Jahren zu Jhren Gunsten, bey meiner da- maligen Krankheit, in der Gerichtsstube de- ponirt habe.
So sehr ich geneigt bin, in Jhrer stür- mischen Gemüthsart, dem gewöhnlichen Temperamentsfehler Jhres Geschlechts, wenn solches nicht durch das Joch des hei- ligen Ehestandes gebändiget wird, für Sie eine Entschuldigung zu finden; denn die Menschenspäher haben längst die Beobach- tung gemacht, daß die sanfteste Grazie vom Mädchen im siebzehnten Jahre, eine strenge Vestalin im dreißigsten, und zehn Jahr später vielleicht eine Furie werde: so bin ich doch nicht vermögend, durch irgend einen schein- baren Vorwand, zu Beschönigung Jhres gewaltsamen Attentats, mich selbst zu hin- tergehen. Hätte sich der freche Ganymed etwan in einem Winkel des Hauses zu Jh- rem Gehege gehörig, Jhren verschämten Au- gen zur Schau dargestellt, oder sich gar in
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Jahren zu Jhren Gunſten, bey meiner da- maligen Krankheit, in der Gerichtsſtube de- ponirt habe.
So ſehr ich geneigt bin, in Jhrer ſtuͤr- miſchen Gemuͤthsart, dem gewoͤhnlichen Temperamentsfehler Jhres Geſchlechts, wenn ſolches nicht durch das Joch des hei- ligen Eheſtandes gebaͤndiget wird, fuͤr Sie eine Entſchuldigung zu finden; denn die Menſchenſpaͤher haben laͤngſt die Beobach- tung gemacht, daß die ſanfteſte Grazie vom Maͤdchen im ſiebzehnten Jahre, eine ſtrenge Veſtalin im dreißigſten, und zehn Jahr ſpaͤter vielleicht eine Furie werde: ſo bin ich doch nicht vermoͤgend, durch irgend einen ſchein- baren Vorwand, zu Beſchoͤnigung Jhres gewaltſamen Attentats, mich ſelbſt zu hin- tergehen. Haͤtte ſich der freche Ganymed etwan in einem Winkel des Hauſes zu Jh- rem Gehege gehoͤrig, Jhren verſchaͤmten Au- gen zur Schau dargeſtellt, oder ſich gar in
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Jahren zu Jhren Gunſten, bey meiner da-
maligen Krankheit, in der Gerichtsſtube de-
ponirt habe.
So ſehr ich geneigt bin, in Jhrer ſtuͤr-
miſchen Gemuͤthsart, dem gewoͤhnlichen
Temperamentsfehler Jhres Geſchlechts,
wenn ſolches nicht durch das Joch des hei-
ligen Eheſtandes gebaͤndiget wird, fuͤr Sie
eine Entſchuldigung zu finden; denn die
Menſchenſpaͤher haben laͤngſt die Beobach-
tung gemacht, daß die ſanfteſte Grazie vom
Maͤdchen im ſiebzehnten Jahre, eine ſtrenge
Veſtalin im dreißigſten, und zehn Jahr ſpaͤter
vielleicht eine Furie werde: ſo bin ich doch
nicht vermoͤgend, durch irgend einen ſchein-
baren Vorwand, zu Beſchoͤnigung Jhres
gewaltſamen Attentats, mich ſelbſt zu hin-
tergehen. Haͤtte ſich der freche Ganymed
etwan in einem Winkel des Hauſes zu Jh-
rem Gehege gehoͤrig, Jhren verſchaͤmten Au-
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/132>, abgerufen am 22.12.2024.
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