Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

absticht: so muß Er mir den Wunsch verzei-
hen, daß ich lieber wollt', Er sey des er-
stern Bastardsohn im vierten Glied, als des
letztern eheleiblicher Enkel im zehnten.

Es ist eine armselige Ausflucht, daß Er
durch die angerühmte Vollwichtigkeit der ge-
ränderten Dukaten, die geringe Anzahl der-
selben bemänteln will. Das kommt mir
eben so vor, wie die Gaskonade des Kom-
mendanten von Barcellona, da der itztre-
gierende König von Spanien daselbst ans
Land stieg, von der brüderlichen Erbschaft
Besitz zu nehmen. Als der Ehrenmann
von seinem neuen Herrn gefragt wurde, ob
er viel Soldaten unter seinem Befehl habe,
antwortete der lakonische Spanier: wenig
aber gute! worauf Se. katholische Maje-
stät gar nachdenklich erwiederte: ein König
von Spanien müsse nicht allein gute Solda-
ten haben, sondern auch viele. Und so
verhält sichs auch mit einem Reiser, beson-

ders

abſticht: ſo muß Er mir den Wunſch verzei-
hen, daß ich lieber wollt’, Er ſey des er-
ſtern Baſtardſohn im vierten Glied, als des
letztern eheleiblicher Enkel im zehnten.

Es iſt eine armſelige Ausflucht, daß Er
durch die angeruͤhmte Vollwichtigkeit der ge-
raͤnderten Dukaten, die geringe Anzahl der-
ſelben bemaͤnteln will. Das kommt mir
eben ſo vor, wie die Gaſkonade des Kom-
mendanten von Barcellona, da der itztre-
gierende Koͤnig von Spanien daſelbſt ans
Land ſtieg, von der bruͤderlichen Erbſchaft
Beſitz zu nehmen. Als der Ehrenmann
von ſeinem neuen Herrn gefragt wurde, ob
er viel Soldaten unter ſeinem Befehl habe,
antwortete der lakoniſche Spanier: wenig
aber gute! worauf Se. katholiſche Maje-
ſtaͤt gar nachdenklich erwiederte: ein Koͤnig
von Spanien muͤſſe nicht allein gute Solda-
ten haben, ſondern auch viele. Und ſo
verhaͤlt ſichs auch mit einem Reiſer, beſon-

ders
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0115" n="107"/>
ab&#x017F;ticht: &#x017F;o muß Er mir den Wun&#x017F;ch verzei-<lb/>
hen, daß ich lieber wollt&#x2019;, Er &#x017F;ey des er-<lb/>
&#x017F;tern Ba&#x017F;tard&#x017F;ohn im vierten Glied, als des<lb/>
letztern eheleiblicher Enkel im zehnten.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t eine arm&#x017F;elige Ausflucht, daß Er<lb/>
durch die angeru&#x0364;hmte Vollwichtigkeit der ge-<lb/>
ra&#x0364;nderten Dukaten, die geringe Anzahl der-<lb/>
&#x017F;elben bema&#x0364;nteln will. Das kommt mir<lb/>
eben &#x017F;o vor, wie die Ga&#x017F;konade des Kom-<lb/>
mendanten von Barcellona, da der itztre-<lb/>
gierende Ko&#x0364;nig von Spanien da&#x017F;elb&#x017F;t ans<lb/>
Land &#x017F;tieg, von der bru&#x0364;derlichen Erb&#x017F;chaft<lb/>
Be&#x017F;itz zu nehmen. Als der Ehrenmann<lb/>
von &#x017F;einem neuen Herrn gefragt wurde, ob<lb/>
er viel Soldaten unter &#x017F;einem Befehl habe,<lb/>
antwortete der lakoni&#x017F;che Spanier: wenig<lb/>
aber gute! worauf Se. katholi&#x017F;che Maje-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;t gar nachdenklich erwiederte: ein Ko&#x0364;nig<lb/>
von Spanien mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht allein gute Solda-<lb/>
ten haben, &#x017F;ondern auch viele. Und &#x017F;o<lb/>
verha&#x0364;lt &#x017F;ichs auch mit einem Rei&#x017F;er, be&#x017F;on-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ders</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0115] abſticht: ſo muß Er mir den Wunſch verzei- hen, daß ich lieber wollt’, Er ſey des er- ſtern Baſtardſohn im vierten Glied, als des letztern eheleiblicher Enkel im zehnten. Es iſt eine armſelige Ausflucht, daß Er durch die angeruͤhmte Vollwichtigkeit der ge- raͤnderten Dukaten, die geringe Anzahl der- ſelben bemaͤnteln will. Das kommt mir eben ſo vor, wie die Gaſkonade des Kom- mendanten von Barcellona, da der itztre- gierende Koͤnig von Spanien daſelbſt ans Land ſtieg, von der bruͤderlichen Erbſchaft Beſitz zu nehmen. Als der Ehrenmann von ſeinem neuen Herrn gefragt wurde, ob er viel Soldaten unter ſeinem Befehl habe, antwortete der lakoniſche Spanier: wenig aber gute! worauf Se. katholiſche Maje- ſtaͤt gar nachdenklich erwiederte: ein Koͤnig von Spanien muͤſſe nicht allein gute Solda- ten haben, ſondern auch viele. Und ſo verhaͤlt ſichs auch mit einem Reiſer, beſon- ders

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/115
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/115>, abgerufen am 22.12.2024.