Plumbsack spielt, daß ein solcher verkappter Wanderer, von dem kein Mensch weiß wer er ist, einen Klappant abbekommt, das kan sich wohl zutragen. Hat sich der Fall erst unlängst begeben mit einem gar feinen re- putirlichen Manne, wo ich mich recht ent- sinne, wars einer der Biographen des selg. Grafen Bernsdorf, dem begegnet der Mer- kur auf der Straße, als er sich in seinen anonymischen Mantel gehüllt hatte, und versezt ihm unversehens einen Hieb mit sei- nem Caduzeus Plumbsack, daß der Mann zusammen fuhr, seinen Mantel von einan- der schlug, frug was das für Manier sey, Leute die man nicht kenn, auf freier Stras- sen so zu insultiren? Worauf sein Reisiger noch scharf mit dem Gott expostulirt'. Der Stöhrenfried merkt' er hab eine Bevue ge- macht, deren er immer etwelche abzubitten hat, zog sein befiedertes Käpplein ab, und bat gar höchlich um Verzeihung, schob alle
Schuld
M 3
Plumbſack ſpielt, daß ein ſolcher verkappter Wanderer, von dem kein Menſch weiß wer er iſt, einen Klappant abbekommt, das kan ſich wohl zutragen. Hat ſich der Fall erſt unlaͤngſt begeben mit einem gar feinen re- putirlichen Manne, wo ich mich recht ent- ſinne, wars einer der Biographen des ſelg. Grafen Bernsdorf, dem begegnet der Mer- kur auf der Straße, als er ſich in ſeinen anonymiſchen Mantel gehuͤllt hatte, und verſezt ihm unverſehens einen Hieb mit ſei- nem Caduzeus Plumbſack, daß der Mann zuſammen fuhr, ſeinen Mantel von einan- der ſchlug, frug was das fuͤr Manier ſey, Leute die man nicht kenn, auf freier Straſ- ſen ſo zu inſultiren? Worauf ſein Reiſiger noch ſcharf mit dem Gott expoſtulirt’. Der Stoͤhrenfried merkt’ er hab eine Bevue ge- macht, deren er immer etwelche abzubitten hat, zog ſein befiedertes Kaͤpplein ab, und bat gar hoͤchlich um Verzeihung, ſchob alle
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Plumbſack ſpielt, daß ein ſolcher verkappter
Wanderer, von dem kein Menſch weiß wer
er iſt, einen Klappant abbekommt, das kan
ſich wohl zutragen. Hat ſich der Fall erſt
unlaͤngſt begeben mit einem gar feinen re-
putirlichen Manne, wo ich mich recht ent-
ſinne, wars einer der Biographen des ſelg.
Grafen Bernsdorf, dem begegnet der Mer-
kur auf der Straße, als er ſich in ſeinen
anonymiſchen Mantel gehuͤllt hatte, und
verſezt ihm unverſehens einen Hieb mit ſei-
nem Caduzeus Plumbſack, daß der Mann
zuſammen fuhr, ſeinen Mantel von einan-
der ſchlug, frug was das fuͤr Manier ſey,
Leute die man nicht kenn, auf freier Straſ-
ſen ſo zu inſultiren? Worauf ſein Reiſiger
noch ſcharf mit dem Gott expoſtulirt’. Der
Stoͤhrenfried merkt’ er hab eine Bevue ge-
macht, deren er immer etwelche abzubitten
hat, zog ſein befiedertes Kaͤpplein ab, und
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/181>, abgerufen am 16.07.2024.
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