Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

wohl zu Zeiten auf einen Tag das gute
Wetter verderben; aber das hat keinen sol-
chen Einfluß auf sein Glück und Wohlstand,
als wenn sie zur Nachtzeit freundnachbar-
lich bey ihm einbrächen, sich seiner Habe
bemächtigten, ihn knebelten und sich davon
machten. Die ganze Rotte Korah, über
welcher dem Museumskorrespondenten die
Haar zu Berg stehn, sind Männer, die L.
als Menschen, Bruder und Eydsgenossen
lieben und ehren, und im bürgerlichen Ver-
stand, gute Freund' und getreue Nachbarn
von ihm heissen mögen, die er einfolglich
auch, in diesen Relationen, mit Menschen-
liebe wiederum umfassen mag. Mit Jh-
ren Freund ists ganz 'n ander Ding. Sie
sind von Menschen als Mensch gemißhan-
delt worden, und das hat Sie nun gegen
die ganze Menschheit so wild gemacht, daß
Jhnen Welt und Weltbürgerey eben so viel
gilt als Mördergrub' und Buschklepperey.

Ob

wohl zu Zeiten auf einen Tag das gute
Wetter verderben; aber das hat keinen ſol-
chen Einfluß auf ſein Gluͤck und Wohlſtand,
als wenn ſie zur Nachtzeit freundnachbar-
lich bey ihm einbraͤchen, ſich ſeiner Habe
bemaͤchtigten, ihn knebelten und ſich davon
machten. Die ganze Rotte Korah, uͤber
welcher dem Muſeumskorreſpondenten die
Haar zu Berg ſtehn, ſind Maͤnner, die L.
als Menſchen, Bruder und Eydsgenoſſen
lieben und ehren, und im buͤrgerlichen Ver-
ſtand, gute Freund’ und getreue Nachbarn
von ihm heiſſen moͤgen, die er einfolglich
auch, in dieſen Relationen, mit Menſchen-
liebe wiederum umfaſſen mag. Mit Jh-
ren Freund iſts ganz ’n ander Ding. Sie
ſind von Menſchen als Menſch gemißhan-
delt worden, und das hat Sie nun gegen
die ganze Menſchheit ſo wild gemacht, daß
Jhnen Welt und Weltbuͤrgerey eben ſo viel
gilt als Moͤrdergrub’ und Buſchklepperey.

Ob
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0077" n="77"/>
wohl zu Zeiten auf einen Tag das gute<lb/>
Wetter verderben; aber das hat keinen &#x017F;ol-<lb/>
chen Einfluß auf &#x017F;ein Glu&#x0364;ck und Wohl&#x017F;tand,<lb/>
als wenn &#x017F;ie zur Nachtzeit freundnachbar-<lb/>
lich bey ihm einbra&#x0364;chen, &#x017F;ich &#x017F;einer Habe<lb/>
bema&#x0364;chtigten, ihn knebelten und &#x017F;ich davon<lb/>
machten. Die ganze Rotte Korah, u&#x0364;ber<lb/>
welcher dem Mu&#x017F;eumskorre&#x017F;pondenten die<lb/>
Haar zu Berg &#x017F;tehn, &#x017F;ind Ma&#x0364;nner, die L.<lb/>
als Men&#x017F;chen, Bruder und Eydsgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
lieben und ehren, und im bu&#x0364;rgerlichen Ver-<lb/>
&#x017F;tand, gute Freund&#x2019; und getreue Nachbarn<lb/>
von ihm hei&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gen, die er einfolglich<lb/>
auch, in die&#x017F;en Relationen, mit Men&#x017F;chen-<lb/>
liebe wiederum umfa&#x017F;&#x017F;en mag. Mit Jh-<lb/>
ren Freund i&#x017F;ts ganz &#x2019;n ander Ding. Sie<lb/>
&#x017F;ind von Men&#x017F;chen als Men&#x017F;ch gemißhan-<lb/>
delt worden, und das hat Sie nun gegen<lb/>
die ganze Men&#x017F;chheit &#x017F;o wild gemacht, daß<lb/>
Jhnen Welt und Weltbu&#x0364;rgerey eben &#x017F;o viel<lb/>
gilt als Mo&#x0364;rdergrub&#x2019; und Bu&#x017F;chklepperey.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0077] wohl zu Zeiten auf einen Tag das gute Wetter verderben; aber das hat keinen ſol- chen Einfluß auf ſein Gluͤck und Wohlſtand, als wenn ſie zur Nachtzeit freundnachbar- lich bey ihm einbraͤchen, ſich ſeiner Habe bemaͤchtigten, ihn knebelten und ſich davon machten. Die ganze Rotte Korah, uͤber welcher dem Muſeumskorreſpondenten die Haar zu Berg ſtehn, ſind Maͤnner, die L. als Menſchen, Bruder und Eydsgenoſſen lieben und ehren, und im buͤrgerlichen Ver- ſtand, gute Freund’ und getreue Nachbarn von ihm heiſſen moͤgen, die er einfolglich auch, in dieſen Relationen, mit Menſchen- liebe wiederum umfaſſen mag. Mit Jh- ren Freund iſts ganz ’n ander Ding. Sie ſind von Menſchen als Menſch gemißhan- delt worden, und das hat Sie nun gegen die ganze Menſchheit ſo wild gemacht, daß Jhnen Welt und Weltbuͤrgerey eben ſo viel gilt als Moͤrdergrub’ und Buſchklepperey. Ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/77
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/77>, abgerufen am 21.11.2024.