Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778."Wer Menschen will kennen lernen, der Ja Herr, wenn Sie da hinaus wollen, gnug O 5
„Wer Menſchen will kennen lernen, der Ja Herr, wenn Sie da hinaus wollen, gnug O 5
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„Wer Menſchen will kennen lernen, der
verlangt zufoͤrderſt zu wiſſen, was ſie in
Beziehung auf ihn ſelbſt ſind, und was er
ſich von ihnen zu verſehen habe, in wiefern
ſie ihm nuͤtzen oder ſchaden koͤnnen; klaßifi-
cirt ſie erſt nach den Eigenſchaften des Her-
zens, und nachher nach denen des Geiſtes.
Jemands moraliſchen Charakter ihm gerade
zu und allein aus dem Geſicht leſen wollen,
iſt leere Einbildung und Vermeſſenheit. Die
Geſichtsform liefert ihren Quotienten von
Charakterzuͤgen; aber der Theil iſt niemals
das Ganze. Die Phyſiognomik ruhet nicht
auf einem, ſondern auf zwey Erkenntniß-
gruͤnden: nemlich Geſichtszuͤgen und That-
ſachen, das ſind die beyden ſtarken Arme,
die zuſammen den Menſchen ganz umſpan-
nen. Einer allein iſt zu unkraͤftig dazu,
ergreift zwar, aber umſpannt nicht.„
Ja Herr, wenn Sie da hinaus wollen,
ſo kanns an dem einen Arm der Thatſachen
gnug
O 5
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