Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

ben, zu berühren. Kam mir ein, weil ich
vermerkte, daß er was hatte, das ihn sehr
zwängte und drängte, und gleichwohl nicht
heraus wollte, die Entledigung auf eine
schickliche Art zu befördern. Sezte mich
unter einen Feldbaum, als ich des Herum-
lauffens im Feld müde war, und sann auf
den Jntroitus der Rede, die ich an den
Freund Murrkopf zu halten gedachte. Wenn
man sich genothdrungen findet, Odiosa zu
berühren, halt ich der Sache sehr zuträg-
lich, sich nach einer glimpflichen Einklei-
dung umzusehen. Denke dabey immer an
das Verfahren meines Chirurgus: denn als
mir Dr. Baldrian einsmals ein Klystir ver-
ordnet hatte, gegen welches ich einen großen
Widerwillen bezeigte, überzog der Feldscheer
die Klystirsprütz' mit einem umgekehrten
Taubenkropf, und so ging alles leicht und
ohne große Beschwerde von statten. Fügte
sich von Ungefehr, daß ich ein Lesebüchlein

aus

ben, zu beruͤhren. Kam mir ein, weil ich
vermerkte, daß er was hatte, das ihn ſehr
zwaͤngte und draͤngte, und gleichwohl nicht
heraus wollte, die Entledigung auf eine
ſchickliche Art zu befoͤrdern. Sezte mich
unter einen Feldbaum, als ich des Herum-
lauffens im Feld muͤde war, und ſann auf
den Jntroitus der Rede, die ich an den
Freund Murrkopf zu halten gedachte. Wenn
man ſich genothdrungen findet, Odioſa zu
beruͤhren, halt ich der Sache ſehr zutraͤg-
lich, ſich nach einer glimpflichen Einklei-
dung umzuſehen. Denke dabey immer an
das Verfahren meines Chirurgus: denn als
mir Dr. Baldrian einsmals ein Klyſtir ver-
ordnet hatte, gegen welches ich einen großen
Widerwillen bezeigte, uͤberzog der Feldſcheer
die Klyſtirſpruͤtz’ mit einem umgekehrten
Taubenkropf, und ſo ging alles leicht und
ohne große Beſchwerde von ſtatten. Fuͤgte
ſich von Ungefehr, daß ich ein Leſebuͤchlein

aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="142"/>
ben, zu beru&#x0364;hren. Kam mir ein, weil ich<lb/>
vermerkte, daß er was hatte, das ihn &#x017F;ehr<lb/>
zwa&#x0364;ngte und dra&#x0364;ngte, und gleichwohl nicht<lb/>
heraus wollte, die Entledigung auf eine<lb/>
&#x017F;chickliche Art zu befo&#x0364;rdern. Sezte mich<lb/>
unter einen Feldbaum, als ich des Herum-<lb/>
lauffens im Feld mu&#x0364;de war, und &#x017F;ann auf<lb/>
den Jntroitus der Rede, die ich an den<lb/>
Freund Murrkopf zu halten gedachte. Wenn<lb/>
man &#x017F;ich genothdrungen findet, Odio&#x017F;a zu<lb/>
beru&#x0364;hren, halt ich der Sache &#x017F;ehr zutra&#x0364;g-<lb/>
lich, &#x017F;ich nach einer glimpflichen Einklei-<lb/>
dung umzu&#x017F;ehen. Denke dabey immer an<lb/>
das Verfahren meines Chirurgus: denn als<lb/>
mir Dr. Baldrian einsmals ein Kly&#x017F;tir ver-<lb/>
ordnet hatte, gegen welches ich einen großen<lb/>
Widerwillen bezeigte, u&#x0364;berzog der Feld&#x017F;cheer<lb/>
die Kly&#x017F;tir&#x017F;pru&#x0364;tz&#x2019; mit einem umgekehrten<lb/>
Taubenkropf, und &#x017F;o ging alles leicht und<lb/>
ohne große Be&#x017F;chwerde von &#x017F;tatten. Fu&#x0364;gte<lb/>
&#x017F;ich von Ungefehr, daß ich ein Le&#x017F;ebu&#x0364;chlein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0150] ben, zu beruͤhren. Kam mir ein, weil ich vermerkte, daß er was hatte, das ihn ſehr zwaͤngte und draͤngte, und gleichwohl nicht heraus wollte, die Entledigung auf eine ſchickliche Art zu befoͤrdern. Sezte mich unter einen Feldbaum, als ich des Herum- lauffens im Feld muͤde war, und ſann auf den Jntroitus der Rede, die ich an den Freund Murrkopf zu halten gedachte. Wenn man ſich genothdrungen findet, Odioſa zu beruͤhren, halt ich der Sache ſehr zutraͤg- lich, ſich nach einer glimpflichen Einklei- dung umzuſehen. Denke dabey immer an das Verfahren meines Chirurgus: denn als mir Dr. Baldrian einsmals ein Klyſtir ver- ordnet hatte, gegen welches ich einen großen Widerwillen bezeigte, uͤberzog der Feldſcheer die Klyſtirſpruͤtz’ mit einem umgekehrten Taubenkropf, und ſo ging alles leicht und ohne große Beſchwerde von ſtatten. Fuͤgte ſich von Ungefehr, daß ich ein Leſebuͤchlein aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/150
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/150>, abgerufen am 22.12.2024.