;
aber es that doch einer Bruͤcke noth, eh die
Partheyen wieder zuſammen kamen, die
wurd endlich auf des herzguten Lavaters
Unkoſten errichtet. Jch ſchaft ſelbſt die
Materialien zur Hand, ob ichs gleich in
Foro conſcientiae nicht auszufechten mich
getraut’, daß ich meinen abweſenden Freund
und Lehrer zum Schuldtraͤger vorſchob.
Jhr’ Gnaden, ſprach ich, duͤrfen ſichs nicht
befremden laſſen, daß Jhr Urtheil diesmal
geſtrandet iſt, das nemliche iſt ſchon an die-
ſer Sandbank manchem phyſiognomiſchen
Piloten, mit dem Senkbley in der Hand
wiederfahren, der auf den Text im Buch
ſein Augenmerk gerichtet und dieſen fuͤr den
Leuchtthurm angeſehen, der doch hier nur
Meteor iſt. Mir kommts vor, als ſey
dieſe Vignett eine Attrapp’, mit Vorbedacht
aufgeſtellt, den phyſiognomiſchen Witz oder

Scharf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="168"/>
Herr! &#x2014; Nun war die Maus in der<lb/>
Fall&#x2019;, und der Sieg ganz auf meiner Seite;<lb/>
aber es that doch einer Bru&#x0364;cke noth, eh die<lb/>
Partheyen wieder zu&#x017F;ammen kamen, die<lb/>
wurd endlich auf des herzguten Lavaters<lb/>
Unko&#x017F;ten errichtet. Jch &#x017F;chaft &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
Materialien zur Hand, ob ichs gleich in<lb/><hi rendition="#aq">Foro con&#x017F;cientiae</hi> nicht auszufechten mich<lb/>
getraut&#x2019;, daß ich meinen abwe&#x017F;enden Freund<lb/>
und Lehrer zum Schuldtra&#x0364;ger vor&#x017F;chob.<lb/>
Jhr&#x2019; Gnaden, &#x017F;prach ich, du&#x0364;rfen &#x017F;ichs nicht<lb/>
befremden la&#x017F;&#x017F;en, daß Jhr Urtheil diesmal<lb/>
ge&#x017F;trandet i&#x017F;t, das nemliche i&#x017F;t &#x017F;chon an die-<lb/>
&#x017F;er Sandbank manchem phy&#x017F;iognomi&#x017F;chen<lb/>
Piloten, mit dem Senkbley in der Hand<lb/>
wiederfahren, der auf den Text im Buch<lb/>
&#x017F;ein Augenmerk gerichtet und die&#x017F;en fu&#x0364;r den<lb/>
Leuchtthurm ange&#x017F;ehen, der doch hier nur<lb/>
Meteor i&#x017F;t. Mir kommts vor, als &#x017F;ey<lb/>
die&#x017F;e Vignett eine Attrapp&#x2019;, mit Vorbedacht<lb/>
aufge&#x017F;tellt, den phy&#x017F;iognomi&#x017F;chen Witz oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Scharf-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0168] Herr! — Nun war die Maus in der Fall’, und der Sieg ganz auf meiner Seite; aber es that doch einer Bruͤcke noth, eh die Partheyen wieder zuſammen kamen, die wurd endlich auf des herzguten Lavaters Unkoſten errichtet. Jch ſchaft ſelbſt die Materialien zur Hand, ob ichs gleich in Foro conſcientiae nicht auszufechten mich getraut’, daß ich meinen abweſenden Freund und Lehrer zum Schuldtraͤger vorſchob. Jhr’ Gnaden, ſprach ich, duͤrfen ſichs nicht befremden laſſen, daß Jhr Urtheil diesmal geſtrandet iſt, das nemliche iſt ſchon an die- ſer Sandbank manchem phyſiognomiſchen Piloten, mit dem Senkbley in der Hand wiederfahren, der auf den Text im Buch ſein Augenmerk gerichtet und dieſen fuͤr den Leuchtthurm angeſehen, der doch hier nur Meteor iſt. Mir kommts vor, als ſey dieſe Vignett eine Attrapp’, mit Vorbedacht aufgeſtellt, den phyſiognomiſchen Witz oder Scharf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/168
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/168>, abgerufen am 24.11.2024.