Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

zu er sich anheischig gemacht hat. Wär
traun ein Meisterstück für einen Bartscherer,
schier so kunstreich, als die Erfindung des
Tausendkünstlers aus der Vorwelt, der die
Flöhe an Ketten legte wie die Baugefange-
nen, und einen wächsernen Wagen fertigte,
den nebst den Sechs Gespan davor, ein
Mückenflügel deckte.

Genau erwogen läßt sich kein unschickli-
cher Werkzeug als ein Scheermesser geden-
ken, den Kopf oder Körper einer Biene
von dem feinen Haarauswuchs zu befreien.
Den guten Lavater hat bey seiner ganzen
Bienenlehre die cognitio symbolica aus
der Logik, durch eine seltsame Association
irre geführt, wie das der Berliner Bienen-
freund, in der Kritik über das physiogno-
mische Werk, auch gar fein bemerket. Hät-
te Freund L. das, was er für Haare nimmt,
sich als Federn oder Wolle gedacht: so wür-
de er schwerlich auf die drollige Jdee des

Ra-

zu er ſich anheiſchig gemacht hat. Waͤr
traun ein Meiſterſtuͤck fuͤr einen Bartſcherer,
ſchier ſo kunſtreich, als die Erfindung des
Tauſendkuͤnſtlers aus der Vorwelt, der die
Floͤhe an Ketten legte wie die Baugefange-
nen, und einen waͤchſernen Wagen fertigte,
den nebſt den Sechs Geſpan davor, ein
Muͤckenfluͤgel deckte.

Genau erwogen laͤßt ſich kein unſchickli-
cher Werkzeug als ein Scheermeſſer geden-
ken, den Kopf oder Koͤrper einer Biene
von dem feinen Haarauswuchs zu befreien.
Den guten Lavater hat bey ſeiner ganzen
Bienenlehre die cognitio ſymbolica aus
der Logik, durch eine ſeltſame Aſſociation
irre gefuͤhrt, wie das der Berliner Bienen-
freund, in der Kritik uͤber das phyſiogno-
miſche Werk, auch gar fein bemerket. Haͤt-
te Freund L. das, was er fuͤr Haare nimmt,
ſich als Federn oder Wolle gedacht: ſo wuͤr-
de er ſchwerlich auf die drollige Jdee des

Ra-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0140" n="132"/>
zu er &#x017F;ich anhei&#x017F;chig gemacht hat. Wa&#x0364;r<lb/>
traun ein Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck fu&#x0364;r einen Bart&#x017F;cherer,<lb/>
&#x017F;chier &#x017F;o kun&#x017F;treich, als die Erfindung des<lb/>
Tau&#x017F;endku&#x0364;n&#x017F;tlers aus der Vorwelt, der die<lb/>
Flo&#x0364;he an Ketten legte wie die Baugefange-<lb/>
nen, und einen wa&#x0364;ch&#x017F;ernen Wagen fertigte,<lb/>
den neb&#x017F;t den Sechs Ge&#x017F;pan davor, ein<lb/>
Mu&#x0364;ckenflu&#x0364;gel deckte.</p><lb/>
          <p>Genau erwogen la&#x0364;ßt &#x017F;ich kein un&#x017F;chickli-<lb/>
cher Werkzeug als ein Scheerme&#x017F;&#x017F;er geden-<lb/>
ken, den Kopf oder Ko&#x0364;rper einer Biene<lb/>
von dem feinen Haarauswuchs zu befreien.<lb/>
Den guten Lavater hat bey &#x017F;einer ganzen<lb/>
Bienenlehre die <hi rendition="#aq">cognitio &#x017F;ymbolica</hi> aus<lb/>
der Logik, durch eine &#x017F;elt&#x017F;ame A&#x017F;&#x017F;ociation<lb/>
irre gefu&#x0364;hrt, wie das der Berliner Bienen-<lb/>
freund, in der Kritik u&#x0364;ber das phy&#x017F;iogno-<lb/>
mi&#x017F;che Werk, auch gar fein bemerket. Ha&#x0364;t-<lb/>
te Freund L. das, was er fu&#x0364;r Haare nimmt,<lb/>
&#x017F;ich als Federn oder Wolle gedacht: &#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
de er &#x017F;chwerlich auf die drollige Jdee des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ra-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0140] zu er ſich anheiſchig gemacht hat. Waͤr traun ein Meiſterſtuͤck fuͤr einen Bartſcherer, ſchier ſo kunſtreich, als die Erfindung des Tauſendkuͤnſtlers aus der Vorwelt, der die Floͤhe an Ketten legte wie die Baugefange- nen, und einen waͤchſernen Wagen fertigte, den nebſt den Sechs Geſpan davor, ein Muͤckenfluͤgel deckte. Genau erwogen laͤßt ſich kein unſchickli- cher Werkzeug als ein Scheermeſſer geden- ken, den Kopf oder Koͤrper einer Biene von dem feinen Haarauswuchs zu befreien. Den guten Lavater hat bey ſeiner ganzen Bienenlehre die cognitio ſymbolica aus der Logik, durch eine ſeltſame Aſſociation irre gefuͤhrt, wie das der Berliner Bienen- freund, in der Kritik uͤber das phyſiogno- miſche Werk, auch gar fein bemerket. Haͤt- te Freund L. das, was er fuͤr Haare nimmt, ſich als Federn oder Wolle gedacht: ſo wuͤr- de er ſchwerlich auf die drollige Jdee des Ra-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/140
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/140>, abgerufen am 22.12.2024.