Bürger daran entdeckt habe: nämlich, daß es bucklich sey, und eben das Gebrechen würde der Volksdichter, wenn er zugegen gewesen wär, an der guten Dame auch wahrgenommen haben. Außerdem war ein iunger Herr vorhanden, der eben von seinen Reisen nach Hause war, und sich eine Zeit- lang in Wien und Wetzlar aufgehalten hat- te, den Reichsprozeß zu studiren. War ei- ne weichgeschaffne Seele, durchaus empfind- sam, und machte mit dem Vater einen star- ken Kontrast; die einzige Frucht aus recht- mäßigen Ehebett, das Jdol der Eltern, des- sen Wink ihr Gesetz war. Hieß mit seinem Taufnamen nicht Burchold oder Brechtold, sondern ganz dem Familiengebrauch entge- gen, Dorotheus oder eigentlich a Deo da- tus wie Ludwig XIV. Wiewohl der aller- christlichste König solchen Namen nur Jn- cogniw geführet hat, da er sich in der Ge- sellschaft der übrigen en procession verlohr;
der
Buͤrger daran entdeckt habe: naͤmlich, daß es bucklich ſey, und eben das Gebrechen wuͤrde der Volksdichter, wenn er zugegen geweſen waͤr, an der guten Dame auch wahrgenommen haben. Außerdem war ein iunger Herr vorhanden, der eben von ſeinen Reiſen nach Hauſe war, und ſich eine Zeit- lang in Wien und Wetzlar aufgehalten hat- te, den Reichsprozeß zu ſtudiren. War ei- ne weichgeſchaffne Seele, durchaus empfind- ſam, und machte mit dem Vater einen ſtar- ken Kontraſt; die einzige Frucht aus recht- maͤßigen Ehebett, das Jdol der Eltern, deſ- ſen Wink ihr Geſetz war. Hieß mit ſeinem Taufnamen nicht Burchold oder Brechtold, ſondern ganz dem Familiengebrauch entge- gen, Dorotheus oder eigentlich a Deo da- tus wie Ludwig XIV. Wiewohl der aller- chriſtlichſte Koͤnig ſolchen Namen nur Jn- cogniw gefuͤhret hat, da er ſich in der Ge- ſellſchaft der uͤbrigen en proceſſion verlohr;
der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0016"n="8"/>
Buͤrger daran entdeckt habe: naͤmlich, daß<lb/>
es bucklich ſey, und eben das Gebrechen<lb/>
wuͤrde der Volksdichter, wenn er zugegen<lb/>
geweſen waͤr, an der guten Dame auch<lb/>
wahrgenommen haben. Außerdem war ein<lb/>
iunger Herr vorhanden, der eben von ſeinen<lb/>
Reiſen nach Hauſe war, und ſich eine Zeit-<lb/>
lang in Wien und Wetzlar aufgehalten hat-<lb/>
te, den Reichsprozeß zu ſtudiren. War ei-<lb/>
ne weichgeſchaffne Seele, durchaus empfind-<lb/>ſam, und machte mit dem Vater einen ſtar-<lb/>
ken Kontraſt; die einzige Frucht aus recht-<lb/>
maͤßigen Ehebett, das Jdol der Eltern, deſ-<lb/>ſen Wink ihr Geſetz war. Hieß mit ſeinem<lb/>
Taufnamen nicht Burchold oder Brechtold,<lb/>ſondern ganz dem Familiengebrauch entge-<lb/>
gen, Dorotheus oder eigentlich <hirendition="#aq">a Deo da-<lb/>
tus</hi> wie Ludwig <hirendition="#aq">XIV.</hi> Wiewohl der aller-<lb/>
chriſtlichſte Koͤnig ſolchen Namen nur Jn-<lb/>
cogniw gefuͤhret hat, da er ſich in der Ge-<lb/>ſellſchaft der uͤbrigen <hirendition="#aq">en proceſſion</hi> verlohr;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[8/0016]
Buͤrger daran entdeckt habe: naͤmlich, daß
es bucklich ſey, und eben das Gebrechen
wuͤrde der Volksdichter, wenn er zugegen
geweſen waͤr, an der guten Dame auch
wahrgenommen haben. Außerdem war ein
iunger Herr vorhanden, der eben von ſeinen
Reiſen nach Hauſe war, und ſich eine Zeit-
lang in Wien und Wetzlar aufgehalten hat-
te, den Reichsprozeß zu ſtudiren. War ei-
ne weichgeſchaffne Seele, durchaus empfind-
ſam, und machte mit dem Vater einen ſtar-
ken Kontraſt; die einzige Frucht aus recht-
maͤßigen Ehebett, das Jdol der Eltern, deſ-
ſen Wink ihr Geſetz war. Hieß mit ſeinem
Taufnamen nicht Burchold oder Brechtold,
ſondern ganz dem Familiengebrauch entge-
gen, Dorotheus oder eigentlich a Deo da-
tus wie Ludwig XIV. Wiewohl der aller-
chriſtlichſte Koͤnig ſolchen Namen nur Jn-
cogniw gefuͤhret hat, da er ſich in der Ge-
ſellſchaft der uͤbrigen en proceſſion verlohr;
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/16>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.